☬ ѕιχту ☬

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Erneut wachte ich mit einem Schrei auf den Lippen auf, als Abbadons höhnisches Grinsen über mir erschien. Mein Herz raste. Im Zimmer war es eiskalt und stockdunkel. Das einzige Geräusch war mein schnell gehender Atem. Jedoch drang dann ein anderer Laut durch die verschlossene Tür hinzu, bei dem ich mich ein wenig beruhigte. Die leisen, wunderschönen Töne des Klaviers verursachten mir eine Gänsehaut. Die Decke enger um meine Schultern ziehend, stand ich zitternd auf und blieb am Treppengeländer stehen. Die Blauhaarige saß nur vom Mond beleuchtet in ihrer Kampfmontur am Flügel und schien mich nicht einmal zu bemerken. Sie war den ganzen Tag in der Unterwelt gewesen. Ich wusste nicht weswegen, doch sie war vermutlich gerade erst zurück. Das Gesicht der Älteren war hart. Ihre ganze Haltung wirkte angespannt, wie als wäre sie wütend. Vermutlich war es deshalb so arschkalt im Haus. Leise stieg ich die schwarzen Marmortreppen herunter und bei jedem Schritt jagte mir die Kälte unangenehme Schauer über den Rücken. Jay war so ins Spielen vertieft, dass sie nicht einmal bemerkte, wie ich neben ihr zum Stehen kam. Erst als ich ihr dann sanft die Strähnen aus dem blassen Gesicht strich, zuckte sie zurück. "Entschuldigung, ich wollte dich nicht so erschrecken.", murmelte ich und lächelte schief. Sie atmete tief ein und rückte dann ein wenig zur Seite, sodass ich mich neben sie setzen konnte. Der verbitterte Ausdruck auf ihrem Gesicht blieb, während sie den Kopf leicht zur Seite neigte und ohne etwas zu sagen mit einer Hand eine neue Melodie anstimmte. "Was ist los? Du siehst aus, wie drei Tage Regenwetter." Jay schnaubte und blickte mich dann doch wieder an. "Abbadon versucht immer wieder aus der Hölle zu entkommen und mein Vater unternimmt nichts dagegen, da er gerade mit etwas anderem beschäftigt ist. Uns fehlt ein Höllenfürst durch diesen Dreckskerl und der Teil der Hölle, den der Firedrake bewacht hatte, verfällt in Chaos. Die Höllenkreaturen versuchen ebenfalls auszubrechen, das ist los.", knurrte sie mit einer eisigen Stimme und starrte mich aus undurchdringlichen, schwarzen Augen an. Sie hatte mir von dem Tod des Höllenfürstens erzählt, den sie heraufbeschworen hatte und sogleich von Abbadon vernichtet wurde. Dieses Mal war ich diejenige die schnaubte. "Ich sollte Hades wirklich einmal in den Arsch treten.", versuchte ich sie aufzuheitern und grinste schief, jedoch blieb ihre Miene unbewegt. "Jay, es ist Hades sein Königreich. Wenn er es nicht unter Kontrolle hat, dann hat er Pech. Du kannst nicht jedes Mal die Dämonen oder Höllenkreaturen aufhalten, das ist nicht deine Aufgabe!" "Aber es ist mein zu Hause, was dort zerstört wird!", knurrte sie und kam bedrohlich mit ihrem Gesicht näher. Seufzend legte ich ihr meine kalte Hand an die Wange. "Ich weiß. Tut mir leid.", murmelte ich kleinlaut und sie schaute nach vorne zum Klavier. Ich hatte kein Recht so über ihre Heimat zu reden. Sie hatte kein anderes zu Hause, außer der Unterwelt und das Haus des Hades. Ihre Mutter kannte sie nicht einmal. Und auch wenn Hades ein Arsch war, war er immer noch ihr Vater und hatte manchmal vielleicht auch seine guten Seiten. Ich kannte ihn nicht gut genug, dass ich so über ihn urteilen sollte. "Spielst du deshalb.", unterbrach ich die unangenehme Stille zwischen uns und deutete mit dem Kopf zum Klavier. Sie nickte leicht und ihre Gesichtszüge entspannten sich ein wenig. "Ja, es hilft genauso gut um abzuschalten, wie das Kämpfen." "Warum dieses Mal nicht trainieren?" Jay schaute mich aus dem Augenwinkel an. "Ich wollte dich nicht wecken." "Hättest du es mal lieber.", lachte ich leise und betrachtete die schwarzen und weißen Tasten. Ich spürte, wie sie mich fragend ansah, sie dann aber eins und eins zusammenzählte und seufzte. Kurz darauf spürte ich ihre kalte Stirn an meiner linken Schläfe und mein Schreck, samt dem Albtraum verblasste langsam. Wir saßen für einige Minuten stillschweigend so da und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Seit dem Kampf und dem Tag oben bei der alten Ruine waren nun schon beinahe zwei Wochen vergangen und der Abschlussball rückte näher, sowie die Sommerferien. Doch auch der Kampf von Jay und Jonathan war nicht mehr weit. Man hatte entschieden, sobald die Zwei wieder ausreichend genesen waren und sich in der Lage fühlten zu kämpfen, sollte der Kampf wiederholt werden. Jonathan wird morgen aus dem Krankenhaus entlassen, erinnerte ich mich. "Naomi." "Hmh?" Für einige Sekunden schwieg sie wieder und ich wollte sie schon fragen, was los war, da schluckte sie hart. "Es tut mir so leid. Alles." Mein Herz verzog sich schmerzvoll, bei ihrer zittrigen Stimme. "Jay, darüber hatten wir schon gesprochen und ich verzeihe dir. Erinnerst du dich." Sie nickte und setzte ein leises 'trotzdem' hinterher. "Du bist durch mich wieder in Gefahr gekommen, wurdest wieder durch mich verletzt und das nicht nur mit Worten." Die Schuldgefühle fraßen sie auf. Nicht nur die Worte, die sie zu mir ohne nachzudenken gesagt hatte, sondern auch, dass ich beinahe vielleicht gestorben wäre. "Ja, du hast mich verletzt. Aber trotzdem hast du mir auch wieder den Arsch gerettet, hm? Hör auf dir immer die Schuld zu geben." "So ist es aber." "Jay!" Sie seufzte geschlagen. "Ist ja gut." Sie nahm ihren Kopf von meinem und sah mich an. Ich legte ihr beide Hände an die Wangen und kniff leicht hinein. "Ich bin wieder wohl auf!", rief ich grinsend. Schief guckte Jay mich an, ehe sich auf ihr Gesicht ein kleines Lächeln schlich. "Na siehst du." "Ich hasse dich.", nuschelte sie, da ich immer noch ihre Wangen zusammenkniff. "Nein, du liebst mich." Die Ältere stieß ein Schnauben aus und wedelte meine Hände von ihren nun roten Wangen. "Das überleg ich mir gleich anders.", knurrte sie und verpasste mir eine liebevolle Kopfnuss. "Gib's zu, ich bin unwiderstehlich.", ärgerte ich sie weiter. "Wohl eher unausstehlich.", setzte sie trocken hinterher und stand auf. Gespielt geschockt legte ich eine Hand übers Herz. "Das trifft mich jetzt so hart, wie Wackelpudding.", meinte ich genau so trocken, wie Jay. Sie blieb stehen und sah mich über die Schulter fies grinsend an.

