Folgenreiche Entscheidungen

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Daynas Kopf brodelte während sie unruhig in ihrem Zimmer darauf wartete, dass Caleb endlich auftauchen würde.

Sie hatten sich zwar nicht explizit verabredet, dennoch hoffte sie inständig, dass er sie heute Abend nach all diesen nervenaufreibende Ereignissen noch besuchen würde. Sonst würde sie sicher nie in den Schlaf finden.

Nach dem Gespräch mit dem König war sie sofort alleine auf ihr Zimmer geeilt. Aydan hatte eigentlich noch vor der Tür auf sie gewartet, wofür sie ihm trotz der unliebsamen Bitte des Königs, die wohl viel eher als Befehl zu verstehen war, sehr dankbar gewesen war. Doch der Herrscher hatte seinen Lieblingsprinzen natürlich direkt als nächstes einbeordert, sodass er ihr wieder mal nur ein entschuldigendes Lächeln schenken konnte, welches sie diesmal mit einem flauen Gefühl im Magen erwiderte. Denn sie konnte sich nur zu gut ausmalen, was auch er gleich erfahren würde.

Nämlich, dass die beiden heiraten sollten.

Das Ganze kam Dayna immernoch so unglaublich surreal vor, dass sie schon fast erwartete, jeden Moment aus diesem Albtraum zu erwachen und wieder in dem altbekannten Bett in ihrem Elternhaus zu liegen. Wie herzlich sie dann mit Sicherheit über ihre blühende Phantasie gelacht hätte.

Aber dem war leider nicht so.

Das merkte sie spätestens dann, als sie eine Stunde später ihrem Wächter gegenüberstand. Denn nachdem sie ihm von ihrem Gespräch mit dem König berichtet hatte, verließ dessen Gesicht augenblicklich jegliche Farbe und er erstarrte zu einer Salzsäule. Sein Blick schien leer und trüb, lediglich an seinen geballten Fäusten konnte sie deuten, was er von dieser schrecklichen Offenbarung hielt.

Und als sie sich dann letzten Endes laut schluchzend in seine Arme fallen ließ und er sie beschützerisch festhielt, meinte sie auch ihn ganz leise weinen zu hören.

Erst nach einer gefühlten Ewigkeit schob der Mann sie sanft ein Stück zurück und sah sie aus glasigen Augen an, in denen nun allerdings plötzlich eine Entschlossenheit aufblitzte, mit der sie nicht gerechnet hatte.

"Du musst zustimmen."

Es dauerte einige Momente, bis die Worte zu der Schülerin durchsickerten und sie Caleb völlig geistert entgegenstarrte.

"Was?", hakte sie nur einsilbignach, weil sie viel zu erschüttert von seiner Aussage war, als dass sie gerade zu mehr imstande  wäre.

"Das ist momentan der beste Weg, um dich zu schützen. Du willigst ein und wir verhalten uns unauffällig, bis wir eine andere Lösung finden."

"Du meinst, falls wir sie finden..."

Alle Hoffnung hatte sie mit den Worten ihres Wächters schlagartig verlassen.

Zwar Verstand sie seine Intention. Dennoch fühlte es sich einfach nicht richtig an, sich einem Mann zu versprechen, den sie kaum kannte. Obwohl sie Aydan wirklich mochte, konnte sie sich überhaupt nicht vorstellen, ihn auf einmal heiraten zu müssen. Außerdem waren da auch noch ihre Gefühle für Caleb, welche vielleicht nur aus den Überbleibseln von Seraphina stammten,  sich aber trotzdem bereits in dem Mädchen selbst festgesetzt hatten.

Sie hatte gehofft, die Zeit würde ihr zeigen, ob es für sie und den Mann, der Jahrhunderte lang um sie getrauert hatte, noch eine Zukunft gab.
Und jetzt sollte ihr genau diese Möglichkeit einfach genommen werden? Durfte sie denn in dieser Welt überhaupt nichts mehr selbst entscheiden?

"Vertrau' mir noch ein letztes Mal, Dayna. Ich will nur, dass du sicher bist. Ich werde mich solange um alles kümmern, damit wir es noch rechtzeitig stoppen können."

Sein warmer Blick vermittelte ihr so ein mächtiges Gefühl von Geborgenheit, dass sie nicht anders konnte, als ein weiteres Mal ihr Schicksal in seine Hände zu legen. Selbst wenn ihr dies alles andere als gut gefiel.

"Okay", stimmte die Prinzessin deshalb letztendlich widerwillig zu.

Sanft lächelte Sir Caleb sie an, doch auch in seinen Augen konnte sie den Schmerz erkennen. Ihnen stand eine harte Zeit bevor.

Er legte zwei Finger unter ihr Kinn und hob es leicht an. Dann näherte er sich ihr, soweit dass kein Blatt mehr zwischen ihre Lippen gepasst hätte.

"Lass mich dich nur noch ein letztes Mal küssen, bevor ich dich an einen Prinzen verliere", murmelte er an ihren Lippen.

Dann küsste er sie und sie spürte, dass es mal wieder ein Kuss des Abschieds sein sollte. Konnten sie denn nicht einfach wie zwei normale verliebte miteinander zusammen sein? Doch dieses Glück schien ihnen wohl schon seit einer halben Ewigkeit nicht vergönnt zu sein.

Dayna ließ sich tief in all die Gefühle sinken, welche in der Vereinigung ihrer Lippen steckten, während die Antwort auf Calebs unausgesprochene Frage lautstark ihre Gedanken dominierte.

Keinen Prinzen von keiner Welt würde ich dir jemals vorziehen.

Und sie war sich sicher, dass ihr Wächter ihre Gedanken gehört hatte, als seine Mundwinkel sich leicht anhoben.

Burning ShadowsWhere stories live. Discover now