Ninteen

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Angeline

Als ich die Augen aufschlug und mich leicht im Bett drehte, fiel mir sofort auf, dass etwas fehlte, nämlich die männliche Gestalt neben mir. Nolans Bettseite war leer, so wie sonst auch immer, was zunächst nichts ungewöhnliches war, doch heute war Sonntag und das bedeutete, dass wir beide nicht ins Büro mussten. Naja, eigentlich gab es sowieso immer zu viel zu tun, um einen Tag wegzubleiben, aber diese blöden Arbeitsschutzreglungen in unseren Firmen zwangen uns immer einen Tag in der Woche dazu, still zu sitzen und uns auszuruhen.

Ich wohnte jetzt schon zwei Wochen bei Nolan. Während des ersten Sonttages waren wir beide außer Haus, weil wir dennoch geschäftliches abklären mussten. Wir liefen uns also an dem Tag kaum über den Weg. Heute, am zweiten Sonntag, schien er ähnliche Pläne zu haben, was mich seltsamerweise allerdings irgendwie störte. Ich wusste nicht, wieso mich Nolans Abwesenheit gerade innerlich unruhig machte, dabei hatte es nur Vorteile, wenn er nicht anwesend war. Ich hatte meine Ruhe, ich wurde nicht von seiner bloßen Präsenz abgelenkt und ich würde wichtige Dinge erledigen können, die schon seit etlicher Zeit auf meiner Liste standen.

Aber irgendetwas war anders, das Verhältnis zwischen Nolan und mir war anders. In letzter Zeit fiel mir immer öfters auf, dass wir eigentlich gar kein schlechtes Team waren. Klar, wir waren beide dickköpfig genug, um nicht immer und ständig einer Meinung sein zu können, aber diese Streitigkeiten wurden immer seltener. Als ich davon erfahren hatte, mit Nolan zusammenziehen zu müssen, ging für mich die Welt unter, weil ich mir einfach nichts schlimmeres vorstellen konnte, als mit meinem größten Kokurrenten zusammenzuwohnen. Jetzt hatte sich meine Sicht auf diese Dinge etwas gewandelt. Nolan zeigte mir immer wieder, dass diese arrogante und kalte Seite an ihm nur eine Fassade war. Klar, er war kein Sonnenschein - dafür bräuchte es weit aus mehr als sich eine Wohnung zu teilen -, aber ich merkte, dass er noch weitaus mehr Facetten zu bieten hatteals die, die ich von ihm kannte.

Der Vorfall von vorgestern Nacht war da das beste Beispiel dafür. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Nolan auch vollkommen fürsorglich sein kann, denn zärtlich und achtsam waren keine Worte, mit denen ich ihn jemals beschreiben würde. Daher waren seine Taten umso skurriler für mich. Ich hatte bereits zwei Beziehung hinter mir, und obwohl ich nur ein einziges mal mit meinem damaligen Freund zusammengezogen war, hatte er so etwas noch nie für mich gemacht. Natürlich hatte er von meiner Periode mitbekommen, aber es war ihm schlichtweg egal, wie es mir ging. Das waren einfach nicht seine Probleme, mit denen er sich rumschlagen würde, und ich habe es einfach akzeptiert. Bis Nolan kam.

Das Absurde? Nolan und ich waren noch nicht einmal im echten Leben zusammen, das war alles nur ein dummes Spiel für die Medien. Er hatte also keinerlei Pflichten mir gegenüber, und dennoch hatte er sich um mich gekümmert. Nur wieso? Es war nicht seine Aufgabe, mich hinter den Kameras zu umsorgen. Es könnte ihm also auch einfach schlichtweg egal sein, genauso wie es meinem Exfreund egal war.

Ich griff mir an die Schläfe, weil mein Schädel bei diesen ganzen verwirrenden Gedanken leicht zu brummen begann. Ich wurde einfach nicht aus ihm schlau. Es gab Tage, in denen er derselbe Arsch war, den ich seit Anfang an kannte, aber es gab auch Tage, naja, eher Momente, in denen er mir etwas von sich offenbarte, dass vollkommen neu für mich war.

Ich schob diesen absurden Gedanken beiseite und setzte mich im Bett auf. Mein Blick schwenkte einmal durch den abgedunkelten Raum, bis er wieder auf Nolans Bettseite zum stehen kam. Es gab keinen einzigen Morgen, bei dem wir beide noch zurselben Zeit im Bett lagen. Vermutlich weil Nolan einfach so schnell wie möglich das Weite suchen wollte. Bei diesem Gedanken zog sich etwas undefinierbares in meinem Magen zusammen, obwohl es keinen triftigen Grund dafür gab.

Seufzend schüttelte ich den Kopf über mich. Zur Zeit spielte nicht nur die Sichtweise auf Nolan vollkommen verrückt, sondern auch mein Körper. Es passierte immer öfters, dass ich untypischerweise auf ihn reagierte, was einfach nur unendlich nervig war. Ich konnte noch nicht sagen, was das alles genau zu bedeuten hatte, aber ich würde es mit Sicherheit stärker unterbinden müssen.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Where stories live. Discover now