☬ fιfту-иιиє ☬

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Ich wurde nach zwei Tagen, in denen ich immer noch diese lästige Infusion bekam, entlassen. Jay musste noch zwei weitere Tage bleiben. Wie es sich herausstellte, hatte sie eine Brustkorbprellung. Kein Wunder, dass sie kaum atmen konnte. Sie schlief die ganze Zeit und wenn ich sie besuchen kam, war sie nur kurz wach. Nachdem die Ärzte ihr ok gegeben haben, dass sie soweit stabil war, holte ich sie vom Krankenhaus ab und brachte sie nach Hause.

Kalter Wind pfiff über die Berge und verursachte mir eine Gänsehaut. Mich schüttelnd, rutschte ich näher zu Jay heran, welche sogleich einen Arm um mich legte und mich zu sich ran zog. Der Nachmittag war eigentlich warm gewesen, als wir am Haus des Hades losgelaufen sind. Allerdings jetzt hier oben auf den Bergen kühlte sich die Luft drastisch ab. 'Du hättest dir ja auch mal was wärmeres anziehen können.', murrte ich in Gedanken und ließ meinen Blick weiter über die Landschaft schweifen. Onryx sah so friedlich von hier oben aus. Auf dem Marktplatz tummelten sich Menschenmassen herum und ich erblickte ein paar Segelschiffe am Horizont, die an der Insel vorbeisegelten. Ich fragte mich, ob normale Menschen dort wo die Insel von den Schutzschilden abgegrenzt war, nur den weiten Ozean sahen. Es raschelte und kurz darauf spürte ich, wie meine rechte Seite vom Wind abgeschirmt wurde. Verwirrt blinzelnd schaute ich in eben genannte Richtung und erblickte einen ledernen, schwarzen Flügel. "Sag doch was.", murmelte Jay und legte ihren Flügel noch enger um mich. Von ihm ging eine angenehme Wärme aus, obwohl ich immer dachte, sie wären kalt. Ich schmunzelte nur über ihr Verhalten und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. Immer noch atmete sie ein wenig gepresst, doch es war schon lange nicht mehr so schlimm, wie vor ein paar Tagen. Heute früh war sie noch einmal im Krankenhaus, um die Fäden an Hals und Oberschenkel ziehen zu lassen und half danach noch Jonathan zu behandeln. Sie hatte mehr Erfahrungen und Wissen, wenn jemand von einem Dämon in Besitz genommen wurde. Und statt Hades dem Sohn des Zeus half, war er gleich nachdem er Jay in Sicherheit brachte, wieder in der Hölle verschwunden. 'Arsch!', dachte ich murrend und schaute zu der Blauhaarigen auf. Stillschweigend beobachtete sie die Landschaft. Einige Strähnen des kurzen blauen Haares fielen ihr ins Gesicht und verdeckten die dunklen Augen. Im Gegensatz zu mir, schien sie nicht zu frieren, denn sie trug nur ein T-Shirt. Unter dem Ärmel lugte ein weißer Verband hervor, von der Brandwunde, die Jonathan ihr mit seinen Kräften verpasst hatte. "Warum hasst ihr euch jetzt wirklich?", platzte ich heraus. Mir ging dieser Gedanke nicht aus dem Kopf, dass mehr hinter der Feindschaft der Beiden steckte. Verwirrt blinzelte sie zu mir herunter. "Was?" "Warum hasst ihr euch jetzt nun? Du und Jonathan. Du hast nie mit der Sprache herausgerückt und ich weiß, dass wesentlich mehr dahinter steckt, als du zugeben willst." Jay verdrehte die Augen und brummte: "Warum musst du den schönen Moment zerstören? Können wir einmal nicht über ihn reden?" Sie zog fragend eine Augenbraue hoch und musterte mich durch schwarze Augen. Ich grinste sie an. "Nur, wenn du es mir jetzt erzählst. Dann gehe ich dir nie wieder auf den Sack damit." Die Ältere schnaubte kopfschüttelnd und gab mir eine leichte Kopfnuss. "Idiot." "Jetzt sag schon!" Die Blauhaarige murrte erneut vor sich her, ehe sich auf ihr Gesicht ein fieses Lächeln schlich. "Weil wir uns nun Mal hassen." "Yahh, jetzt sag schon!", rief ich und boxte ihr gegen den Oberarm, was sie als Einladung sah und anfing mich durch zu kitzeln. Wild raufend rollten wir durch das hohe, grüne Gras vor der alten Ruine umher und unser Lachen hallte durch die Luft. Wie ich es vermisst hatte. Wie ich sie vermisst hatte. Schwer atmend hielt ich ihre Hände davon ab, erneut an meine Seiten zu kommen, während sie grinsend über mir war und sich mit ihren Flügeln am Boden abstützte. "Wag es dir.", japste ich atemlos. Fies und doch unwiderstehlich lächelnd zog sie eine Augenbraue hoch. "Gibst du schon auf?" "Niemals!" Wieder begannen wir durch das Gras zu rollen. Keiner von uns wollte so richtig aufgeben, doch irgendwann fiel der Älteren das Atmen immer schwerer und ich hörte auf sie zu ärgern. Heftig atmend blieb sie im Gras liegen und mitleidig lächelnd strich ich ihr einige der eisblauen Strähnen aus dem Gesicht. Eine Weile brauchte sie, um wieder zu Atem zu kommen, ehe sie sich von mir nach oben ziehen ließ und sich neben mich setzte. Die Flügel legte sie wie vorher schon um uns. Tief holte sie Luft. "Jonathan und ich...wir waren eigentlich ziemlich gut befreundet im Kindesalter. Er war wie der große Bruder für mich gewesen, den ich nie hatte. Hades hatte sich nie ein zweites Kind gewünscht. Ich lernte Jonathan kennen, als mein Vater mich zu einer Versammlung der Götter mitnahm. Kilian war auch dabei gewesen. Wir waren vielleicht sieben oder acht Jahre alt gewesen." Jay zuckte mit den Schultern und starrte geradeaus, wie als würde sie sich gerade dorthin zurückversetzt fühlen. Ich war überrascht, dass die Gesichte so anfing und ein so bitteres Ende nahm und dann hatte ich noch nicht einmal die ganze Story gehört. "Uns wurde langweilig und wir spielten den Göttern kleine Streiche. Sie haben nie mitbekommen, wer von uns es war." Auf ihr Gesicht schlich sich ein Grinsen und sie sah mich schief an. Ich verdrehte ebenfalls grinsend die Augen und wartete gespannt darauf, dass sie weitererzählte. "Seit diesem Tag freundeten wir uns an. Kilian lebte zu weit weg von uns und seine Tante, bei der er lebte, verbot es so viel mit den Göttern Kontakt zu haben, deswegen konnte er nur selten an den Götterversammlungen teilnehmen. Doch Jonathan war irgendwie immer da. Mein Vater brachte mich sogar manchmal von der Unterwelt zu ihm und seiner Mutter und wir spielten dann dort auf ihren Grundstück zusammen. Irgendwann kam Jonathan nicht mehr zu den Versammlungen und als ich ihn beim nächsten Mal fragte, wo er denn gewesen sei, erzählte er, dass Zeus sich von ihm und seiner Mutter abgewandt hatte. Er verstand nicht, warum jetzt auf einmal. Er verstand nicht, dass Götter ihre Unsterblichkeit verlieren, wenn sie sich zu lange an einen Menschen binden und somit ihre Pflichten vergaßen." "Das wusste ich auch nicht." Ich presste die Lippen aufeinander und bemerkte den flüchtigen Blick, den Jay dahin warf und dann jedoch wieder schnell hoch in meine Augen sah. "Deswegen haben wir kaum Kontakt zu unseren göttlichen Elternteilen?" Sie nickte und begann weiter zu erzählen: "Ich verstand es am Anfang auch nicht und hasste Zeus dafür, bis Persephone es mir schließlich erklärte. Jonathan war außer sich vor Wut. Ich versuchte ihn zu beruhigen, es ihm zu erklären, doch auch als wir Teenager wurden, hörte er mir nicht zu und hasste weiterhin seinen Vater. Und dann passierte das, was uns vermutlich beide für immer geprägt hatte. Wir waren Abends umhergeschlendert und haben halt das getan, was nun Mal Jugendliche in diesem Alter tun. Jedenfalls kam eine Gruppe älterer Jungs auf uns zu, die ebenfalls in dem kleinen Dorf in Kanada wohnten. Sie kannten Jonathan und haben ihn damit aufgezogen, dass sein Vater ihn und seine Mutter doch verlassen hatte, weil sie so erbärmlich sind." Finster blickte Jay in die Ferne und seufzte. "Jonathan bekam einen Wutanfall und ging auf die Gruppe los. Ich habe versucht, ihn daraus zu holen, allerdings hatten mich zwei der Kerle von dem Getümmel weggezogen und mich zusehen lassen, wie mein bester Freund verprügelt wurde. Und ehe ich mich losreißen konnte, krachte ein Blitz genau in die Stelle in der die Gruppe Jonathan zusammenschlugen." Hart schluckte ich, als ich mir ausmalen konnte, was passiert war. "Er hat sie getötet?", hauchte ich. Jay nickte. "Ja. Er hat sie alle mit einem einzigen Blitz getötet und nichts von ihnen übrig gelassen außer Staub und Asche. Und die zwei Jungs, die mich festhielten beschimpften ihn als Mistgeburt. Sie waren normale Sterbliche, sie wussten nicht was wir waren oder wer der Vater von