Fourtx-Six

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Nolan

Arthur hielt uns beiden die Tür auf, bevor Angeline allerdings einstieg, rutschte ich zuerst durch, sodass sie rechts neben mir Platz nahm. Ein siegreiches Lächeln ziehrte ihre Lippen und ich musste sagen, dass es ihr ausgezeichnet stand. Nicht, dass ihr anderes Lächeln nicht bereits wundervoll an ihr aussah, aber das hier? Es bracht sie zum Strahlen. Ehrlich. Ihre blauen Augen leuchteten quasi, ihre Wangen waren vom Adrenalin gerötet und ihre Ausstrahlung hatte etwas an sich, dass mich irgendwie glücklich machte. Es hatte allen Anwesenden nämlich gezeigt, welches Potential schon immer in ihr schlummerte. Nur die wenigsten konnten es sehen, doch heute Abend brach etwas aus ihr heraus, das selbst der letzte Idiot erkennen konnte. Angeline war eine geborene Anführerin.

Dabei sprach ich noch nicht einmal von Gregor oder Eveline. Sie hatten sicherlich auch ihren Anteil daran, zu welcher Frau Angeline herangewachsen war. Nein, ich sprach von ihrem eigenen Einfluss auf sich selbst. Sie war jemand, der sich schon immer in seinem Leben behaupten musste. Sie hatte mir zwar nicht allzu viel von der Zeit erzählt, in der wir keinen Kontakt zueinander pflegten, aber ich musste kein Menschenkenner sein, um zu merken, wie hart sie immer kämpfen musste.

Besonders weil diese Branche nicht für ihre Sanftheit bekannt ist. Hier wimmelte es nur so von Idioten und Arschlöchern, deren Ego bis hoch in den Himmel ragte. Ich wusste, wovon ich sprach, denn auch ich gehörte zu diesen Arschlöchern. Naja, zumindest bis Angeline in mein Leben trat. Natürlich konnte ich mein Verhalten nicht vollkommen verändern. Das Unternehmen ist und bleibt immer wichtig für mich, doch Angeline zeigte mir, dass es noch weitaus andere Dinge gab, die das Leben lebenswert machten.

Die Tatsache, dass sie also vor allen Anwesenden dem Vorstand auf ziemlich eindrucksvolle Art, die Meinung sagte, war mehr als nur ein bisschen beeindruckend. So hatte ich sie noch nie erlebt. Ehrlich. Ich hatte keine Ahnung, was sie dazu ritt, sich so gegen den Vorstand von Throne Industries aufzulehnen. Dabei hatte sie alles recht dazu. Diese weißen, alten Schnösel waren nur die altmodische und ziemlich veraltete Sichtweise von Arbeit gewohnt. Ziemlich sicher verboten sie ihren Frauen, auch nur ein Finger außerhalb der vier Wände zu tun, weil sie die Tatsache der Emanzipation einfach verängstigte.

Angeline war anders als die anderen Vorstandsmitglieder zuvor. Absehen davon, dass sie eine Frau war, war sie zudem jung, ziemlich clever und gerissen. Diese alten Herrschaften konnten mit ihrer Leidenschaft zum Beruf und ihren Charm einfach nicht umgehen. Ja, es setzte ihnen beinahe zu, weil sie sie von Anfang an unterschätzt hatten. Durch heute Abend sollten sie aber ein klareres, besseres Bild über sie und ihre Fähigkeiten haben. Wenn nicht, dann würde ich jeden von ihnen persönlich aufsuchen, um es ihnen in den Schädel zu meiseln.

Sicherlich gab es angenehmere Methoden, denn schließlich waren bei dem Jubiläum von Thorne Indurstries eine Menge wichtiger Partner, Kunden und Investoren dabei. Der Eindruck eines nicht funktionierenden Vorstands konnte dabei eher kontraproduktiv sein, oder aber es stellte Angeline damit in ein besseres Licht, denn alles, was sie gesagt hatte, war die Wahrheit. Sie setzte sie nur zu ihrem verdienten Vorteil ein, was sie ziemlich begehrt in diesem Business machen würde. Da war ich mir sicher.

Wie Gregor das alles auffassen würde, konnte ich hingegen nicht sagen. Er war ein sehr stolzer Mann, der Angelines Talent schon immer etwas in den Schatten gerückt hatte. Dass seine Tochter also vor allen Anwesenden eine verdiente Szene schob, war sicherlich keine leichte Pille zu schlucken, aber er würde darüber hinweg kommen. Zumindest hoffte ich das für sie, denn Angelines Plan war immer noch die Firma irgendwann zu übernehmen. Doch mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit war das nicht Gregor Vorstellung davon, die Firma in die Aufmerksamkeit der Medien zu rücken.

Ich hingegen empfand noch nie so viel Stolz für jemand anderes, wie in diesem Moment. Sie hatte es verdient, sich wehren zu dürfen, und ich war beinahe froh, dass sie mich zurückgedrängt hatte. Klar, ich hätte viel gerne selber agiert und diesen Arschlöchern die Meinung gesagt, aber so bekam Angeline ihre Chance, auf die sie so lange gewartet hatte.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora