Fifty-Five

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Nolan

Ich spürte ihre Blicke auf mir, auch wenn sie es unauffällig machten. Das war wirklich kräftezehrend, auch wenn ich es bereits gewohnt sein sollte, von Leuten angestarrt zu werden. Das hatte der Name Warren so an sich, besonders weil ich immer wieder in den letzten sechs Monaten im Fernsehen zu sehen war. Eigentlich konnte ich diese Blicke ignorieren, einfach weil ich geübt darin war, meine Fassade so aufrechtzubehalten, dass sie niemand überwinden konnte.

Nur waren es eben nicht irgendwelche Leute, die mich versuchten, unauffällig zu mustern. Es war meine Familie, die mich in- und auswendig kannte, und daher auch leichter als alle anderen beurteilen konnte, was tatsächlich in mir vorging.

Sie hatten nichts gesagt. Noch nicht, was hauptsächlich daran lag, dass ich den Kontakt zu ihnen mied. Genauso wie ich es seit mehreren Tagen mit jeder Person machte, selbst bei der Arbeit. Ich verkroch mich in die hinterste Ecke, um mit meinen Gedanken allein zu sein. Das klappte auch eigentlich ganz gut, denn immerhin hatte ich diese distanzierte, unnahbare Aura um mich herum perfektioniert. Aber es war schwer dem Stand zu halten, wenn ich ihre bohrenden Augenpaare auf mir wahrnahm.

Sie meinten es nur gut, ich wusste das, aber es wäre mir lieber, wenn sie einfach so tun würden, als ob alles okay wäre. Was es nicht war, aber das musste sie nicht interessieren. Besonders Carter und Raya nicht. Die beiden sollten heute an nichts anderes denken als an sich selbst und ihre Zukunft. Mein Bruder hatte ihr tatsächlich einen Antrag gemacht. Zwar wusste ich, dass es nicht mehr lange dauern würde, nachdem er mir - gewollt oder ungewollt - den Ring präsentiert hatte. Doch ihre Verlobung fiel genau in den Zeitraum, in dem ich eigentlich keinerlei Freude empfinden wollte und auch konnte.

Mein Leben war gerade ein einziges Chaos, das drohte, wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen. Alles lief schief, und ich konnte lediglich dabei zu sehen. Ihre Verlobung hätte also ein Lichtblick sein sollen, doch ganz ehrlich? Ich wäre lieber alleine in meinem Schlafzimmer und würde mich mit einer guten Flasche Whiskey betrinken, bis ich diesen stechenden Schmerz in meiner Brust vergessen würde.

Das tat ich mittlerweile jeden Abend, einfach weil diese Qualen nüchtern nicht zu ertragen waren. Das einzige, wofür ich mich noch aufraffen konnte, war mein Job, aber auch nur, weil Graham mir im Nacken saß. Zwar konnte die Warren Company durch meine Entscheidung, sowohl die geschäftliche als auch romantische Beziehung mit den Thrones aufzugeben, vor einem weiteren Tiefschlag bewahrt werden, aber das hieß nicht, dass die Arbeit damit getan wäre. Nein, viel eher lief diese Trennung darauf hinaus, noch mehr zu geben, als wir es bereits taten. Wir hatten immerhin unseren loyalsten Partner verloren, wir mussten uns also ein sicheres, stabiles Standbein aufbauen, das sich von keiner anderen Firma mehr abhängig machen würde.

Das Problem an der ganzen Sache war allerdings, dass ich anfing, auch meiner Karriere den Rücken zu zu kehren, was völlig bescheuert ist, wenn man daran denkt, wie ich mich gegen Angeline und für die Firma entschieden hatte. Doch seit sie fort war, konnte ich an nichts anderes mehr denken als an den Fehler, den ich begangen hatte. Ich hatte gedacht, dass meine Karriere das Wichtigste für mich sei, doch es stellte sich heraus, dass es nur eine Person gab, die mich wirklich interessierte. Und das war die Person, die ich hatte gehen lassen.

Graham gefiel diese Abwesenheit natürlich gar nicht, doch ich hatte es bis jetzt erfolgreich geschafft, ihm aus dem Weg zu gehen. Meinen Brüder konnte ich ebenfalls umgehen, nur hatte so eine Verlobung an sich, dass man sich wiedertraf. Zu meinem Leid, auch wenn ich Raya und Carter nur das Beste wünschte.

Ihre Blicke waren bohrend, denn sie wussten ganz genau, was in den letzten Wochen so bei mir los war. Ich hatte kein einziges Wort darüber verloren, doch ich musste nicht besonders nüchtern sein, um zu erkennen, welche Anspannung wegen mir im Raum lag. Sie hatten nicht nachgefragt, auch wenn sie es sicherlich tun wollten, nur hätte ich ihnen keinerlei Antworten geben können. Ich war selbst noch dabei, alles zu verarbeiten, wie könnte ich ihnen da irgendwelche Informationen geben?

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Where stories live. Discover now