Thirty-Four

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Nolan

Ich ließ die Hände in meine Hosentaschen gleiten und sah mich etwas um. Ich war auf dem Campus der Columbia University, doch ich erinnerte mich an ein paar sehr verzerrte Abende, die ich doch mit einigen College Freunden verbracht hatte. Das war bereits eine Ewigkeit her, denn seitdem hatte sich viel geändert. Beispielsweise arbeitete ich in einem der Topunternehmen Amerikas, ich war co-CEO und hatte eine Freundin. Naja, so richtig geklärt hatten wir unseren Beziehungsstatus nicht wirklich, denn für die Presse waren wir bereits seit drei Monaten zusammen, doch die letzten Ereignisse könnten diese Scheinbeziehung zu etwas anderem machen, etwas echtem.

Ich hatte keine Ahnung, ob Angeline das überhaupt wollte. Das alles war noch sehr frisch, eine Nacht alt um genau zu sein, aber es fühlte sich zumindest richtig an. Ich war nie gut im Beziehungen führen. Ehrlich gesagt erinnerte ich mich an keine nennenswerte Beziehung in meinem Leben, daher konnte ich nicht einschätzen, was das alles wie zu bedeuten hatte. Früher hätte ich mich kaum auf so etwas eingelassen, immerhin gab es deutlich wichtigere Dinge für mich. Wie die Firma zum Beispiel, oder die Tatsache, dass ich Graham von dem CEO-Posten verdrängen musste.

Jetzt war alles irgendwie anders. Schon verrückt, wenn man bedenkt, dass vor nicht einem 24 Stunden sich alles irgendwie verändert hatte. Klar, Angeline und ich führten schon viele Wochen lange diese Fakebeziehung, aber sie war immer das, fake, unecht, nicht real. Der erste Kuss zwischen uns hat einiges in mir aufgewirbelt, was ich nicht verstand. Und ganz ehrlich? Ich verstand es immer noch nicht, aber ich war jetzt bereit, mich dem ungewöhnlichen Gefühl in meinem Herzen zu nähern. In der Zeit, wo alles etwas angespannt zwischen uns war, habe ich gemerkt, wie viel Angeline mir schon zu bedeuten schien. Die ganze Sache mit Kent war nur die Spitze des Eisbergs. Das alles hatte eigentlich keine so gute Auswirkung auf unser Verhältnis, aber es hatte mir irgendwie die Augen geöffnet. Damit sage ich nicht, dass ich mir bereits völlig sicher und im Klaren mit meinen Gefühlen bin. Waren es überhaupt Gefühle? Zumindest kam es dem am Nächsten. Die Zeit würde zeigen, wie es mit Angeline und mir weiterging. Und diesesmal würde ich keinen Rückzieher machen, diesesmal würde ich an ihrer Seite bleiben.

Mein Blick wanderte durch den Campus, der voll von Studenten war. Einige lernten im Gras, einige unterhielten sich oder hörten Musik, andere genossen einfach die warme Sommersonne auf der Haut, mit einem Joint in der Hand. Jep, alles war noch beim Alten.

In der Ferne sah ich einen schwarzen Wagen anrollen und ein bekanntes Gesicht stieg zuerst aus. Henry, Angelines Fahrer öffnete ihr die Tür und ließ sie aussteigen. Sie bedankte sich mit einem kurzen Lächeln und schenkte ihre volle Aufmerksamkeit dann mir. Sie sah heute atemberaubend aus. Nicht dass sie sonst schlecht ausgesehen hätte, aber heute war irgendwas an ihr, dass mir sonst noch nicht aufgefallen wäre. Ja, es war ihr Strahlen und es stand ihr unheimlich gut.

Sie lief auf mich zu, die Augen nur auf mich gerichtet und bemerkte dabei nicht, wie einige der Studenten sich zu ihr umdrehten. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, Angeline war eine bildschöne Frau. Sie hatte jede Aufmerksamkeit der Welt verdient, aber nur solange sie von allen auch in Ruhe gelassen wurde. Mein Beschützerinstinkt war schon immer groß. Sei es durch die Stellung als großer Bruder oder durch den Verlust meiner Mutter. Der Vorfall mit Kent hatte mich noch vorsichtiger gemacht, weshalb ich gut auf meine und vor allem Angelines Umgebung achtete. Ich wollte sie einfach in Sicherheit wissen, und solange ich bei ihr sein konnte, würde sie diese Sicherheit auch erfahren.

"Hi", murmelte sie mit einem bezaubernden Lächeln. Ich setzte meine Sonnenbrille ab, griff nach ihrem Gesicht und küsste sie daraufhin. Die paar Stunden ohne sie wirkten auf einmal wie eine einzige Qual. Keine Ahnung, wie ich 31 Jahre ohne sie aushalten konnte, doch es würde kein Tag vergehen, an dem ich sie nicht brauchen würde, um mich vollkommen zu fühlen.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora