Twenty

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Nolan

Ich lehnte vollkommen still an meinem Tisch und sah Angeline dabei zu, wie sie vor mir genau drei Schritte nach rechts lief, sich umdrehte und dann drei Schritte nach links lief. Das tat sie exakt 22 geschlagene Minuten, aber ich schätzte, das war einfach ihre Art mit Stress umzugehen. Es war nervig, aber mir immer noch lieber, als dass sie sich einzelne Härchen rauszog oder an ihren Fingernägeln kaute. Und obwohl ich innere Ruhe ausstrahlte, machte Angelines nervöser Tick mich ebenfalls etwas nervös.

Es war nicht so, dass ich Angst davor hatte, James Ford zu treffen. Er war nur ein weiterer Geschäftsmann, den ich von mir und meiner Meinung überzeugen musste. Das tat ich jeden Tag. Ganz im Gegensatz zu Angeline. Sie hatte die Befürchtung, dass dieses private Meeting zwischen uns dreien absolut gar nichts für die Firmen tun würde und wie uns umsonst die Arbeit und Mühe gemacht hatten.

Ich hatte ihr immer wieder versichert, dass unser Plan wie geplant laufen würde – immerhin schafften wir es so, die Medien von unserer Scheinbeziehung zu überzeugen. Aber Ich schaffte es nie, ihre ganzen Bedenken wegblasen zu können. Verständlich, immerhin sollte man mit jedem Szenario einmal rechnen, aber ich würde ein Nein von James Ford einfach nicht akzeptieren. Wenn er uns anhörte, dann könnte er gar nicht anders, als bei Thorne Industries und der Warren Company zu bleiben.

Wir hatten uns unseren einzigen freien Tag genommen, um uns auf dieses Gespräch mit ihm vorzubereiten. Wir waren jegliche Fragen, jegliche Einwände durchgegangen und hatten unseren Plan dadurch bis ins Maxium optimiert. Diese Konversation mit James Ford würde uns genau das bringen, was wir auch von Anfang an gewollt hatten, nämlich seine finanzielle Unterstützung. Ich wusste das, doch bei Angeline war ich mir noch nicht so sicher.

Sie machte sich Vorwürfe, während des Meeting versagt zu haben, weil sie einfach nicht gut genug vorbereitet war. Das war allerdings völliger Schwachsinn, denn der Einzige, der wirklich ein Problem hatte, war Simon Fellows. Der Anwalt, der einfach seine gottverdammte Klappe nicht halten konnte. Die Art, wie er Angeline während ihres Vortrags behandelt hatte, war einfach nur respektlos. In mir stieg immer noch Wut auf, wenn ich daran dachte, wie er das Wort gegen sie erhoben hatte. Wenn James Ford nicht so unfassbar wichtig für unsere Unternehmen wäre, hätte ich Mr Fellows bereits einen beruflichen Todesstoß versetzt. Er hatte Glück, dass seine Position ihn vor dieser Tat bewahrte, so sehr es auch gegen meine Moral sprach.

Ich richtete meine Augen wieder auf Angeline, die Hände tief in meine Tasche gesteckt, die Beine übereinander gekreuzt. Sie streifte durch das Büro wie ein hungriger Tiger in einem Käfig. Den Blick hatte sie nach vorne gerichtet, doch mit dem Kopf war sie ganz woanders, das konnte ich ihr ansehen. Da war ihre leicht gerunzelte Stirn und ihre verkrampften Schultern. Sie sah aus als würde sie gleich umkippen, was mir ein mulmiges Gefühl im Magen bescherte.

„Was ist, wenn er nicht kommt?", fragte sie mich, ohne mich anzusehen.

Ich verdrehte leicht die Augen „Das wird er."

Ihre Augen huschten zu mir, sie stemmte die Hände leicht in die Hüfte. „Wie kannst du dir da so sicher sein? Du warst bei dem grauenvollen Meeting dabei, du weißt, dass James Ford meinen Vortrag nicht mochte."

"Falsch", korrigierte ich sie sofort. „Simon Fellows hat dein Vortrag nicht gefallen. Und auf dessen Meinung solltest du nun wirklich keinen Wert legen." Dieser verdammte Bastard wird sich noch wünschen, dass er seine Klappe nicht zu weit aufgerissen hätte, wenn ich noch einmal mitbekommen sollte, dass er während Angelines – oder irgendjemand anderes – Vortrag auch nur laut atmete.

Angeline warf mir einen Blick zu. „Du weißt, was ich meine."

Tat ich nicht, denn ich fand ihren Vortrag hervorragend. So wie immer. Sie war nicht ohne Grund im Vorstand von einer der wirtschaftlich stärksten Multimillardenfirmen des Landes. Sie hatte das Zeug zu einer wirklich erfolgreichen Unternehmerin. Ich hatte sie ein oder zweimal bei ihrer Arbeit sehen dürfen, und sie war fantastisch. Souverän und immer auf den Punkt. Ich verstand einfach nicht, wieso sie sich wegen einer einzigen unwichtigen Meinung so verunsichern ließ. Ich wünschte, sie könnte sehen, was ich in ihr sah, nämlich ein verdammtes Naturtalent.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Where stories live. Discover now