6 | Elawa Aikaterini Foxwish

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Ich musste mich zwingen, Frühstück zu essen. Ich war es mir noch immer nicht gewohnt, so viele Mahlzeiten zu mir zu nehmen; bevor ich mich entschieden hatte, an diesem Wettbewerb teilzunehmen, hatte ich nie vor elf gegessen. Aber nun löffelte ich meinen Haferbrei in mich hinein, auch wenn er nach nichts schmeckte, und klammerte mich an meiner Kaffeetasse fest. Ohne meine Schlaftabletten, die ich für Notfälle eingepackt hatte, hätte ich letzte Nacht wohl gar nicht geschlafen.

Eine weitere Person war verschwunden, eine Wache hatte gesagt, er wäre tot, und dabei beinahe schadenfreudig ausgesehen. Ich fragte mich, ob wir nur ein Spielzeug für sie waren. Eine Belustigung, mehr Hofnarren als eine Leibgarde.

Den Schuldigen hatten sie noch nicht gefunden und ich wusste nicht, ob sie es versucht hatten.

Nach dem Frühstück hatten wir nicht viel Zeit, uns umzuziehen. Eine Viertelstunde später mussten wir auf dem Platz vor dem Palast stehen, Schwerter in den Händen, die wir in einer kleinen Kammer hatten holen müssen. Es war noch früh und für die Jahreszeit kühl. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und der Mann neben mir warf ihr skeptische Blicke zu.

Die hohen Mauern um uns herum erlaubten es den Menschen von außen nicht, uns zu sehen, gleichzeitig blockten sie unseren Blick auf die Außenwelt ab. Es hätte ohnehin nicht viel zu sehen gegeben. Der Palast stand auf einer der Leeren Ebenen und war eine Stunde Fahrt von der nächsten Stadt entfernt. Eine Dreiviertelstunde, wenn man flog.

Die Leeren Ebenen waren Ödland, das sich kilometerweise erstreckte, leer und staubig. Die Menschen sagten, dass es an der Magie der Fabelwesen lag, die Fabelwesen, dass es an den biologischen Waffen der Menschen lag. Aber schlussendlich war es egal, wer den Krieg angefangen hatte, denn so oder so waren wir seither gespalten. Und keine der beiden Seiten hatte ein Interesse daran, dass sich das änderte.

Ich auch nicht. Hätte ich gekonnt, hätte ich jeden Menschen in diesem Land umgebracht. Sie verdienten es, zu sterben.

„Schwertkampf. Stellt euch in die markierten Arenen, zwei Leute pro Arena, immer zehn auf einmal. Keine Regeln, aber ihr dürft euren Gegner nicht umbringen. Der Kampf dauert, bis er aufgibt", sagte ein Wächter, der vor uns auf und ab ging.

Ich umklammerte mein Schwert so fest, dass meine Knöchel weiß hervortraten. Es war ein Kurzschwert und verhältnismäßig leicht, ähnlich wie die, mit denen ich trainiert hatte. Gleichzeitig war es unglaublich frustrierend, es nutzen zu müssen. Ich hätte mich viel leichter und flexibler verteidigen können, wenn ich meine Magie hätte benutzen dürfen.

Aber das hier war der Palast. Also spielte ich nicht nach meinen eigenen Regeln.

Ich hob das Schwert und trat in einen der markierten Kreise auf dem Boden, als mein Name aufgerufen wurde. Das Pflaster war glatt, aber ich fürchtete mich trotzdem, ich würde über meine eigenen Füße stolpern. Was machte ich eigentlich hier? Ich hatte monatelang trainiert, aber ich fühlte mich trotzdem fehl am Platz unter all den übermäßig muskulösen Männern, die mich trotz meiner überdurchschnittlichen Körpergröße fast alle überragten.

„Ambrose McLaren", wurde mein Gegner aufgerufen und wahrscheinlich war es Zufall, aber in diesem Moment fragte ich mich, ob der Palast mich ausschalten wollte. Ambrose war gut einen Kopf größer als ich und seine dunkelbraunen Haare fielen ihm auf eine Art ins Gesicht, die nicht aussah, als wäre es Absicht. Dennoch sah er gut aus, auf eine gefährliche Art und Weise, die Art, wie ein Messer in der Sonne glitzerte. Genau wie ich trug er nur ein T-Shirt und auf seinen Oberarmen waren Narben sichtbar, die aussahen, als würden sie von Krallen stammen.

„Es geht um die Fähigkeiten, die beim Kampf sichtbar werden, nicht ums Gewinnen – wobei ein Gewinn natürlich eure Chancen, im Wettbewerb zu bleiben, steigert", sagte der Wächter. „Achtung – fertig – los!"

Metall traf auf Metall. Ich parierte Ambrose' schnelle Schläge und bewegte mich dabei deutlich schneller als er, wich aus, stach zu, versuchte, ihn zu treffen. Die ganze Zeit über sah er mir direkt in die Augen und ich hielt seinem Blick stand. Seine Augen waren blau, wie Wasser, über dem sich eine dünne Eisschicht gebildet hatte, die Art, die brach, wenn man darauftrat. Er hatte mehr Kraft als ich, aber meine Technik war besser. Um uns herum waren die Kämpfe der ersten Paare bereits vorbei und sie wurden ausgewechselt, aber meine Konzentration ließ keine Sekunde nach. Ich parierte Ambrose' Schläge so lange, bis sein Schwert scheppernd auf den Boden fiel. Er wollte sich danach bücken und es aufheben, aber ich war schneller. Ich stieß ihn nach hinten, er verlor vor Überraschung kurzzeitig das Gleichgewicht und stolperte gegen die Mauer hinter ihm. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und presste ihm die Klinge des Schwertes gegen den Hals.

Ein Thron aus Eis und AscheDove le storie prendono vita. Scoprilo ora