Albträume ♤

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"So wie nicht jeder träumt,
der schläft,
so schläft auch nicht jeder
der träumt."

~ Georg Christoph Lichtenberg

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"Ich soll das jetzt einfach trinken?", fragte Dayna unsicher.

"Ja", antwortete Caleb ihr nur knapp.

"Und was passiert dann?", hakte sie weiter nach. Kurzes Schweigen.

"Ich bin mir nicht sicher. Aber ich vermute, du wirst wieder zu Prinzessin Seraphina Tenebrae, mit all ihren Fähigkeiten."

"Und was sind das genau für Fähigkeiten?, wollte sie wissen.

Ein verschmitztes Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Wächters aus. "Das wirst du dann sehen", erwiderte er ohne wirkliche Aussage.

Schulterzuckend formte Dayna eine Kuhle mit ihrer Handfläche, sammelte etwas Wasser aus der Quelle darin und nahm einen kräftigen Schluck davon. Ihr Mal begann unverzüglich zu brennen und sie spürte, wie eine innere Wärme sich in ihr ausbreitete. Im nächsten Augenblick wurde ihr wieder schwarz vor Augen und sie musste sich an Caleb stützen, um nicht umzukippen.

Nach einer Weile kam sie langsam wieder zu sich und sah in Calebs erwartungsvoll leuchtende Augen.

"Und?", fragte sie, ebensfalls insgeheim darauf hoffend, sich sogleich in eine mystische, jahrhundertealte Prinzessin zu verwandeln.

Der Wächter versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen und scheiterte kläglich daran.

"Und jetzt? Was können wir tun?", fragte sie traurig, als er keine Anstalten machte etwas zu dem missglückten Vorhaben zu sagen.

Er lächelte ihr aufmunternd zu. "Ich werde dich erstmal zurück nach Hause bringen, bevor deine Eltern sich Sorgen machen", teilte er ihr niederschmetternd mit.

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Müde entledigte sich Dayna ihrer durchgeschwitzten, von Staub benetzten Kleidung und zog sich ihren sehr bequemen, aber gleichzeitig auch unheimlich peinlichen rosa Plüschpyjama über.

Sie war viel zu müde und überwältigt, um jetzt noch schnell unter die Dusche zu springen. Doch sie brauchte das beruhigende Gefühl des angenehmen Stoffes auf ihrer Haut gerade mehr, als jemals zuvor.

In Gedanken versunken, schmiss sie sich auf Ihr großes Bett und vergrub sich schützend in den unzäligen Kissen darauf. Sie verspürte das dringende Bedürfnis danach, sich die Bettdecke über den Kopf zu ziehen. Noch immer konnte sie nicht ganz begreifen, was ihr in dieser unwirklichen Nacht zugestoßen war und begann sich allmählich um ihre eigene geistige Gesundheit zu sorgen. Doch die vorangegangenen Ereignisse hatten sich viel zu real in ihr Gedächtnis eingebrannt, um ihrer Phantasie entsprungen sein zu können.

Nachdem durch das Trinken aus der magischen Quelle nichts weiter geschehen war, hatte Caleb sie wieder aus der verschachtelten Höhle herausgeführt. Vor deren Eingang hatte sie bereits ihr, ebenfalls neu-gewonnener Freund, Schemen erwartet.

Der Anblick des lustig aussehenden Winzlings hatte sie sofort zum Schmunzeln gebracht und für einen kurzen Moment die teilweise schrecklichen Erinnerungen, welche mit der Berührung des magischen Steines auf sie hereingebrochen waren, verdrängen lassen. Da Sir Caleb sich aus dem für das Mädchen unverständlichen Gründen jedoch vehement geweigert hatte, den Reimerling von seiner auferlegten Schweigepflicht zu erlösen, war der Rückweg zum Übergang auf die andere Seite unglaublich langweilig und düster gewesen.

Burning ShadowsWhere stories live. Discover now