Tylwyth Teg ♤

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"Der muss viel fürchten,
der da will,
dass ihn auch sollen
fürchten viel.

~ Sebastian Brant
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"Wir sind da", verkündete Caleb endlich.

Die Abenddämmerung war bereits eingetreten und Dayna konnte im dichten Nebel beinahe ihre eigenen Füße nicht erkennen.

"Wirklich? Hier?", fragte sie ungläubig.

Sie hatte erwartet, das riesige Königreich bereits aus weiter Entfernung zu entdecken. Ungeduldig wollte das erschöpfte Mädchen vorausstürmen, um das prächtige Schloss aus ihrer Erinnerung mit eigenen Augen betrachten zu können.  Doch der Wächter hielt sie zurück.

"Warte", befahl er schroff und riss ihr dabei mit einer gekonnten Handbewegung den kleinen Klettaufkleber vom Arm.

Während das Mädchen noch viel zu perplex war, als dass es eine Reaktion von sich geben konnte, drehte er das Ding um und befestigte es anschließend mit seiner gerade-erschienenen,  anderen weißen Seite wieder. Unerwartet begann Daynas Kleidung sich an jeder Stelle ihres Körpers frostig anzufühlen, beinahe so, als wäre sie mit Eis übersät. Gerade, als sie dachte, es nicht mehr auszuhalten, hörte die seltsame Sinneserscheinung plötzlich wieder auf.
Als sie an sich herunter sah bemerkte sie, dass ihr eben noch pechschwarzes Outfit sich inzwischen in eine strahlend weiße Uniform aus wesentlich leichterer, lockerer Seide verwandelt hatte.

"Wie geht denn sowas?"

Caleb schenkte ihr ein schmales Lächeln.

"Ihr werdet euch noch wundern, was alles möglich ist", erläuterte er ihr verheißungsvoll und nahm dabei ihre Hand.
"Bist du bereit deinem Schicksal erneut entgegegen zu treten?"

"Ja", antwortete sie entschlossener, als sie sich fühlte.

"Gut. Dann treffen wir jetzt den König."

Er tippte mit seinem rechten Zeigefinger auf einen unsichtbaren Widerstand vor Ihnen, schien einige seltsame Symbole mit seiner Hand zu gestikulieren und schob seine Handfläche mit starkem Druck gegen die Barriere.
Vor ihnen erschien das atemberaubende Bild eines spektakulären Königreiches.
Sie wollte sich in Ruhe alles genauer ansehen, doch Caleb schob sie ungeduldig weiter.
Gemeinsam, übertraten sie die Schwelle zum königlichen Hofe.

"Hey!", ertönte es plötzlich zu Ihrer Seite und Dayna sah noch, wie etliche Wächter im selben schwarzen Kampfoutfit wie Caleb auf sie zustürmten, bevor sie das Bewusstsein verlor und langsam zu Boden sank.

☆☆☆

Dayna war verwirrt. Sie stand nun mit Caleb im Thronsaal des riesigen Schlosses, welches sie eben noch aus etlicher Entfernung voller Ehrfurcht betrachtet hatte.
Es schien, als würden sie auf etwas warten. Doch sie wusste nicht genau, was das war.
Eigentlich wusste sie auch überhaupt nicht, wie sie hier hergekommem war und erinnerte sich auch an sonst nichts, seit sie die Schwelle zum dunklen Königreich überwunden hatte.

Ihr Kopf schwirrte und sie hatte die schrecklichste Migräne seit Erfindung des Wortes selbst.

Mit lautem Gekrache öffnete sich eine monströse, prunkvoll in Handarbeit verzierte Tür auf der anderen Seite des viel zu großen Raumes mit den höchsten Decken, die Dayna je gesehen hatte und sorgte dafür, dass es in ihrem Kopf zu hämmern und pochen begann wie verrückt.
Es kamen verschiedene Bedienstete hervor, welche sich alle um den Thron herum versammelten, um dann dort, wo sie standen, niederzuknien.

Burning ShadowsWhere stories live. Discover now