Three

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Angeline

Ich drückte den Aufzugknopf und wartete darauf, dass die Türen sich öffnen würde. Ich hatte es geschafft, eine Fahrt, die sechs Minuten dauerte, in drei zu absolvieren. Natürlich wusste ich noch nicht, worum es in dem Gespräch zwischen meinem Vater und mir gehen würde, doch ich war guter Dinge, denn A) nahm sich mein Vater nur äußerst selten die Zeit, Dinge außerhalb des Büros zu besprechen, und B) hatte ich mich in den letzten Jahren so vorbildlich und ambitioniert verhalten, dass mein Vater nicht anders konnte, als mich nicht zur nächsten Geschäftsführerin zu ernennen.

Ich sah die Titelblätter und Nachrichten bereichts vor mir: Angeline Throne, 26 Jahre und damit jüngste und erste weibliche CEO von Thorne Industries.

Ich konnte es kaum abwarten, in das Büro im obersten Stock des Firmengebäudes zu ziehen, mich in den Sessel meines Vaters fallen zu lassen und die Luft des Erfolgs einzuatmen.

Das erste, was ich machen werde? Den gesamten Vorstand einmal rausschmeißen und ihn mit einem rein weiblichen Team ersetzen.

Zwar erledigten sie ihren Job ausreichend genug, um nicht gefeuert zu werden, doch wenn ich Geschäftsführerin war, dann müsste ich mir ihre faltigen, dämlichen Gesichter nie wieder ansehen.

Andererseits würden sie ziemlich ins Staunen kommen, wenn ich ihre neue Vorgesetzte war und damit über ihren Positionen stand. Sie würden mich auf Knien anflehen, sie nicht rauszuschmeißen. Das würde ich hingegen sehen wollen. Blieb nur abzuwarten, wie schnell ich meinen neuen Posten erhalten würde.

"Angeline."

Ich zuckte zusammen, und das nicht nur wegen der dunklen, rauen Stimme. Mein Kopf schwenkte leicht nach rechts, doch ich hätte mich nicht einmal umdrehen müssen, um zu sehen, wer neben mir stand.

Nolan Warren blickte mir undurchdringbarer, kalter Miene auf mich nieder. Seine braunen Augen huschten zuerst über mein Gesicht, dann wanderten sie einmal nach untern und landeten wieder bei meinen Augen. Ein Schauder überrollte mich, den ich allerdings unterdrückte, indem ich den Blick von ihm losriss und auf den Aufzug starrte.

Blöde, langsame Türen ... Das hatte mir gerade noch gefehlt.

"Warren", überkam es meine Lippen mit so viel Selbstbewusstsein, das ich aufbringen konnte. Ich hatte keine Ahnung, wieso ich in seiner Gegenwart das Gefühl bekam, mich mit ihm messen zu müssen. Vielleicht lang es an der Tatsache, dass er in genau derselben Position steckte, wie ich. Auch er strebte an, die Stelle als CEO der Warren Company zu erreichen, die derzeit noch von seinem Vater Graham Warren besetzt war. Zwischen uns lag also immer dieser kleine, indirekte Konkurrenzkampf um die bessere Position.

"Was machst du hier?", fragte er nach.

Wollte er ernsthaft Smalltalk führen? Nolan und ich waren bereits über diese Höflichkeiten hinaus, es gab einzig und allein das böse Blut zwischen uns.

"Dasselbe könnte ich dich fragen", erwiderte ich und endlich gingen die Türen des Lifts auf. Da das Restaurant im obersten Stock war, mussten man also eine Ewigkeit fahren. Ich hoffte nur, dass Nolan so genädig war und warten würde, bis der nächste Aufzug kam. Ich hatte wirklich keinen Nerv für eine Unterhaltung mit ihm.

Als ich mich in den Aufzug stellte und auf den Knopf mit der höchsten Zahl tippte, trat Nolan in den Lift zu mir. Er stellte sich so nah neben mich, dass sein Arm meinen leicht streifte. Eine Gänsehaut überkam meinen Körper, weshalb ich automatisch einen kleinen Schritt zur Seite wich.

"Wenn du es so genau wissen willst, ich bin auf dem Weg zu meinem Vater."

Ich konnte mir meinen Kommentar, wie so oft, einfach nicht verkneifen. "Etwa, um dir deine Lektion abzuholen?"

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Where stories live. Discover now