Falsche Bestellung ♤

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"Damals wusste icht nicht,
dass der Ozean der Zeit
früher oder später
die Erinnerungen anschwemmt,
die wir in ihm versenkt haben."

~ Carlos Ruiz Zafón in Marina
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Halb schlafend in ihrem Bett liegend, ließ Dayna die gestrige Nacht langsam Revue passieren.

Schemen hatte sie noch nach Hause begleitet, worüber sie wirklich froh gewesen war, da sie ein bisschen Angst vor dem weiten Weg zurück gehabt hatte. Nicht, dass sie dies jemals offen zugegeben hätte. Doch er konnte es ja wohl sowieso in ihren Gedanken hören.

Viele Fragen hatte sie dem kleinen Männchen noch gestellt und wenig aussagekräftige Antworten auf diese bekommen. Einige hatten sie dennoch äußerst neugierig gemacht... .

"Du hast gesagt ich wurde herbei gezogen. Was meintest du damit?"

"Das Herbeiziehen führt zusammen was zusammen gehört, ein edler Ritter, der den Hilferuf einer Prinzessin erhört.", erklärte es ihr rätselhaft.

"Na toll", beschwerte sich das verwirrte Mädchen. "Und was heißt das jetzt im Klartext?"

Der Reimeling schloss die Augen und schien dabei innerlich nach einer besseren Antwort für sie zu suchen. Dann sprach es erneut:
"Eine starke Verbindung, durch nichts zu zerstören. Durch Welten und Jahrhunderte wird er ihren Ruf erhören."

Danach runzelte es wieder die Stirn. Dayna konnte Schweißperlen darauf ausmachen und es kam ihr vor, als hätte es sich sehr anstrengen müssen. Deshalb beschloss sie, das Thema vorerst auf sich beruhen zu lassen.

Auf andere Fragen, wie einige zu ihren Träumen und weshalb diese so plötzlich ersetzt worden waren, hatte es ihr danach auch keine vernünftige Antwort mehr geben können. Es schüttelte nur immer wieder missmutig den Kopf, während es mit hinter dem Rücken verschränkten Armen neben ihr her lief.

Als die beiden schließlich nur noch ein paar Straßen von Daynas Zuhause entfernt waren, blieb die Rausschleicherin abrupt stehen und wandte sich dem winzigen Männlein unsicher zu.

Noch bevor sie aber zum Sprechen ansetzen konnte, kam das Dichtelwesen ihr zuvor:
"Ich weiß. Ich werde verschwinden, bis ihr mich zurückruft, mein liebes Fräulein."

"Und wo gehst du solange hin?", wollte die 17-Jährige verblüfft von ihm wissen.

"Ganz einfach", meinte es unbekümmert. "Ich gehe solange in die Schattenwelt."

Bei dem Wort allein schauderte es das Mädchen, wobei sie gleichzeitig ein frischer Windzug am Rücken erfasste. Ob ihre Nackenhaare sich wegen der kalten Brise oder aber wegen des Gedankens an eine dunkle, gruselige Welt aufstellten, konnte sie im Nachhinein nicht mehr sagen.

Klar war jedoch, dass Schemen unbeeindruckt von seinem Heimatort zu sein schien. Und wenn es so ein niedliches Wesen dort angenehm fand, konnte es doch wohl gar nicht so übel sein. Oder?

All dies ließ Dayna ,als wieder nicht zur Ruhe kommen während sie, mittlerweile wieder hellwach, in ihrem kuschelig warmen Bett lag und damit kämpfte, in den Schlaf zu finden. Viel zu viel aufregendes war passiert und raubte ihr nun als Nachwirkung den Schlaf, den sie eigentlich so bitter nötig hatte.

Sogar im Unterricht war sie heute mucksmäuschenstill geblieben und hatte nur sporadisch auf die lustige Unterhaltung ihrer besten Freundinnen reagiert. Als diese nachgehakt hatten, hatte Dayna ihnen eiskalt ins Gesicht gelogen und behauptet, Bauchweh zu haben. Sie hätte sich wohl einen Virus eingefangen.

Burning ShadowsWhere stories live. Discover now