Das Wiedersehen ♤

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Gerade als die Mittagspause eingeläutet wurde, verließ Dayna mit ihrem unfreiwilligen Anhängsel Shay das Klassenzimmer. Vor der Tür erwartete Caleb sie bereits pünktlich.

Er warf einen verächtlichen Blick auf ihren Mitschüler.

"Schon einen Freund gefunden?", fragte er Dayna, ohne sich dabei jedoch von ihrem Begleiter abzuwenden.

"Unter seinesgleichen gesellt es sich gut", erwiderte Shay provokant.

Sir Caleb schnaubte daraufhin nur verächtlich auf.
"Gleich seid ihr sicher nicht."

Dann bedeutete er Dayna mit einer Handbewegung, dass sie mitkommen solle.
"Wir haben einen wichtigen Termin, Dayna."

Einen Termin?, dachte sie sich verunsichert und hoffte dabei inständig, den König nicht bereits an ihren ersten Schultag verärgert zu haben. Mit was auch immer.

Zögerlich entfernte sie sich vom arroganten Shay und stellte sich damit auf die Seite ihres Wächters.

"Wir sehen uns später", zwinkerte ihr der von sich selbst überzeugte Mitschüler noch zu.
"Und morgen zeige ich dir unseren Platz im Speisesaal."

Damit entfernte er sich. Allerdings nicht, ohne den breit gebauten Argus an ihrer Seite noch einmal angriffslustig zu betrachten.

Als er endlich außer Sichtweite war, wandte das begehrte Mädchen sich dem Ritter zu, um ihn nach dem Termin zu fragen, doch er sprach bevor sie es konnte:
"Welchen Platz meint er?"

Verlegen begann sie zu loszuhaspeln:
"Ehm, also, wie soll ich sagen... Dieser Shay und seine Freundin Brianna haben irgendwie entschieden, dass ich ab morgen meine Pausen mit ihnen verbringen soll. Weil ich wohl "eine von ihnen" wäre."
Bei den letzten Worten deutete sie Gänsefüßchen mit ihren Fingern.

Ohne Vorwarnung lief der große Mann los, ohne auf das Gesagte zu reagieren. Dayna folgte ihm zögerlich. Nach einigen Metern des Schweigens entgegnete er plötzlich unerwartet:
"Du solltest dich weiter mit ihnen anfreunden. Dieser Teg ist einer der Lieblinge des Königs. Nah genug in der Thronfolge, um würdig zu sein und dennoch weit genug vom Thron entfernt, um keine ernsthafte Bedrohung darzustellen."

Die Teenagerin wusste nicht, was sie ihm darauf antworten sollte. Oder ob er überhaupt eine Antwort darauf erwartete.

Auf einmal nahm sie Calebs Stimme in ihrem Kopf wahr, wie es schon zuvor beim König passiert war.
"Aber denke niemals, das du eine von ihnen bist. Du bist besser als sie. Verbring' deine Zeit mit ihnen. Aber vertraue ihnen nicht."

Ob er es wohl hören würde, wenn sie einfach etwas zurückdachte? Ein kleiner Versuch würde wohl nicht schaden, dachte sie sich, im schlimmsten Fall würde er es einfach nicht bemerken.

Sie konzentrierte sich also.
"Ich mag sie sowieso nicht. Und ich vertraue hier nur dir."

Sie wusste nicht, ob die Nachricht bei ihm angekommen war.
Doch dann wandte er sich ihr im gehen zu, ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen, welches niemand außer ihr bemerken würde.

Sie hatte es also tatsächlich geschafft! Stolz begann sich in ihrer Brust auszuweiten, bevor sie sich wieder daran erinnerte, was der Ritter zuvor verkündet hatte.

"Was für einen Termin haben wir denn jetzt?", wollte sie mit einem verräterischen Hauch von Amgst in der Stimme von ihm wissen.

Caleb hatte sein Pokerface aufgesetzt und zeigte keinerlei Reaktion, aus der sie irgendetwas hätte schließen können.
"Wir treffen einen alten Freund", verkündete er stattdessen geheimnisvoll.

Nach einiger Zeit hatte Caleb die nichtsahnende Schülerin in einen wunderschönen Garten voll eigenartiger Pflanzen geführt. Sie war sich sicher, in ihren Rückblenden schon einmal hier gewesen zu sein.

Burning ShadowsWhere stories live. Discover now