☬ ѕιχту-тняєє ☬

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"Sie hat gelächelt! Vor allen Leuten hat sie gelächelt!" Persephone, welche hinter mir stand und mir die Haare machte, schmunzelte. "Als ob das so eine große Sensation ist.", kam es lautstark aus dem Bad, was die Göttin der Toten noch mehr zum Kichern brachte. "Tja, das ist wahrlich eine Sensation.", erwiderte die Rothaarige und aus dem Bad hörte man nur ein gefauchtes: 'Nicht du auch noch, Persephone!' Wir mussten schmunzeln und die Göttin legte eine frisch gedrehte Locke nach vorne über meine Schulter. "Es macht Spaß sie zu provozieren, oder?" Ich nickte zustimmend. "Definitiv. Vor allem, weil sie immer gleich darauf anspringt." "Ihr fallt mir beide in den Rücken.", schnaubte Jay direkt hinter uns. "Yahh raus hier!", rief Jay's Ziehmutter und knallte die Tür vor der Blauhaarigen wieder zu. "Was sollte das denn jetzt!?" "Ich hatte dir gesagt, du sollst noch nicht gucken!", fauchte Persephone nur zurück und ich schüttelte über die Beiden den Kopf. Ihre Beziehung erinnerte mich ein bisschen an die mit meiner Mom in Tokyo. Wir waren genau so. Auf der anderen Seite der Tür ertönte schließlich kein Geräusch mehr und die rothaarige Göttin wandte sich wieder meinen Haaren zu. Sie bestand darauf, dass Jay mich erst zu Gesicht bekam, wenn ich von ihr fertig gestylt bin. Na super! Es war wie in den klassischen Romance-Filmen, wie zum Beispiel Twilight, wo der Hauptcharakter dann die Treppen runter kam und der Mann oder in diesem Fall die Frau den Mund vor Staunen nicht mehr zu bekam und ihr ein 'Du bist wunderschön.' ins Ohr flüstert. Urgh. Ich hoffte schon, dass ich Jay gefiel, doch sie soll bitte nicht so reagieren...Ich glaube, dies war eh nicht ihre Art, also sollte ich mir keine schlimmen Gedanken vorher machen.

"So fertig." Persephone trat zurück und betrachtete ihr Werk ebenso staunend, wie ich im Spiegel. Sie hatte definitiv ein Händchen, was solche Sachen anging. "Woaahh danke." Freudestrahlend umarmte ich die Göttin, die mir längst zu einer Freundin geworden ist. "Naomi wir müssen gleich los, wenn wir pünktlich da sein wollen. Man, warum braucht ihr Frauen immer so lange!", schimpfte Jay und es klang so, als würde sie am Fuße der Treppe stehen. "Du bist selber eine!", rief ich zurück und wuselte durch das Zimmer, um mein Kleid aus dem Geheimversteck zu holen. "Pass auf mit dem Make-up.", mahnte Persephone und dirigierte mich durch die Schichten leichten Stoffes des Rocks und atmete genau so erleichtert aus, wie ich als ich durch alle durch war und kein Fleckchen des Make-ups an dem Kleid klebte. Geschwind richtete ich den Sitz des Kleides und zog mir die schwarzen High-Heels an. Persephone grinste mich wissend an, als ich mich wieder aufrecht hinstellte und deutete mir mit ihrem Finger, mich zu drehen. Ich kam ihrer Aufforderung nach und lächelte sie ebenfalls an. "Perfekt, jetzt fehlt nur noch die Krone und du wärst eine echte Königin.", kicherte sie und schwang auf einmal ihre schwarze Edelsteinkrone um ihren Finger. Dankend lehnte ich ab und sie ließ schulterzuckend die Krone wieder verschwinden. "Na los. Ihr solltet euch auf den Weg machen." "Wirst du auch da sein?" Die Mundwinkel der rothaarigen Göttin zuckten vergnügt hoch, während sie nickte. "Rate mal, wem ich noch überreden konnte, mitzukommen." "Was? Nein, nicht wahr! Hades kommt auch?", rief ich aus. Persephone nickte grinsend und öffnete die Tür zum Flur. Tief durchatmend trat ich in den Flur und lief zum Treppengeländer. Jay stand mit dem Rücken zu uns und beobachtete den Wind außerhalb des Fensters. Als sie uns jedoch hörte, drehte sie sich grinsend um und holy shit. "Du hast geillert!", rief Persephone hinter mir aus und schimpfte noch weiter, doch das hörte ich gar nicht mehr. