28. Frei

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Immer noch benommen sitze ich wieder mit Logan in seinem stickigen Auto. In den letzten Stunden musste ich mich mehrmals sammeln. Sammeln, um diese schreckliche Verwandlung nicht mehr vor meinem inneren Auge sehen zu müssen. Noch immer kann ich spüren, wie sich meine Kehle regelrecht zuschnürt, sobald ich an dieses widerliche Grinsen denke. Obwohl dieser Traum mir mächtig zu schaffen macht, zwinge ich mich dazu, kein Aufsehen zu erregen. Ich möchte Logan einfach nicht beunruhigen. Er würde sonst nach meiner Vergangenheit fragen und dazu bin ich gewiss noch nicht bereit. Also muss die Taktik 'Ich-spiele-dir-so-lange-etwas-vor-bis-ich-das-verdaut-habe' her.

"Hey, wie wäre es, wenn wir kurz noch zu Target gehen? Ein paar Snacks oder so kaufen?", startet er eine neue Konversation und zeigt dabei auf das große amerikanische Einkaufsparadies, in dem selbst der schlimmste Shoppingmuffel mit einer großen Ausbeute heraus spaziert. Freudig, da ich diesen Allzweckladen schon als Kind lieben gelernt habe, willige ich ein. Das hat zur Folge, dass wir fünf Minuten später zufrieden eintreten.

"Lass uns zuerst nach was Essbaren sehen. Ich bin wirklich am Verhungern, Baby." Spielerisch unterernährt reibt er sich seinen Bauch und zieht eine Schnute, die es mir unmöglich macht ein kleines Grinsen zu unterdrücken. "Und wenn du willst, kannst du auch ein bisschen bummeln, aber nur, wenn wir nicht den ganzen Tag hier verbringen. Ich weiß doch ganz genau, dass ihr Mädchen hier Jaaaahre verbringen könnt..."

Wie bitte?! Trotzig ramme ich meine kleine Faust gegen seine muskulöse Schulter und stemme meine Hände protestierend in die Hüften. "Gar nicht wahr. Du weißt doch, dass ich nicht so bin." Die Tatsache, dass ich hier wirklich mal einen ganzen Tag verbracht habe, lasse ich ganz dezent aus.

"Stimmt, Lara. In allem, in dem ich dich bis jetzt beobachten konnte, hat man gesehen, dass du dich gewaltig von den anderen Mädchen unterscheidest. Im Grunde genommen bist du gar kein richtiges Mädchen!" Wieder spielt er, als wäre er zutiefst geschockt und hält die Luft staunend an. Das ist wieder dieser unberechenbare Logan, bei dem ich nur lachend meinen Kopf schütteln kann.

Doch mit der Unterstellung, dass ich kein richtiges Mädchen sei, bin ich nun auch nicht zufrieden. "Hey, ich bin ein MÄDCHEN. Ich benehme mich nur nicht so 'mädchenhaft', wie andere aufgestylte Barbies in meinem Alter!" Um meiner trotzigen Art eine gewisse Autorität zu verleihen, wende ich Logans gespielte Seite nun auch an. Schmollend schiebe ich meine Unterlippe nach oben und verhake meine Arme unzufrieden vor der Brust.

Sogleich zieht mich Logan versöhnlich in seine Arme und drückt mich fest an seine warme Brust. "Ja, du hast recht. Du bist ein Mädchen, aber du unterscheidest dich trotzdem von den Anderen", nuschelt er belustigt in mein Ohr. Gerade will ich wieder protestieren, als plötzlich folgt: "Der Unterschied ist, dass nur du mein Mädchen bist." Okay, Herz, bloß nicht ausrasten! Nicht zu 'awwen' oder etwas dergleichen zum Ausdruck zu bringen, fällt mir sofort unglaublich schwer, aber ein zufriedenes Lächeln kann ich nicht verhindern.

"Du bist süß!", gebe ich verliebt zu verstehen und will ihn gerade einen ebenso süßen Kuss auf die Lippen drücken, als mich etwas davon abhält. Blitzartig stechende Kopfschmerzen überkommen mich plötzlich. Ungewollt weiche ich ein paar Zentimeter vor seinen weichen Lippen zurück. Es ist seltsam, aber es fühlt sich so an, als wölle jede Faser meines Körpers unterbinden, Logan auf diese Weise nahezukommen. Ich fühle mich, wie ein Magnet, der mit starker Kraft abgestoßen wird. Obwohl mein Herz Logan schon seit langer Zeit vollkommen ausgeliefert ist, kann ich mir nicht erklären was plötzlich mit mir los ist. Denn es ist nicht so, dass ich Logan plötzlich nicht mehr küssen wöllte. Mein Herz schlägt immer noch unaufhörlich gegen meine Brust und ermahnt mich, dass ich es zulassen soll. Doch mein Kopf ist wieder das Problem...

Man, das macht mich irgendwie...sauer! Wieso schaffe ich es nicht, meine Lippen auf seine zu drücken? Ich meine was soll das? Er ist mein verdammter Freund!

Baby don't hurt meOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz