Auf der Flucht ♤

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"Du kannst vor dem davonlaufen,
was hinter dir her ist.
Aber was in dir ist,
das holt dich ein."

~ Afrikanische Weisheit
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Mit schmerzenden Füßen flitzte Dayna immer weiter durch die dunklen, holprigen Seitenstraßen ihrer Stadt und bereute währenddessen schon längst, sich nicht einfach in ihrem Haus verbarrikadiert und die Polizei gerufen zu haben. Schließlich war dies das, was normale Menschen in so einer Situation getan hätten, nicht wahr?

Doch aus irgendeinem Grund hatte sie das ungute Gefühl gehabt, dass so etwas Simples wie eine verschlossene Eingangstür den eiskalten Killer nicht hätte aufhalten können. Denn nun erinnerte sie sich wieder an die schrecklich zugerichtete Frauenleiche an jenem Morgen im Park.

Also hatte sie ihm einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen und war dann, immernoch in Hausschuhen, zur Hintertür rausgestürmt.

Sie wusste nicht, wie lange sie schon davonlief. Auch erlaubte sie sich nicht, einen Blick hinter sich zu werfen, um sich zu vergewissern ob der vermeintliche Angreifer noch hinter ihr her war. Panik schoss durch ihre Adern und das Adrenalin hielt sie unerschütterlich auf den Beinen. Doch wie lange würde dieser Zustand noch anhalten? Sie musste unbedingt zu einem sicheren Ort gelangen, bevor ihre Kraft nachließ und sie dem Fiesling dadurch gnadenlos ausgeliefert wäre.

Aber so sehr sie sich auch anstrengte schaffte sie es nicht, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen, welcher ihr den Weg zum gelobten Land namens Städtisches Polizeirevier hätte weisen können.

Der eisige Wind schnitt ihr ins Gesicht und sie fragte sich noch, wann es plötzlich so kalt geworden war, als sie mit bitterer Erkenntnis feststellen musste, dass es vor ihr nicht weiterging. Unglaublich, sie war schon wieder in einer Sackgasse gelandet!

Verzweifelt verfiel sie in eine Art Schockstarre. Kurz schloss sie die Augen um sich zu sammeln, entschied sich dann jedoch, wenigstens so mutig zu sein wie es ihr nur irgendwie möglich war und drehte sich deshalb schließlich langsam herum, um nach ihrem Verfolger Ausschau zu halten. Als sie ihn dann allerdings lediglich wenige Meter von sich entfernt erblickte, verließ sie augenblicklich jede zuvorige Willensstärke.

Und da sie letztendlich keinen anderen Ausweg mehr sah, entschied sie sich das Einzige zu tun, dass ihr in diesem Moment noch einfiel: Sie rief endlich nach Schemen, ihrem neugewonnen Freund.

Aus dem Nichts erschien plötzlich wieder die große Rauchwolke, aus welcher nur wenige Sekunden später der Reimerling hervortrat. Derweil war der große mysteriöse Mann, der Dayna bis hierhin verfolgt hatte, perplex stehen geblieben und starrte mit großen Augen auf den Fleck, aus dem das Dichtelwesen aufgetaucht war. Überraschenderweise kam es ihr aber nicht so vor, als würde die bizarre Situation ihn verängstigten. Im Gegenteil, er schien verwundert - ja, beinahe belustigt davon zu sein.

Mit gerunzelter Stirn wartete das Mädchen auf den Moment, in dem der Winzling sich zu ihr umdrehen und hoffentlich alsbald etwas zu ihrer Rettung unternehmen würde. Wenn er dazu überhaupt in der Lage wäre, wovon sie optimistisch ausging.
Zu ihrer Verblüffung würdigte Schemen sie jedoch keines Blickes. Stattdessen stand er mit dem Rücken zu ihr gekehrt in Richtung des Bösewichts. War er etwa auch vor Angst erstarrt?

Ohje

Wenn sie mit ihrer Annahme Recht hatte, waren jetzt beide dem Mörder gnadenlos ausgeliefert. Gerade als sie begann sich schuldig zu fühlen, ihren Freund in so eine auswegslose Situation gebracht zu haben, tat dieser unvermittelt etwas, womit sie nicht einmal im Traum gerechnet hätte. Er verbeugte sich vor dem Mann.

Burning ShadowsWhere stories live. Discover now