Twenty-Eight

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Angeline

Ich wachte auf, doch ich war noch nicht bereit, meine Augen zu öffnen. Das würde nur bedeuten, dass ich einen neuen Tag beginnen würde, was ich nicht wollte. Nein, ich würde am liebsten den Rest meines Lebens in diesem Bett verbringen, um keinen neuen Tag starten zu müssen. Das alles hatte nichts damit zu tun, dass ich mich vor jemandem verstecken wollte, es war viel eher die Tatsache, dass ich am liebsten für immer an einen einzigen Moment festhalten würde. Nämlich der, in dem Nolan und ich uns geküsst hatten.

Es war verrückt, wenn man bedachte, dass wir uns eigentlich nicht ausstehen konnten, der Kuss sich allerdings so vollkommen richtig angefühlt hatte. Mir ging die letzten Tage schon oft der Gedanke umher wie es wäre, ihn zu küssen, nur blieb das alles in meinem Kopf. Vielleicht war es die Angst, meine Erwartungen nicht erfüllen zu können, oder die Tatsache, dass so ein Kuss eine Menge zwischen zwei Personen ändern konnte.

Doch jetzt, wo es endlich passiert war, konnte ich beim besten Willen nicht verstehen, wieso ich so lange gezweifelt hatte. Der Kuss war perfekt. Ich kann gar nicht richtig beschreiben, was ich in diesem Moment alles gefühlt hatte, weil eine ganze Achterbahnfahrt von Emotionen mich überflutete. So etwas hatte ich noch nie gefühlt, und ich wusste, dass es etwas besonderes sein musste.

Wie könnte es auch nicht? Nolan war jemand, der nicht einfach gestrickt war. Er war besonders, was diesen Kuss zwischen uns ebenfalls besonders machte.

Ich biss mir auf die Unterlippe und musste dabei feststellen wie ich bereits die ganze Zeit über gegrinst hatte. Ich verhielt mich wie ein hormonisierter Teenager bei seiner ersten großen Liebe, aber es steuerte mich nicht. Nein, dieses berauschende Gefühl in meinem Magen, diese Wärme in meiner Brust, das alles sagte mir, dass es genau so sein sollte.

Meine Finger strichen über meine Lippen und ich hätte schwören können, dass ich Nolans Mund für eine Sekunde fühlen konnte. Der Kuss vor der Metropolitan Opera war nicht besonders lange, doch es fühlte sich an als wäre die Zeit für einen Moment stehen geblieben. Ich konnte mir Nolans Lippen genaustens einprägen. Jede Kerbe, jede Falte, jede Wölbung. Sie waren perfekt, so unfassbar perfekt, dass ich gar nicht anders konnte als sie mir gerade vorzustellen.

Es war nur ein einziger Augenblick, doch dieser hatte sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt. Ich wünschte mir, sie für immer berühren zu dürfen, was ich unter anderen Umständen auch tatsächlich getan hätte, wenn mein Vater nicht aufgekreuzt wäre. Es schien nicht so, als habe er mitbekommen, wie Nolan und ich uns geküsst hätten, worüber ich allerdings mehr als nur ein bisschen froh war.

Der Rest des Abends verlief ähnlich wie der Anfang. Dieselbe Vorstellung, dieselben Gäste, dieselben Blicke. Einziger Unterschied war nur, dass Nolan und ich darauf nicht mehr achteten, weil unsere gesamte Aufmerksamkeit auf den jeweils anderen lag. Wie zwei Magnete zogen sich unsere Blicke an. Wir konnten es nicht lassen, uns nicht in die Augen zu sehen – oder die Hände voneinander zu lassen. Es war bescheuert, aber dieser eine Kuss änderte einfach etwas zwischen uns.

Wir fuhren schließlich nach Hause. Wir kamen im Penthaus an, machten uns wie gewohnt bettfertig und gingen schlafen. Mehr ist nicht passiert. Zumindest für den äußeren Schein. Tatsächlich gab es eine kleine Entwicklung zwischen uns, die für einen Außenstehenden nichts zu bedeuten hatte.

Das Ganze passierte nämlich als ich kurz davor war, einzuschlafen. Der Tag hatte es deutlich in sich gehabt und ich war einfach müde gewesen. Ich bekam nur halb mit, wie Nolan zu mir ins Bett gestiegen ist und sich leicht an mich gekuschelt hatte. Ich konnte es mir nicht nehmen, ihn ebenfalls zu berühren und schmiegte mich an seinen Oberkörper.

Ich erinnerte mich noch genau an den intensiven Blick, den er auf mein Gesicht gerichtet hatte, obwohl ich meine Lider bereits geschlossen hatte. Ich spürte, wie seine Hände sich zart um meine Wangen legten, wie seine Daumen kleine Kreise in meine Haut zeichneten, wie sein warmer Atem meine Lippen streifte. Wir waren uns so unfassbar nah und gleichzeitig noch nicht nah genug. Ich musste ihn einfach ansehen, also öffnete ich meine Augen, um mich in seinen zu verlieren.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Where stories live. Discover now