34 | Tai Lennox

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„Heute Abend findet im Palast ein Empfang statt", sagte ein Wächter.

Tai und Ella saßen im Speisesaal am anderen Tischende als Keavan und Ambrose und Tai rieb sich ihre schmerzenden Schläfen. Letzte Nacht hatte sie kaum geschlafen. Ihre Versuche, mit Keavan über Ambrose zu reden, waren erfolglos gewesen, weil auch Keavan nichts wusste.

Sie hätte Ambrose am liebsten den Hals umgedreht, weil er Ella verletzt hatte.

Aber sie musste sich auf den Wettbewerb konzentrieren.

„Zum Ball werden zehn Adlige kommen. Jeweils zwei Teilnehmende werden die Leibwache eines Adligen bilden. Mischen Sie sich unter die Gäste, bleiben Sie unauffällig und schützen Sie gleichzeitig das Leben der Adligen", sagte der Wächter.

Der Palast hatte die Einteilung gemacht, wer welchen Adligen beschützen musste. Tai und Keavan waren zusammen eingeteilt. Ambrose und Ella auch.

„Und du hast wirklich nichts herausgefunden?", fragte Ella, während sie durch den Ballsaal im unteren Stock des Palastes liefen. Zu diesem Raum hatten sie Zutritt, damit sie ihn sich schon einmal ansehen und sich eine Strategie überlegen konnte. Die Wände waren hoch und Elfenbeinfarben, am oberen Rand mit Schnörkeln verziert. Der Boden war aus einem hellen Holz und an der Decke hingen Kronleuchter. Angestellte des Palastes bauten in einer Hälfte des Raumes lange Tische auf.

„Nein. Keavan wusste auch nichts. Dafür, dass die beiden zusammenleben, kennt er Ambrose wirklich schlecht", sagte Tai.

„Ich wüsste nur gerne, ob es meine Schuld war. Ob ich etwas falsch gemacht habe", sagte Ella. „Meinst du, er wird heute Abend überhaupt mit mir reden?"

„Muss er wohl, wenn ihr die gleiche Person bewacht."

Ella fuhr sich mit den Händen durch die Haare. „Am Ende fliege ich noch aus dem Wettbewerb, weil er nicht mit mir zusammenarbeitet. Aber ich wäre selbst schuld. Ich hätte ihn nicht küssen sollen."

„Nein, hättest du nicht. Aber nur, weil er dich nicht verdient hat." Tai musterte den Raum, suchte nach Ecken, Winkeln und Schatten. Alles in allem war der Ballsaal übersichtlich, es würde wahrscheinlich nur wegen seiner Größe schwierig werden, den Überblick zu behalten.

„Meinst du, er ist deswegen weggelaufen? Weil er der Meinung war, dass er mich nicht verdient hat?", fragte Ella.

„Ich weiß es nicht. Warum lassen wir nicht erst einmal Maß nehmen für unsere Kleider heute?", fragte Tai, die wirklich nicht mehr über Ambrose reden wollte. Das hier war ein Wettbewerb und sie verstand, dass Ella verletzt war, aber ihre Gefühle machten alles kompliziert.

In ihrem Zimmer wartete bereits eine Angestellte des Palastes auf sie. Tai und Ella mussten sich bis auf die Unterwäsche ausziehen und wurden vermessen. Tai fragte sich, ob die Angestellten wirklich so schnell nähen konnten, aber wahrscheinlich passten sie die Kleidung lediglich an.

Während Tai vermessen wurde, spähte sie zu Ella hinüber, die auf ihrem Bett saß, die Arme um ihren schmalen Körper geschlungen. Auf ihren Schultern und ihrer Taille waren ein paar der Brandnarben sichtbar, die sich laut den Fotos, die es von ihr gab, über ihren ganzen Rücken zogen. Obwohl sie sich ein Zimmer teilten, zog Ella sich immer im Bad um, deswegen hatte Tai die Brandnarben noch nie gesehen.

„Jetzt Sie", sagte die Angestellte. Ihr Tonfall war neutral, aber Ella stand so zögerlich vom Bett auf, als würde die Angestellte sie jeden Moment angreifen. Tai konnte hören, wie sie die Luft anhielt, als die Finger der Frau ihren Rücken streiften.

Es war seltsam, dass nur Ellas Rücken verbrannt war, dachte Tai. Sie hatte keine Narben an den Beinen oder Armen. Tai hätte sie gerne gefragt, wie das passiert war.

Als die Angestellte mit dem Vermessen fertig war, zog sich Ella schnell wieder an.

„Haben Sie Wünsche für die Kleider?", fragte die Angestellte.

„Etwas Unauffälliges", sagte Ella. „Wir müssen in der Masse verschwinden. Am besten etwas, in dem mich niemand sieht."

„Und Sie?", fragte die Angestellte Tai.

„Etwas so Ausgefallenes wie möglich", sagte diese.

Ein Thron aus Eis und AscheWhere stories live. Discover now