Klick. Klick. Klick.

Schreiend sprang ich von dem Hocker auf, direkt auf Jay's Rücken, welche auf das ganze schon gefasst war, mich direkt zu dieser widerwärtigen Kreatur drehte und mich eisern in ihrem Griff hielt. "Mach sie weg!", fiepte ich und drehte die Augen geschlossen meinen Kopf zu Seite. Ich spürte, wie Jay hinter mir lachte und das Klicken der Fangzähne nun unmittelbar vor mir war. "Komm schon, Naomi. Mach die Augen auf. Sie freut sich, dich zu sehen.", säuselte Jay dicht an meinem Ohr. "Jay!", fiepte ich und wand mich unter ihrem Griff. Ich hasse sie! Ich hasse sie definitiv! Jay schmunzelte und kurz spürte ich das Tosen des Windes um mich herum, ehe die Wärme ihres Körpers verschwunden war. Vorsichtig öffnete ich die Augen und erblickte mein Zimmer. Von der Blauhaarigen Tochter des Hades keine Spur. "Jay, ich hasse dich! Du bist so ein Arsch!", rief ich durch das Haus und verkroch mich zurück ins Bett. Grummelnd genoss ich die Stille im Zimmer und war schon wieder kurz davor weg zu dösen. "Ach bin ich das?", raunte auf einmal eine dunkle Stimme hinter mir. Kreischend wich ich zurück und prallte mit einem lauten Knall auf den Boden. "Verdammt Jay!!!" Der Teufel in meinem Bett lachte bloß gehässig.

