Ten

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Angeline

„Ms Thorne", Roses Stimme riss mich aus meiner Arbeit. Gerade war ich dabei, ein paar Dinge aufzuarbeiten, die ich die letzten Tage vernachlässigt hatte. Diese Beziehung zwischen Nolan und mir forderte enorm viel meiner kostbaren Zeit, daher blieb mein Job etwas links liegen. Durch unsere kleine Pause, in der die Leute über uns zu rätseln anfingen, schaffte ich es, meine Aufgaben und Pflichten wieder etwas besser nachzukommen. Doch es war viel. Ich war nicht nur einfach so Vorstandmitglied von Throne Industries geworden, mit dieser Stelle warbauch viel Arbeit verbunden.

"Was gibt's, Rose?", fragte ich meine Assisstentin, setzte meine Brille von meinen Augen ab und kniff diese leicht zusammen. Mein Fokus war seit drei Stunden nur auf meinen Bildschirm gerichtet worde. Als ich versuchte, meine Augen auf Rose' Gestalt zu konzentrieren, sah ich lediglich eine verschwommene Silhouette, doch nach ein paar mal blinzlen, sah ich sie endlich wieder scharf.

Rose schenkte mir ein leichtes Lächeln. Wir beide waren vermutlich die letzten zwei Anwesenden im Büro, wenn nicht sogar im gesamten Gebäude. Eigentlich mochte ich es nicht, wenn meine Assistentin genauso lange hier blieb wie ich. Nicht, weil ich ihre Anwesenheit als störend empfinden würde. Ganz im Gegenteil, es füllte dieses riesige Gebäude mit etwas mehr Leben, auch wenn wir uns in getrennten Zimmern aufhielten. Nein, Rose hatte die starke Angewohnheit, erst zu gehen, wenn ihre Arbeit erledigt worden war, was grundsätzlich eine positive Eigenschaft ist. Doch ich wusste es besser. Rose war etwa in meinem Alter, frisch verheiratet und seit vier Monaten schwanger. Ich mocht es nicht, wenn Leute ihre Arbeit nicht zu Ende machten, aber bei Rose und ihrem aktuellen Zustand war das etwas ganz anderes. Ich war vielleicht ein strenger Boss, aber kein Monster.

Rose war das, was einer Freundin am nächsten kam. Ich hatte kaum Freunde, doch das lag einzig und allein daran, dass ich die Anwesenheit anderer kaum ertragen konnte, die sich einfach nicht auf demselben Niveau befanden wie ich. In der HighSchool hatten alle Kinder Angst vor mir, naja, ihre Eltern hatten Angst vor meinem Dad, daher zogen sie ihre Söhne und Töchter schlichtweg weg von mir. Im College hatte ich selbst kaum einen Nerv, um Kontakte zu knüpfen. Mein einziges Ziel war, so schnell wie möglich meinen Abschluss zu erreichen und sofort im Unternehmen einzusteigen.

Klar, ab und zu gab es ein paar Begegnungen, die sich allerdings schnell wieder im Sand verlaufen hatten, weil diese Beziehungen mir einfach keine Vorteile brachten. Mein Leben widmete ich einzig und allein meiner Karriere, und ich war vollkommen zufrieden damit. Natürlich hat jede Entscheidung seine Vor- und Nachteile, aber mit diesem Kontrapunkt konnte ich definitiv leben.

"Tut mir leid für die Störung", murmelte sie und ich klappte leicht den Laptop zu, um meine Aufmerksamkeit etwas mehr auf meine reizende Assistentin zu schwenken. "Aber ich sollte Sie informieren, wenn es Zeit für ihr Neun-Uhr-Termin ist."

Ich schloss die Augen, legte den Kopf leicht in den Nacken und entließ die Luft aus meinen Lungen. Wie zum Teufel war es so schnell Abend geworden? Gerade saß ich noch mit meinem Morgen-Kaffee in meiner Hand in der täglichen Morgenbesprechung mit meinem Team und jetzt war es einfach schon neun Uhr Abend. Vielleicht lag es auch daran, dass ich an meinen letzten Termin für heute bewusst keinen Gedanken verschwendet hatte. Vor genau drei Tagen hatte ich ein ziemlich anstrengendes Gespräch mit Mr Kent, dem Klienten, der mich so manche schlaflose Nächte gekostet hatte. Ich ging ihm schon eine ganze Weile aus dem Weg, doch ich durfte einen so wichtigen Geschäftsparter nicht einfach so den Rücken kehren. Wäre die Partnerschaft zwischen ihm und meinem Vater nicht bereits so langjährig, hätte ich ihm längst einen Laufpass gegeben - nicht zuletzt, weil ich seine schmächtigen Blicke auf mir - oder meinen Brüsten- nicht mochte. Aber was tut man nicht alles für die Firma ...

"Danke, Rose", murmelte ich schließlich und massierte mir meine pochenden Schläfen, die allein bei dem Gedanken, an ein Treffen mit Thelonious Kent schmerzte. Die Tatsache, dass er er sich lediglich in einem privateren Ambiente mit mir treffen wollte, war bereits das erste Zeichen, sofort das Weite zu suchen.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Where stories live. Discover now