Fourteen

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Angeline

Angespannt entließ ich die Luft aus meinen Lungen, als ich von einer Seite des Raumes zur anderen lief. Wie ein Tiger in einem Käfig. Genauso eingeschlossen fühlte ich mich auch. Die Wände von Nolans Penthaus waren zwar hoch und breit, aber gleichzeitig ziemlich beengend, zumindest in diesem Moment.

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich bereits darauf wartete, dass die Journalistin klingelte, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Pünktlich um sieben Uhr morgens wachte ich auf, duschte, zog mich an, machte mich frisch und stand anschließend um Punkt acht Uhr morgens in meinem weißen Pumps vor der Eingangstür und tat nichts außer warten.

Der Termin wurde erst um zehn Uhr angekündigt, daher blieben mir insgesamt zwei Stunden, um nicht vor Aufregung umzukippen. Die meiste Zeit hatte ich bereits mit sinnlosem Getue rumbringen können, doch das half nur temporär. Ich räumte ein paar Sachen auf, ich putzte ein paar Oberflächen ab, ich machte das Bett, in dem wir beide schliefen, etwa zum zwanzigsten mal neu.

Ich wusste, dass wenn Nolan und ich uns so verhielten, wie wir es vorher mit Lauren durchgegangen waren, uns eigentlich nichts passieren konnte. Wir beide waren vorbereitet, nur war es genug? Ich hatte keine Ahnung, was ich tun würde, wenn dieses Interview schlecht laufen und unsere Unternehmen damit einen entgültigen Todesstoß versetzen würde. Alleine bei dem Gedanken daran, was alles schief laufen könnte, wurde mir schlecht.

Um mich zu beruhigen, griff ich mir ein Glas aus dem Küchenschrank, goss etwas Leitungswasser hinein und setzte meine Lippen an den Rand. Noch bevor ich den ersten Schluck nehmen konnte, klingelte es an der Haustür. Vor Schreck blieb ich einfach nur reglos stehen, bis mein Verstand langsam anfing zu arbeiten. Sie war hier. Sally Morgan, die Moderatorin und Journalisten einer renommierten New Yorker Zeitschrift, war hier.

Ich drehte den Kopf nach hinten, wo ich Nolan bereits an der Tür stehen sah. Für eine Sekunde verfingen sich unsere Blicke ineinander. Uns gingen dieselben Bedenken und Zweifel durch den Kopf. Wir beide fragten uns gerade, ob wir mit diesem Interview vielleicht nicht ein riesen Fehler machten. Doch Nolan war der erste, der sich wieder bewegte. Er drehte sich zur Tür um und drückte einen Knopf auf der Freisprechanlage, um die Eingangstür aus der Lobby zu öffnen.

Schnell stellte ich das Glas in die Spüle und lief mit großen Schritten zur Haustür. Eigentlich hatten wir noch etwa vier Minuten bis Sally vor der Tür stehen würde, aber Lauren hatte uns eingeflößt, die Journalistin, von der unsere Zukunft abhing, gastfreundlich zu begrüßen.

Die Minuten vergingen. Während Nolan an einem seiner Knöpfe seines Hemdes rumzwirbelte, strich ich mein Wickelkleid so gut wie irgendwie möglich glatt. Eine weitere Sache, in der Lauren uns beraten hatte, war unsere Kleidung aufeinander abzustimmen. Das gab den indirekten EIndruck einer Einheit, die wir als Paar bilden sollten. Um möglichst unschuldig, fast heilig, zu wirken, entschieden wir uns für weiß. Nicht zuletzt spiegelte sich diese helle Farbe so gut wie in fast allen Ecken des Penthauses wieder.

Plötzlich klopfte jemand an der Tür und wir beide zuckten zusammen, obwohl wir nur auf dieses Klopfen gewartet hatten. Ich atmete tief durch und sammelte meine Gedanken. Nolan warf mir einen Blick zu, der mich fragte, ob ich bereit war. Doch ganz ehrlich? Ich würde lieber nackt den Mount Everest besteigen als dieses Interview zu führen. Dennoch nickte ich stumm und Nolan öffnete die Tür.

Sofort setzte ich mein schönstes Lächeln auf.

"Hallo!", begrüßte uns Sally mit einem Strahlen und blickte grinsend zwischen Nolan und mir hin und her.

"Hallo, Sally", begann ich und lief einen Schritt näher auf sie zu. "Es ist schön, Sie endlich persönlich zu treffen. Ich habe einige Ihrer Artikel gelesen, sie sind fantastisch." Das war gelogen. Ich las keine Klatschblätter.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt