Sturz der Schulkönigin ♤

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"Du kannst so rasch sinken,
dass du zu fliegen meinst."

~ Marie von Ebner-Eschenbach
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Nachdem das restliche Wochenende wie im Flug an Dayna vorbeigezogen war - sie hatte sich fast durchgehend in ihrem Zimmer verschanzt, ihr Handy verblieb dabei im Flugmodus -, war sie voll neuen Mutes auf ihrem Schulweg.

Sie dachte darüber nach, wie sie den Zwillingen das unangekündigte Verschwinden von ihrer Geburtstagsparty erklären sollte - und entschloss sich zu einer harmlosen Notlüge. Ihr wäre schlecht geworden, übers Wochenende hätte sie sich zu Hause auskuriert. Das würde auch halbwegs ihre telefonische Unerreichbarkeit erklären.

In keinem Fall wollte sie ihre beste Freundin Cate mit der ekelerregenden Wahrheit über ihren jahrelangen Schwarm enttäuschen, noch zu ausgiebig an den schrecklichen Abend denken, an dem sie fast zu einer kaltblütigen Mörderin mutiert wäre.

Als sie das Klassenzimmer betrat, rechnete sie also damit, dass die Zwillinge etwas sauer auf sie sein würden. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte, waren die haltlosen Beleidigungen, welche die Schwestern unerwartet in ihre Richtung abfeuerten.

"Hey Mädels, sorry wegen der Party!", entschuldigte Dayna sich bei ihren Freundinnen, als sie sich zwischen sie setzte.

"Rede nicht mehr mit mir!", fauchte Cate sie an.

Wow. So kannte sie die sonst so ruhige Cate ja gar nicht.

"Du kleine Schlampe!", ertönte es plötzlich zu ihrer Rechten.

Schockiert drehte die Schülerin sich zu Catherine, ihrer zweiten besten Freundin seit Kindheitstagen.

"W-wie hast du mich gerade genannt?" Sie war viel zu baff, um dagegenzukeifen.

Die drei Mädchen hatten sich schon oft untereinander gestritten - so war das eben in einer Girls-Clique. Gelegentliche Zickereien gehörten zum Alltagsprogramm. Doch niemals, wirklich niemals, hatten sie sich dabei ernsthaft gegenseitig beleidigt. Wieso also waren die beiden dieses mal so .... grausam?

Dazu diese Frage zu stellen kam Dayna dann allerdings nicht mehr, da ihr Deutschlehrer genau in diesem unpassenden Moment den Raum betrat.
Für die restliche Schulstunde versuchte die verletzte Freundin also oberflächlich, dem Unterricht zu folgen, während sie sich innerlich nur krampfhaft darum bemühte, sich eine plausible Erklärung für das untypische Verhalten ihrer Besties zurechtlegen. Erfolglos.

Als es endlich Zeit wurde, sich zum nächsten Unterrichtsfach in die Turnhalle zu begeben, klebte sich Dayna umgehend an die Fersen ihrer urplötzlichen Rivallinnen.

"Hey, es tut mir leid dass ich so schnell gegangen bin, ohne euch Bescheid zu sagen! Mir ist schlecht geworden, deshalb bin ich nach Hause gegangen. Damit ich euch den Abend nicht mit einer unschönen Überraschung kaputt mache."

Catherine drehte sich kurz zu ihr um und gab ihr einen richtigen Bitch-Blick.

"Wir gehen doch trotzdem noch alle zusammen zum Winterball nächste Woche, oder?", wollte Dayna von den beiden wissen.

Da sah sie ihn plötzlich. David. Es war das erste Mal, seit sie ihn vor zwei Tagen beinahe getötet hätte - und man sah es ihm überhaupt nicht mehr an.

Dümmlich grinsend wie eh und je, näherte er sich der Mädchenbande. Und dann blieb er, zu Daynas extremer Überraschung, direkt vor Cate stehen und drückte ihr einen langen, innigen Kuss auf die Lippen. Dayna stand mit offenem Mund davor, während sie das Spektakel mit weit aufgerissenen Augen betrachtete.

Burning ShadowsWhere stories live. Discover now