Ein Dolch aus Eisen

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Als Shay die Klinge mitten in Daynas Bauch versenkte, erwartete sie, sogleich unsagbare Schmerzen zu fühlen.

Seltsamer Weise jedoch, spürte sie überhaupt nichts. Sie wusste nicht, ob es am Schock oder Adrenalin lag, oder ob er vielleicht einfach nur so gut gezielt hatte, dass sie sofort gestorben war und deshalb gar keine Verbindung mehr zu ihrem Körper hatte.

Sogar der pochende Schmerz, welcher ihren Kopf bis dahin in Beschlag genommen hatte, verebbte im selben Moment, in dem das Eisen ihre Haut durchdrang. Völlig surreal kam es ihr vor, als sie mit großen Augen auf die Wunde hinabblickte, aus der unaufhörlich Blut austrat.

Komisch.. sie war sich sicher gewesen, mal irgendwo gehört zu haben, dass man nicht blutete, so lange das Messer drin blieb. Doch dies schien wohl nur ein weiteres Gerücht zu sein, auf dessen Auflösung sie eigentlich lieber verzichtet hätte.

Shay sah noch ein letztes Mal mit diesem verrückten Ausdruck in den verschieden farbigen Augen zu Dayna hinab, bevor er kehrt machte und die kleine Höhle verließ, in der sie nun zitternd ihre vermutlich letzten Atemzüge nahm.

Sie wollte nicht sterben und ihr war klar, dass es das Beste wäre, so lange wie möglich bei Bewusstsein zu bleiben, dafür hatte sie genug Filme gesehen. Aber ihre Lider kamen ihr mittlerweile so unglaublich schwer vor und wenn sie nur für eine Minute die Augen schließen könnte, um wieder zu Kräften zu kommen...

Wieder einmal befand Dayna sich in Seraphinas Körper. Sie war genau an dem Ort, an welchem sie in vergangenen Visionen bereits etliche Male Caleb dabei beobachtet hatte, wie er um die Leiche seiner Prinzessin trauerte.

Doch dieses Mal war etwas anders. Denn Seraphina war nicht tot. Oh nein, sie weinte jämmerlich und schien verzweifelt.

Würde Dayna nun endlich herausfinden, wie es zu dem Tod der Schattenprinzessin gekommen war? Wäre gleich der Zeitpunkt gekommen, zu dem sie ihren Mörder sehen würde?

Und, die vielleicht wichtigste Frage: Würde ihr dies überhaupt noch etwas bringen, jetzt, wo sie am Rande ihres eigenen Ablebens stand?

Trotz ihrer eigenen momentanen Umstände, wartete sie wie gebannt darauf, was als nächstes passieren würde.

Da spürte sie plötzlich etwas eiskaltes in ihrer eigenen Handfläche - Seraphinas Handfläche.

Ungläubig richtete sie ihr Augenmerk auf den Gegenstand, welchen die Prinzessin mit zitternder Hand im festen Griff hielt. Ein Eisendolch.

Das konnte nicht wahr sein. Die Prinzessin hatte sich doch nicht etwa-

Noch bevor sie den Gedanken vollenden konnte, ließ Seraphina einen letzten, markerschütternden Schrei los und stieß die Klinge dann mit voller Wucht in ihre eigene Brust.

Burning ShadowsWhere stories live. Discover now