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, trotz das sie uns erneut erwischt hatte. Die Hände in die Hosentaschen ihrer schwarzen Anzugshose gesteckt, musterte sie mich ebenso wie ich sie, als ich die Treppe herunter kam. Dieses Mal war das passende Detail zu meinem Kleid nicht die Krawatte, sondern die pastellilanen, gestickten Details auf dem schwarzen Blazer, die von den Schultern bis kurz über die Brust verliefen. Die Musterungen sahen aus, wie Jay's Flügel und die Pailletten ließen die Stickereien extra noch einmal schimmern. Unter dem Blazer trug sie ein weißes Hemd und schwarze Boots mit Absatz. Fuck, sie sah so hot aus. "Verdammt Jay.", hauchte ich und sie hielt mir schmunzelnd ihre Hand hin, als ich auf der letzten Stufe angekommen bin. Dankend nahm ich ihre Hand und sie zog mich an sich. "Wehe du weinst jetzt, das ruiniert dein Make-up.", grinste sie schelmisch. "Dann hör auf so zu sein.", schniefte ich. "Wie denn?" "So fucking süß!" Jay lachte und legte ihre Stirn an meine. "Du bist wunderschön.", murmelte die Blauhaarige. Ich legte eine Hand auf ihre Schulter und begann ihr leicht über den Hinterkopf zu streichen, was sie, wie ich bemerkt hatte, sehr gerne hat. "So ungern, wie ich diesen Moment zwischen euch auch zerstören will, so muss ich euch leider sagen, dass ihr so langsam los müsst.", meinte plötzlich Persephone und ich zuckte zusammen. Ich hatte sie komplett verdrängt. Doch sie hatte recht. Wir mussten los. Wiederwillig lösten wir uns voneinander und die Tochter des Hades hauchte mir einen kurzen Kuss auf den Haaransatz. "Dann los." Wir drehten uns zu Persephone, welche lieblich lächelnd am Geländer gelehnt stand und uns beobachtete. Wir wanken ihr zum Abschied und Jay verschränkte wieder ihre Finger mit meinen. "Bis dann.", rief die Rothaarige noch über das Tosen des dunklen Windes weg und wurde dann von Dunkelheit verschluckt. Der Raum zwischen den Schatten war beängstigend, wie ich fand. Ein Fehler, keine Vorstellung wo man hin wollte und man war in diesem tosenden Schwarz gefangen, wenn man es nicht richtig beherrschte. Ich umklammerte Jay's Hand fester, doch dann blitze ein Licht vor uns auf und wir traten aus dem Schatten einer großen Kastanie in der Nähe des Einganges zum Schloss. Drinnen leuchteten schon helle, bunte Lichter und selbst der Weg zum Tor war mit Fackeln geschmückt, die wie in der Unterwelt verschiedenfarbiges Feuer besaßen. Jay hakte sich bei mir unter und zusammen schritten wir auf den Eingang zu. "Naomi!", rief eine mir bekannte weibliche Stimme und ich sah Isabelle bei Nolan untergehakt aus Richtung Stadt kommen. Die schwarzhaarige Tochter der Aphrodite sah umwerfend in ihrem smaragdgrünen Kleid aus und ihre dunkelblauen Augen funkelten begeistert, als sie mich erblickte. "Fuck, du siehst noch besser aus, als in der Umkleide!" "Danke, du aber auch." Wir grinsten uns gegenseitig an. Nebenbei bemerkte ich, wie Nolan sich zu Jay stellte, die Arme vor der Brust verschränkte und ein: 'Typisch Mädchen.' murmelte. Jay warf ihm nur einen finsteren Blick zu und er zog eilig den Kopf ein. Ich konnte nur über die Beiden schmunzeln. Freunde würden sie definitiv nicht mehr werden. Doch wenn ich an den Moment zurückdachte, wo ich Nolan kennengelernt hatte, nachdem er von Jay verprügelt wurden ist, hatte sich definitiv etwas zwischen den Beiden geändert. Sie waren beide ruhiger geworden. Stumm beobachtete ich die Beiden lächelnd und fing Jay's Blick auf. In ihren schwarzen Augen flackerten verschiedenfarbige Tüpfelchen der Fackeln hinter mir. "Wir sollten los, ansonsten verpassen wir wirklich noch den Einlass.", murrte die Blauhaarige und hakte sich erneut bei mir unter. Izzy und Nolan taten es uns gleich und zusammen betraten wir das Schloss. Überall wurden die Feuer von draußen weitergeführt. "Das übertrifft bald eure Beleuchtung im Schloss des Hades.", hauchte ich staunend und sah mich mit großen Augen um. Hunderte von Blumengirlanden hingen in den hohen Fluren, überall an den Wänden, über Türbögen und Fenstern. Jay rümpfte die Nase und beugte sich ein Stück zu mir herunter. "Die gucken sich alles von uns ab.", meinte sie spielerisch und musste kurz darauf niesen. Stimmt... sie hatte eine Pollenallergie. Ich glaube, das hatten die Lehrer nicht mit bedacht. Erneut nieste sie und Nolan betrachtete sie kritisch von der Seite. "Noch nie etwas von Allergietränken gehört?" "Halt die Klappe- *hatschi*" Mitleidig beobachtete ich, wie sich die Tochter des Hades die Seele aus dem Leib nieste, während sie mit einem vernichtenden Blick weiterging. Nolan seufzte und hielt ihr ein Taschentuch und eine Phiole mit einer grünlich, schimmernden Flüssigkeit hin. Irgendetwas wild fluchend nahm sie beides entgegen, wischte sich die Tränen vom Gesicht und schnäuzte sich die Nase, bevor sie die Phiole öffnete und den Trank komplett austrank. "Er dürfte für die ganze Nacht anhalten.", erklärte Nolan und Jay nickte ihm dankend zu. "Warum hast du ein Allergietrank in der Hosentasche?", fragte Izzy und musterte ihren Freund von der Seite. "Normaler Weise hab ich immer einen für Rieka mit, doch sie liegt schon die ganze Woche lang flach.", erklärte Nolan und wir erreichten den riesigen Saal zwei Stockwerke höher, wo auch der Winterball stattgefunden hatte. Rieka war Nolans Halbschwester, ebenfalls ein Kind des Apollon und in der 10. Klasse. Dieser kleine Wirbelwind erinnerte mich an Hanako. Hanako... Ich würde ihn bald wieder sehen. Genau wie meine Eltern. Dieser Gedanke ließ mein Herz schneller schlagen. Der Saal war ähnlich aufgebaut, wie zum Winterfest. Die Bühne und Tanzfläche gegenüber der Tür, an der rechten Seite die langen Tafeln voller Köstlichkeiten und links der Balkon, der so viele Erinnerungen weckte. Jay's Arm schlang sich um meine Taille und zogen mich sanft in den Raum. Sie lächelte, wie als würde sie sich ebenfalls zum Winterfest zurückerinnern. Der Saal bestand wieder aus vielen verteilten Tischen, Blumenranken schlängelten sich an den Säulen empor, die einen griechischen Baustil besaßen. Der Saal wurde größtenteils in verschiedenen Sommerfarbtönen gehalten. "Ich glaube, nach diesem Abend hättest du einen allergischen Schock erlitten, hättest du den Trank nicht genommen.", raunte ich zu Jay, während sie mich durch die Schüler in eine ruhigere Ecke führte. Dabei bekamen wir teils verwunderte, teils ungläubige und teils ehrfürchtige Blicke zugeworfen. "Hm.", machte die Blauhaarige nur und ignorierte anscheinend die Blicke, auch wenn ich spürte, das ihr die ganze Aufmerksamkeit nicht bekam. Die Klassensprecher jeder Klasse hatten wieder als erstes den Eröffnungstanz und stellten sich nun nacheinander auf der Tanzfläche auf.

𝕻𝖊𝖗𝖋𝖊𝖈𝖙𝖑𝖞 𝕴𝖒𝖕𝖊𝖗𝖋𝖊𝖈𝖙Where stories live. Discover now