"Hey, wie geht's dir?", rief ich dem Weißhaarigen Sohn des Zeus schon vom Weitem entgegen und stürmte durch den weißen, sterilen Flur auf ihn zu. Er sah viel besser aus. Grinsend breitete Jonathan die Arme aus und fing mich lachend auf. "Viel besser. Das habe ich wohl oder übel Nilal zu verdanken." Er seufzte und schulterte seine Tasche. Zusammen liefen wir in den Fahrstuhl. Ich sollte noch einmal wegen ein paar Tests kommen und dachte mir, da Jonathan heute entlassen wird, gehe ich ihn besuchen. "Sag mir, ich habe nicht allzu viel verpasst, nachdem der Dämon übernommen hat." Ich wiegte meinen Kopf hin und her. "Nur, dass Jay ihn aus dir rauslocken musste, weil wir dich nicht zu stark verletzen wollten." Er nickte verstehend und wir traten aus der Eingangshalle hinaus. Heute war ein sonniger, warmer Tag. "Ich konnte mich teils noch selber kontrollieren, doch da war diese unendliche Wut, diese unbändige Macht. Sie machte mich rasend." Ich erinnerte mich an den Moment mit der Party und dem Bild, welches mir die Tochter der Hekate unter die Nase gehalten hat, zurück. Wie er ausgetickt ist. "Ich habe dich nie gefragt, wie es dir geht. Ich habe immer dieses orangene Blitzen in deinen Augen gesehen und es jedes Mal auf das Licht geschoben." Ich schluckte und blickte ihn entschuldigend an. "Mach dir nichts draus.", lächelte er sanft. "Nicht einmal Nilal hat es mitbekommen und sie ist Dämonenexpertin.", schnaubte er und nickte rüber zu der schlanken Gestalt der Blauhaarigen, welche die Hände in die Hosentaschen gesteckt über den Ozean in die Ferne guckte. "Es geht mir wieder gut. Er ist aus mir raus. Mehr interessiert mich nicht." Wir kamen bei Jay zum Stehen und sie betrachtete Jonathan und mich mit einem emotionslosen Blick. "Wurde ja Zeit.", schnaubte sie dann und empört stemmte ich die Hände in die Hüfte. "Wurde ja Zeit? Mein Puls war bei 180, weil du mich jedes Mal mit diesem Drecksspinnendämon ärgerst! Die wollten mich schon gar nicht gehen lassen!", rief ich wütend aus. Ihre Augen funkelten belustigt, jedoch blieb Jay's Miene versteinert und sie zog nur eine Augenbraue nach oben. Das hätte ich nicht erwähnen sollen. Jonathan spannte sich neben mir an. "Du tust was?!", knurrte er und kam Jay bedrohlich näher. Unbeeindruckt sah sie ihn an und ich seufzte ergeben. Wird das je wieder etwas mit den Beiden? "Kommt schon ihr beiden. Reißt euch zusammen.", murrte ich und klopfte beiden auf die Schulter, ehe ich vorauslief und die Beiden mir mit gebührend Abstand zueinander folgten. 'Vielleicht sollte ich sie dazu bringen, sich auszusprechen.', dachte ich und auf mein Gesicht schlich sich ein fieses Grinsen, als ich mir bereits einen Plan grob ausmalte. "Mir gefällt dein Gesicht nicht, Naomi.", grummelte Jay von hinten. "Mir auch nicht.", kam es dann von Jonathan. "Hehe."

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1666 Wörter

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Axy D left the Chat.

𝕻𝖊𝖗𝖋𝖊𝖈𝖙𝖑𝖞 𝕴𝖒𝖕𝖊𝖗𝖋𝖊𝖈𝖙Where stories live. Discover now