Sixty-Two

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Angeline

Das warme Wasser benetzte meine Hände und augenblicklich durchströmte mich eine Geborgenheit. Meine Augen zuckten für einen Moment nach oben, wo ich meinem Spiegelbild einen kurzen Blick zuwarf. Eine Sekunde lang erkannte ich mich kaum wieder, dabei hatte sich eigentlich nichts an mir verändern, doch da war etwas, was ich vorher nicht an mir gesehen hatte. Es war eine Art Ausstrahlung, die mich an einen goldenen Schein erinnerte. Mein gesamter Körper strahlte es aus, vom Scheitel bis zur Fußspitze und ließ mich dadurch irgendwie stärker wirken.

Ich drehte den Wasserhahn aus, ohne den Blick von mir zu nehmen. Ich brauchte eine Weile, um zu realisieren, was so anders an mir war, bis es mir schließlich, wie ein Schatten von meinen Augen fiel. Ich sah vollkommen glücklich aus.

Es war lange her, dass ich in meinem Spiegelbild so eine Freude sehen konnte, obwohl ich noch nicht einmal richtig lächelte. Meine Schultern waren nicht mehr so verkrampft und meine Haltung kaum noch eingeknickt. Stattdessen sah ich eine Frau mit rosanen Wangen und aufrechtem Gang. Eine Frau, die das hatte, was sie zum Leben brauchte. Und das war Nolan.

Natürlich hatte ich mir heute Morgen niemals ausdenken können, dass der heutige Abend so verlaufen würde, aber ich war froh darüber. Ich wusste nicht, ob es Nolans Bemühungen waren, oder meine niemals endende Sehnsucht nach ihm, aber in den letzten Tagen hatte sich etwas zwischen uns verändert. Der Schmerz, der er mir zugeführt hatte, verschwand nicht von heute auf morgen, aber es wurde leichter. Auch weil Nolan mir das Gefühl gab, ihm wieder zu vertrauen können.

Das alles war mit Risiko verbunden. Mir war klar, dass wenn ich ihm nochmal vertrauen würde, ich meine Ängste beiseiteschieben musste. Das war nicht leicht, immerhin hatte es einen triftigen Grund, wieso ich mich von ihm seit der Pressekonferenz fernhielt, aber ich lernte damit umzugehen. Zwar würde es eine Weile dauern, bis ich mich wieder vollkommen bei ihm fallenlassen würde, aber ich versuchte es.

Ich liebe Nolan, und das nicht nur, weil er mir, seit ich aus Sydney zurück bin, jeden Morgen einen Tee vorbeigebracht oder mich überall hingefahren hatte. Das war süß, aber deswegen würde sich mein Verhalten nicht sofort ändern.

Nein, es war die Tatsache, dass er um mich kämpfte, ohne mich unter Druck zu setzen. Er wusste ganz genau, dass ich Zeit brauchte, um mich wieder auf ihn einzulassen. Während meine anderen Partner lieber aufgegeben und aus meinem Leben verschwunden sind, tat Nolan viel daran, mich weiterhin in seinem Leben zu haben. Und ich mochte es. Ich mochte, dass er sein Wort hielt und bei mir blieb, denn ich brauchte ihn genauso sehr, wie er mich zu brauchen schien.

Vielleicht war es die Tatsache, dass wir uns schon lange kannten, oder dass wir uns in so vielen Punkten ähnelten, aber ohne ihn wäre ich niemals komplett. Ich hatte ihm für immer mein Herz geschenkt, es war daher sinnlos zu denken, ich würde jemals wieder jemanden wie ihn finden.

Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich zu lächeln begonnen hatte. Verlegen biss ich mir auf die Unterlippe und strich mir ein paar lose Haarsträhnen hinter mein Ohr. Mit einem letzten Blick auf mein Spiegelbild drehte ich mich zur Tür und öffnete sie leise. Meine Augen wanderten wie zwei Magnete zu Nolan, der mich bereits ansah.

Auf seinem Gesicht lag ein sanftes, faules Lächeln, das meine Mundwinkel noch mehr in die Höhe gleiten ließ. Ganz ungeniert ließ er deine dunklen, funkelnden Augen über meinen nackten Körper wandern, den er vor ein paar Minuten noch geliebt hatte.

Seine rechte Hand lag in seinem Nacken, während er die andere nach mir ausstreckte. Sofort setzte ich meine Beine in Bewegung und lief auf das Bett zu, um zu ihm zu krabbeln.

Nolan zog mich zu sich, während ich mich leicht über ihn lehnte und meinen Körper an seinen schmiegte. Liebevoll legte ich ihm meine Hände an seine Wangen und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf. Sofort reagierte er, sanft packte er meinen Hinterkopf, um mich noch enger an seine nackte Brust zu schieben.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Where stories live. Discover now