Four

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Nolan

Ich ließ den Kugelschreiber in meiner Hand zwischen meine Finger gleiten. Keine Ahnung, wie lange ich bereits in meinem Büro saß und in die Luft starrte, aber es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Auch wenn ich seit acht Uhr morgens auf diesem Sessel saß, hatte ich nichts weiteres getan, als nachzudenken. Die Sonne war längst untergegangen, die meisten Mitarbeiter hatten bereits seit Stunden Feierabend gemacht, doch ich konnte mich nicht aus meinem Platz erheben. Ich wusste auch so, dass ich die Nacht nicht schlafen konnte, genauso wie es in der Nacht zuvor und davor war. Meine Gedanken kreisten einzig und alleine nur über ein Thema: Die Scheinbeziehung mit Angeline.

Zwar hatte ich mich bereits gewundert, als mein Vater mich in dieses Restaurant bestellt hatte, weil ich annahm, dass er zunächst auf Abstand gehen wollte, doch nachdem die Bombe geplatzt war, wusste ich, wieso er mich hergebeten hatte. In meinen schlimmsten Träumen hätte ich nie einen einzigen Gedanken daran verschwendet, diesen Plan zu entwickeln, um beide Firmen zu retten.

Natürlich wusste ich, dass es um die Warren Company und damit auch automatisch um Thorne Industries nicht gut stehen würde, nachdem die Grundstücke an ihre rechtmäßigen Besitzer zurück übergeben wurden, aber ich hätte zumindest gedacht, dass die Konsequenzen nicht so tiefreichend wären.

Als Graham dann den Vorschlag, Angeline zu daten, geäußert hatte, nur um unsere Firmen zu retten, riss auch der letzte Faden Respekt zu ihm ab. Mir war klar, dass wir etwas tun mussten, um den Verfall der Firmen aufzuhalten, aber wieso mussten Angeline und ich gleich eine Beziehung vortäuschen? Es gab hunderte, wenn nicht sogar tausende andere Wege, die wir hätten einschlagen können, um die Unternehmen zu retten. Aber mit unseren Vätern war Verhandeln keine Option. Für sie stand der Entschluss, diese Liebesbeziehung zu führen, fest, damit unsere Firmen geretten werden können.

Ich hatte in jeder Sekunde jedes verdammten Tages an nichts anderes gedacht, als diesen Plan zu umgehen. Aber jede Idee, die ich hatte, wurde bei längerem Nachdenken wieder verworfen.

Die Vorstellung, Angeline für sechs ganze Monate zu daten, kam einer Katastrophe gleich. Zum einen war da das Problem mit Beziehungen. Es war Ewigkeiten her, dass ich eine intime Beziehung mit einer Frau geführt hatte. Nicht, weil mich Frauen nicht ansprachen, aber sie interessierten mich einfach nicht genug, um dafür die Warren Company an zweiter Stelle zu stellen. Ich gab mein Leben für diesen Unternehmen und würde es jetzt sicherlich nicht wegen einer Frau umsonst getan haben.

Zum anderen war da noch Angeline. Wir kannten uns schon lange, doch wirklich wissen taten wir nur das Nötigste. Was ich allerdings über sie wusste, war dass sie mich nicht mochte. Bei jedem Meeting, bei jedem Treffen, bei jedem Gespräch bekam ich ihre Abneigung mir gegenüber auch zu spüren. Sie hasste mich. Sie hasste es, mit mir zu sprechen. Sie hasste es, mich ansehen zu müssen. Sie hasste es, mit mir dieselbe Luft im Raum teilen zu müssen. Wie um alles in der Welt sollen wir da eine augenscheinlich glückliche Beziehung miteinander führen? Die einzige Gemeinsamkeit, die wir hatten, war die, dass wir den Anderen nicht ausstehen konnten. Jeder Mensch mit gesunden Augen sah uns innerhalb von zwei Sekunden an, dass das zwischen uns nur eine Farce war.

Keine Ahnung, was sich unsere Väter bei diesem Plan gedacht hatten, denn diese Scheinbeziehung würde nie und nimmer gut gehen, nur wie konnte ich diesen Plan dann also aufhalten? Richtig, nämlich gar nicht. Was sich Graham Warren und Gregor Thorne in den Kopf gesetzt haben, würden sie auch zu Ende bringen. Diesen Kampf würde ich haushoch verlieren, und zusätzlich noch das Unternehmen mit in den Abgrund reißen.

Beide wussten, wie viel Angeline und mir die Firmen bedeuteten. Beide wussten, dass wir alles dafür geben würden, sie retten zu können. Alles, nur keine Beziehung miteinander führen. Da war das Scheitern praktisch vorprogrammiert, doch sie waren felsenfest davon überzeugt, dass eine Beziehung zwischen uns zweien das Image beider Firmen aufpolieren könnte.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt