25 | Elawa Aikaterini Foxwish

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Der Test am nächsten Morgen fand noch vor dem Frühstück in einem Raum am Ende des Flügels statt, in dem Tai und ich schliefen. Es war ein leerer Raum mit weißen Wänden, groß genug, dass die verbliebenen 44 Teilnehmenden darin Platz hatten. Ohne einen Kommentar schloss der Wächter, der uns hierhergebracht hatte, die Tür zwischen uns.

Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, aber das Einzige, was ich sah, waren Kameras in den oberen Ecken. Einige Teilnehmenden tasteten die Wände ab, wahrscheinlich auf der Suche nach einer Tür. Sie fanden nichts.

„Was ist das hier?", fragte jemand. „Ist das ein Test?"

„Wahrscheinlich. Oder sie sperren uns jetzt hier ein und lassen uns verhungern", sagte jemand anderes.

„Oder sie lassen uns so lange hier, bis sie die Aschefee gefunden haben. Auch wenn wir notfalls alle sterben", sagte Keavan.

Ich musterte ihn und Ambrose, der neben ihm stand, aus dem Augenwinkel. Ich hatte noch niemanden von den beiden verraten und wünschte mir jetzt, ich hätte es getan. Dann wäre mir das hier vielleicht erspart geblieben.

„Wahrscheinlich ist es ein psychologischer Test", sagte ein braunhaariger Mann, von dem ich wusste, dass er Cornelius hieß, weil ich beim Essen einmal mit ihm gesprochen hatte. „Sie setzen uns Extrembedingungen aus und wollen sehen, wie wir reagieren."

„Oder sie lassen uns einfach verrecken, weil dann die Aschefee sicher auch stirbt", sagte ein blonder Mann namens Bryan und einige anderen stimmten ihm zu.

„Warten wir erst einmal ab", sagte Cornelius.

Die meisten Teilnehmenden setzten sich auf den Boden und lehnten sich an die Wände. Ambrose setzte sich neben mich. „Ella, wir müssen reden", sagte er.

Ich machte nur eine Kopfbewegung in Richtung der Kameras und war froh, einen Grund zu haben, nicht mit Ambrose reden zu müssen. Ich wusste nicht, was ich ihm sagen sollte, besonders, da ich mich noch nicht entschieden hatte, ob ich ihn ausliefern sollte.

Ambrose verschränkte die Arme im Nacken und lehnte sich mit einem frustrierten Seufzen nach hinten. Er sah kleiner aus, als er war, in dem weißen Raum mit den Schatten unter seinen Augen. Und trotzdem. Trotzdem hätte ich ihn die ganze Zeit ansehen können. Seine gebräunte Haut, die Muskeln an seinen Armen, die in dieser Position hervortraten, die braunen Haare, die ihm ins Gesicht fielen. Er sah gut aus. Er war nicht die Art von gutaussehend, die man für ein Plakat fotografieren wollte, sondern die Art, bei der man herausfinden wollte, was sich dahinter verbarg. Mit seinen Narben und seinem harten Gesichtsausdruck war ihm anzusehen, dass er Geheimnisse hatte, Dinge, über die er nicht sprach. Wie beispielsweise die Tatsache, dass er ein Werwolf war. War sein Bruder wirklich gestorben? Und warum nahm er am Wettbewerb teil?

„Was denkst du, wie lange sitzen wir hier drin fest?", fragte Keavan, der sich auf meiner anderen Seite auf den Boden fallen ließ. Im Gegensatz zu Ambrose tat er so, als wäre nichts gewesen. Vielleicht nur für die Kameras. Vielleicht ging er auch davon aus, dass ich ihn nicht verraten würde. Oder er hatte bereits einen Plan, mich aus dem Weg zu räumen, bevor ich es tun konnte. Keavan traute ich es zu, besonders, seit ich wusste, dass er ein Assassine war.

„Ich weiß es nicht", sagte ich.

Es gab nirgends eine Uhr, deswegen wusste ich nicht, wie viel Zeit verstrich. Ambrose, Keavan, Tai und ich saßen schweigend nebeneinander. Als wären wir Fremde, obwohl ich gleichzeitig viel zu viel über die drei wusste.

Irgendwann gaben auch die letzten Teilnehmenden die Suche nach einem Ausgang auf und ließen sich auf den Boden fallen. Je mehr Zeit verstrich, desto klarer wurde es, dass das hier kein Rätsel war, das wir lösen mussten, keinen Weg nach draußen, den wir finden mussten. Es gab keine Hinweise, keine Chance, hier herauszukommen. Wir waren eingesperrt.

Ein Thron aus Eis und AscheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt