Trugbilder ♤

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In jeder Rolle,
die du spielst,
steckt ein bestimmter Anteil
von dir selbst drin.
Das muss so sein,
sonst ist es keine Schauspielerei.
Dann ist es Lügen.

~ Johnny Depp
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"Warte hier. Ich kümmere mich kurz um ihn", kommandierte Sir Caleb die immernoch völlig verstörte Teenagerin. Dann lief er zum armen David, der bewusstlos am Boden lag.

Dayna konnte gar nicht hinsehen, denn dann würde sie entdecken, was sie getan hatte. Also wandte sie sich stattdessen zu Schemen, der seit der Ankunft ihres Wächters still neben den beiden verharrt hatte.

Das winzige Wesen sah sie mit mitleidigen Augen an. "Euch trifft keine Schuld, Prinzessin", versuchte es sie zu beruhigen.

Da fing sie sofort wieder an loszuheulen. "Doch, das alles ist nur meine Schuld! Ich weiß nicht was mit mir los ist. Glaubst du - glaubst du ich bin böse?", wimmerte sie.

Besonnen lächelte der kleine Mann sie an. "Oh nein, wertes Fräulein. Ihr wisst eure Fähigkeiten lediglich noch nicht zu kontrollieren. Wer wahrhaftig böse ist, spürt sicherlich kein Fünkchen Reue nach einer schlechten Tat."

Dayna hoffte inständig, dass der weise Reimerling Recht hatte. Doch die Erinnerungen daran, was sie gerade getan hatte, gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. Und was sie beinahe noch mehr besorgte, war die Tatsache, dass sie sich selbst als Seraphina etliche Male haargenau dasselbe hatte tun sehen. Sie konnte sich also nur noch wünschen, dass sie vom Schicksal nicht dazu verdammt war, ein schlechter Mensch zu sein. Falls sie überhaupt noch ein Mensch war.

"Geh", hörte sie ihren Wächter plötzlich sagen.

Als sie zu ihm sah, erkannte sie noch, wie David die Hintertür öffnete und zurück zur Geburtstagsfeier ging.

Zügig eilte sie zu Caleb. "Du hast ihn wieder da rein geschickt?! Er wird allen sagen was ich getan habe!"
Sie zitterte vor der Panik die ihn ihr aufstieg, bei dem Gedanken daran, dass alle sie für ein Monster halten würden.

Caleb legte seine Hände besänftigend auf ihre Schultern. "Sorgt euch nicht, mylady. Er erinnert sich nur an das, was geschah, bevor ihr ihn angriffen habt", beruhigte er sie.

Seine warmen Hände auf ihrem bebenden Körper waren im Moment das Einzige, was sie davor bewahrte komplett durchzudrehen. Immer wenn er sie berührte, breitete sich eine beruhigende Hitze in ihr aus, die sie all ihre Ängste für kurze Zeit vergessen ließ.

Erleichtert atmete Dayna aus. "Aber wie hast du das gemacht?", wollte sie wissen.

Unsicher kaute sie auf ihrer Lippe herum. Zwar konnte es sein, dass er durch den Knall auf den Boden kurzzeitig sein Gedächtnis verloren hatte. Doch wie konnte Caleb sich darüber sicher genug sein, um ihn gleich davonspazieren zu lassen? Andererseits hatte sie sich an ihr erstes Treffen damals auch nicht mehr erinnern können, bis er unerwartet vor ihrer Haustür erschienen war... Fragend sah sie zu ihm hoch.

Er grinste schelmisch und zwinkerte ihr zu. "Ein alter Wächtertrick. Denk nicht weiter darüber nach."

Über ihre Schulter hinweg schaute er zu dem weißbärtigen Reimerling.
"Ich danke dir, dass du mich gerufen hast, Reimerling. Du kannst jetzt gehen."

Die Augen des Dichtelwesens wanderten bestätigungssuchend zu Dayna. Sie nickte ihm zu und versuchte dabei, ihre Zustimmung sowohl als auch ihre Dankbarkeit auszudrücken. Auch wenn sie nicht wusste, wie der kleine Mann es geschafft hatte, ihrem Ritter rechtzeitig Bescheid zu geben, war sie sich sicher, dass der Abend längst nicht so glimpflich ausgegangen wäre, wäre das Wesen nicht zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen.

Burning ShadowsWhere stories live. Discover now