Konflikte ♤

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Dayna war bereits dabei, auspowert in ihrem neuen Bett, welches sie bereits nicht mehr missen wollte, in den Schlaf zu gleiten, da klopfte es plötzlich an ihrer Tür. Wer würde sie mitten in der Nacht stören?

Sie öffnete die Tür und stand einen Moment später direkt vor ihrem Wächter Caleb.

Darf ich reinkommen?, fragte er sie telepathisch, wohl damit niemand ihn zufällig überhören würde.

Sofort trat die Blondine einen Schritt zur Seite, um ihm den Weg freizumachen.

Mit einem irritierten Blick schien er ihre schläfrige Erscheinung zu bemerken.

„Es tut mir leid. Hast du bereits geschlafen?", fragte deshalb nach.

„Nein, gar nicht", behauptete sie schnell, um ihn nicht unabsichtlich dazu zu verleiten, sich gleich wieder aus dem Staub zu machen. „Was gibt's?"

„Ich wollte nur nach dir sehen, bevor ich mich schlafen lege. Ich hätte dich früher aufgesucht, aber ich war im Außendienst mit der Garde."

„Ist etwas passiert?", wollte sie sofort von ihm wissen.

Er zögerte kurz, bevor er ihr antwortete: „Ja. Wir haben einen der Rotäugigen in Gewahrsam genommen."

„Ihr habt einen von ihnen gefangen? Aber das ist doch gut, oder?"

Er runzelte die Stirn. „Eigentlich ja. Aber es gefällt mir nicht, einen von ihnen in eurer Nähe zu wissen, mylady."

Da verstand sie seinen inneren Konflikt. Wenn sie den Rotäugigen zum reden bringen würden, wäre es wahrscheinlich ziemlich nützlich für sie. Doch jemanden im Schloss zu haben, der eventuell zu den Wesen gehörte, die an ihrem Tod beteiligt gewesen sein könnten ... Plötzlich überkam Dayna eine markerschütternde Furcht, die sich rasend schnell in ihrem gesamten Körper ausbreitete.

Sir Caleb erkannte ihren abrupten Gefühlausbruch sofort und legte ihr beschwichtigend seine Hände auf die Schultern.

„Sorge dich nicht. Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand etwas antut. Niemals", versicherte er ihr mit ernster Miene.

Sie wusste, dass er alles tun würde, um sie zu schützen. Doch das würde ihr nicht viel bringen, wenn ein Angreifer sich des Nachts unbemerkt in ihr Zimmer schleichen würde, während ihr Ritter einige Räume weiter seelenruhig schlief.

Plötzlich funkelte der gut gebaute Riese sie wütend an, als hätte er erraten, was sie gedacht hatte.

„Denkst du wirklich, ich würde dich hier ungeschützt zurücklassen, während ich die Nacht in aller Ruhe verbringe?", blaffte er sie unerwartet an.

Doch Dayna dachte nicht daran, dieses mal wieder nachzugeben. „Kannst du es mir etwa verübeln? Du hast gesagt, du bringst mich hier her, damit du Tag und Nacht an meiner Seite sein kannst! Und dann musste ich bereits meine allererste Nacht in dieser fremden Welt alleine verbringen!"

„Die erste Nacht hast du nicht alleine verbracht", erinnerte er sie an ihre gemeinsame Nacht im Wald.

Als ihr Blick dennoch stur blieb, fuhr er sich mit einer Hand durch seine braunen Haare, offensichtlich frustriert.

Nach einer Weile seufzte er resigniert. Dann sah er ihr tief in die Augen, während er ihr eine telepathische Botschaft durch ihr gemeinsames Band sandte:
Du hast Recht. Ich werde bei dir bleiben, solange der Rotäugige hier ist. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein, damit niemand etwas davon bemerkt.

Zufrieden strahlend darüber, dass sie zum ersten Mal als Gewinnerin aus einer Diskussion mit dem Ritter hervorging, fasste Dayna intuitiv nach seiner Hand und zog ihn mit sich weiter in den Raum hinein.
Als ihr allerdings auffiel, wie sein Blick zu dem winzigen Sofa auf der anderen Seite des Zimmers wanderte, schmiss sie sich schleunigst auf ihr monströses Bett und deutete mit ihrer anderen  Hand auf den freien Platz neben ihr.

Burning ShadowsWhere stories live. Discover now