Fifty-Two

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Angeline

Ich nippte an meinem Tee und ließ die Augen durch das riesige Fenster gleiten, durch das man Manhatten sehen konnte. Äußerlich wirkte ich vielleicht ruhig, aber innerlich tobte eine Unruhe in mir, obwohl ich nicht wusste, warum. Es war, als ob mein sechsten Sinn wissen würde, dass heute irgendetwas passieren würde - und zwar nichts gutes.

Dabei war das purer Wahnsinn. Klar, die momentane Lage in der Arbeit war mehr als nur ein bisschen angespannt. Das Essen war jetzt zwei Tage her, seitdem war ich zwei volle Tage zurück im Büro, in denen ich die Elektrizität im Raum förmlich fühlen konnte. Der Vorstand ignorierte mich entweder, oder aber sie warfen mir vernichtende Blicke zu, die ich selbst in meinem Rücken wahrnehmen konnte. Ich hatte absolut keine Ahnung, wie ich es schaffen sollte, länger als eine Woche durchzuhalten, ohne von ihnen zerfleischt zu werden.

Mein Dad meinte zwar, dass er mich weiterhin im Vorstand haben wollen würde, aber ich war nicht dumm. Ich wusste, dass das alles nur für die Publicity war, um den guten Ruf, der durch meine Aktion mächtig ins Wanken kam, zu retten. Mein Vater hatte also alle Hände voll zu tun, um die Presse ruhig zu halten. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis ich den nächsten kleinen Fehler machte, und er mich endgültig rausschmeißen wurde. Auch weil ihm der komplette Vorstand im Nacken saß und ihn sicherlich zehn Mal am Tag dazu drängte, mich endlich aus der Firma zu werfen.

Katastrophal beschreibt meine aktuelle Karriere also noch nicht einmal ansatzweise. Dabei hatte ich keinerlei Ahnung, wie ich aus diesem Teufelskreis rauskommen könnte, wenn jeder meiner beruflichen Schritte beobachtet wurde. Ich kannte es zwar bereits, als Frau in dieser Branche belächelt zu werden, aber dabei noch angestarrt zu werden, war eine ganz andere Sache. Es setzte mich dermaßen unter Druck, das ich selbst aufpassen musste, was ich sagte.

Aber da war noch was anderes. Etwas, was nichts mit meiner Karriere zu tun hatte, sondern mit meiner Beziehung. Vielleicht machte ich mir zu viele Gedanken, vielleicht war ich einfach so gestresst, dass ich es fälschlicherweise auch auf das Verhältnis zu Nolan übertrug. Doch die letzten zwei Tage hatte ich das Gefühl, dass etwas zwischen uns lag. Etwas, das davor noch nicht zwischen uns war, sich aber in den letzten 48 Stunden gebildet hatte.

Ich konnte nicht sagen, was es war, aber es fühlte sich alles andere als zufriedenstellend an. Nolan hielt mich auf Distanz, er vermied jeglichen Kontakt zu mir, er ging mir aus dem Weg. Warum? Ich hatte keinen blassen Schimmer, aber es kratze an meinen Nerven, nicht zu wissen, was vorgefallen war.

Zwar hatte ich versucht es zu ignorieren, doch dadurch dass meine berufliche Lage momentan nicht sonderlich gut lief und ich kein sonderlich gutes Verhältnis zu meinen Eltern hatte, blieb mir nur Nolan. Der brachte allerdings ebenfalls Abstand zwischen uns, was mir nicht entging.

Ich versuchte herauszufinden, was es sein könnte. Zwar hatte ich eine Menge Schadensbegrenzung in der Firma zu erledigen, aber ich nahm mir Zeit für diese wichtigen Dinge mit Nolan. War es, weil wir mittlerweile schon in der Routine angekommen waren und er sich mit mir langweilte? War es, wegen dem, was ich auf der Jubiläumsfeier gesagt hatte? Hatte ich irgendetwas getan, dass ihn verletzt haben könnte?

Mein Kopf rauchte, doch ich kam zu keinem Ergebnis. Würde ich nie, solange ich nicht das Gespräch zu ihm suchte.

Ich seufzte leise auf und rieb mir meine pochende Schläfe, die schon seit zwei Tagen nicht aufhören wollte, sich zu beruhigen. Möglich, dass ich den Stress aus der Arbeit einfach auf unsere Beziehung ausbreitete und es eigentlich keinerlei Probleme gab. Ja, vielleicht machte ich mir einfach viel zu viele Gedanken. Aber mein Bauchgefühl sagte mir etwas anderes, und ich täuschte mich kaum in solchen Dingen.

Im Hintergrund nahm ich Geräusche war, die mich aus meinen Gedankengängen rissen. Ich setzte die Tasse auf dem Tresen ab und warf einen Blick über meine Schulter. Genau in dem Moment kam Nolan durch die Tür, den Blick auf seine teure Armbanduhr gerichtet und bereits voll in Hektik. Er schien mich noch nicht einmal zu bemerken.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Where stories live. Discover now