Jonathan war. Er brachte die Beiden ebenfalls um, ließ zwei Blitze hinter mich einschlagen, sodass ich schwere Verbrennungen am Rücken erlitt und Angst vor ihm bekam. Er beachtete mich nicht weiter und lief nach Hause zu seiner Mutter. Mein Vater war stocksauer und stellte Zeus zur Rede. Es kam zu einem heftigen Streit zwischen den Beiden und am Ende musste Persephone nicht nur meine Wunden versorgen, sondern auch noch die meines Vaters." Die Tochter des Hades schmunzelte kurz, dann verfinsterte sich ihr Gesicht wieder schlagartig. Automatisch wusste ich, dass jetzt der schlimmste Part kommen würde und rückte ein wenig näher zu ihr. "Und dann starb Jonathans Mutter, als sie von dem Vorfall Wind bekommen hatte, an zu viel Stress. Sie konnte ihren Sohn nicht mehr bändigen. Jonathan hatte immer öfter Wutausbrüche gehabt und sie zum Teil auch leicht verletzt bei seinen Aussetzern. Mein Vater war wieder auf einer Versammlung der Götter und trug mir auf die verstorbenen Seelen für diesen Tag zu holen." Sie schluckte hart. "Unter anderem die von Jonathans Mutter." Sie blickte mich mit Schuldgefühlen in den Augen an, was mich dazu veranlasste ihr eine Hand an die Wange zu legen. "Jonathan hatte mich angefleht, sie nicht mit zu nehmen und sie wieder zum Leben zu erwecken. Ich...ich konnte nicht wegen Hades. Ich hatte zu viel Angst, dass er es herausfinden würde und sonst etwas mit mir anstellte. Jonathan hatte mich, nachdem ich dies gesagt hatte angeschrien. Er schrie immer wieder: "Ich hasse dich! Ich hasse dich!" Er war so am Boden zerstört. Ich wollte ihm helfen, irgendwie, doch statt sich helfen zu lassen, griff er mich an. Ich verschwand von dort, samt der Seele seiner Mutter. Und als wir beide nach Onryx kamen und ich ihn letztes Jahr bei den Arenakämpfen besiegte, wurde dieses Verhältnis immer schlimmer. Ich war wütend auf ihn, weil er es nicht verstand, warum ich seine Mutter nicht am Leben lassen konnte. Die Schicksalsgöttinnen hatten ihren Lebensweg bestimmt. Anders war es bei deinem Bruder. Seine Zeit war noch nicht gekommen und in letzter Sekunde bekam ich die Nachricht von den Schicksalsgöttinnen, ihn am Leben zu lassen." "Und er hasst dich, weil du seine Mutter mit in die Unterwelt genommen hast." Jay nickte langsam und sah an mir vorbei. Meine Hand, die immer noch auf ihrer Wange lag und mit dem Daumen sanft über ihren Wangenknochen strich, wanderte hoch, um ihr die in den Augen hängenden Strähnen wegzustreichen. Sofort lehnte sie ihren Kopf gegen meine Hand und brummte zufrieden. Dies war also die wahre Geschichte von den Beiden. Nicht einfach nur Macht Gehabe. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass die Beiden einmal befreundet waren, doch bei dem Verhältnis was die Beiden jetzt hatten, war das kein Wunder. "Na los. Wir sollten zurück.", seufzte Jay und zog mich mit sich auf die Beine. Allerdings etwas zu heftig, sodass ich gegen sie stolperte. Grinsend beugte sie sich zu mir runter und ihr Blick wanderte immer wieder zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her. Langsam kam sie näher. "Jay.", hauchte ich. "Nicht." Kurz flackerte ein trauriger Ausdruck durch ihre Augen, doch sie stellte sich wieder normal hin und gab mir somit meinen Freiraum zurück. Ihr Blick wurde undefinierbar. "Verstehe." Ich packte ihren Unterarm, als sie sich wegdrehen wollte. "Jay. So meinte ich das nicht. Ich-Ich will das mit uns...aber du hast mich mit deinen Worten sehr verletzt. Gib mir ein wenig Zeit, um darüber hinwegzukommen." Sie seufzte und schaute mich über ihre Schulter hinweg an. "Na schön." Die Ältere drehte sich wieder ganz zu mir um, strich mir einige Haare aus dem Gesicht und konnte es sich nicht nehmen, mir einen hauchzarten Kuss auf den Haaransatz zu geben. "Dann eben so.", grinste sie und ich boxte ihr lachend gegen die Schulter. Sie zog mich wieder näher zu sich heran und schoss mit mir in den rosanen Himmel hinauf.

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1975 Wörter

Hope u enjoy🖤

Axy D left the Chat.

𝕻𝖊𝖗𝖋𝖊𝖈𝖙𝖑𝖞 𝕴𝖒𝖕𝖊𝖗𝖋𝖊𝖈𝖙Where stories live. Discover now