15. Aufgeregt?

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"Er wird gleich hier sein", murmele ich meiner Tante mit einem breiten Grinsen im Gesicht zu. Diese mustert mich noch einmal mit einer tiefen Denkerfalte auf der Stirn und seufzt hörbar aus. Dann stellt sie ihr sprudelndes Wasserglas auf der Kücheninsel ab und kommt mit schweren Schritten auf mich zu.

"Bist du dir sicher?", flüstert sie, während sie mir hilfesuchend in die Augen sieht. Diese Frage stellt sie mir nun zum 7. Mal seit gestern Abend und auch zum 7. Mal sage ich: "Ja, das bin ich. Ich vertraue Logan." Mit einem leichten Lächeln im Gesicht versuche auch ihre letzten Zweifel noch zu lösen.

Schließlich legt sie ihre warme Hand behutsam auf meine Wange und versucht mit einem lieblichen Schmunzeln tapfer zu sein. Versöhnlich spricht sie mit ruhiger Stimme: "In Ordnung. Ich möchte deinem Glück nicht im Weg stehen. Also wünsche ich dir einen wundervollen Abend." Zufrieden nicke ich. Dann ziehe ich sie in eine feste Umarmung und nuschele ihr ins Ohr: "Danke. Ich hab dich lieb."
"Ich dich auch."

In diesem Augenblick klingelt es laut an der Tür, sodass wir uns beide aus der Umarmung lösen. Sofort beginnt mein Herz zu klopfen. Hastig will ich zur Tür rennen, als Theresa noch schnell ruft: "Falls etwas ist, rufe mich an und ich bin sofort da!" Sie schaut mich ernst an, doch ich kann nur lächeln. "Jaaa, keine Sorge", gebe ich von mir, während ich zur Tür sprinte.

Meine zitternde Hand ergreift den glänzend silbernen Türgriff, sodass keine zwei Sekunden später ein grinsender Logan vor mir steht. Seine karamellbraunen Augen versprühen Wärme und Vorfreude. Seine Haare sind auf ungewöhnlich elegante Weise hochgegelt. Rasch hege ich das Gefühl, dass ich heute Abend nicht enttäuscht werden kann. Es ist unmöglich!

"Hey", raunt er leise und drückt mir einen duftenden Strauß Rosen vor die Nase. "Der ist für dich!" Mit einem schmerzhaften Beißen auf die Unterlippe versuche ich das Pochen in meiner Brust zu unterdrücken und lächele nur überrascht. Warum ist er nur so unverschämt süß?
Aus Höflichkeit merke ich an, dass das doch nicht nötig gewesen sein müsste, freue mich aber trotzdem riesig über die weinrot pigmentierte Pflanze.

"Und...aufgeregt?", fragt er amüsiert, während er mich zum Auto führt.
"Kommt darauf an, ob du aufgeregt bist?", entgegne ich schnell und lasse mich auf dem Beifahrersitz nieder. Ich ziehe den schwarzen Gurt eng um meinen Körper und sorge für meine persönliche Sicherheit, indem ich diesen mit einem Klick einraste.

"Wenn man gut vorbereitet ist, gibt es keinen Grund zur Aufregung."
Ein schwaches Lächeln mischt sich auf meine Visage.
"Oh, Gott. Sag' nicht, dass du das mit dem Heiratsantrag wirklich durchziehen willst!", provoziere ich ihn sarkastisch.

Seine Miene wird ernst. "Soll ich nicht?" Kurz bleibt mein Herz stehen, denn ich wage zu glauben, dass er den Spaß ernst meint. "Nein!", kreische ich schnell.

"Aber was mache ich denn jetzt mit dem teuren Ring? Wenn da keine Garantie drauf sein sollte, bist du dran, Lara!" Diesmal lacht er auch, was mir zu verstehen gibt, dass er doch auch Spaß macht. Und für seinen bescheuert liebenswerten Humor ringe ich mir erneut ein Lächeln ab. Langsam bekomme ich das Gefühl, dass Logan zu viel am Kleber geschnüffelt hat. Anders kann ich mir seine verrückte Charaktereigenschaft nicht erklären.

Logans typisches Dauergrinsen steht selbst noch an Ort und Stelle, als er konzentriert die Augen über den Straßenverkehr huschen lässt und uns geschickt in den Verkehr einwickelt. Kitschigerweise entscheidet er sich dazu, mir nicht zu verraten, wo es hingeht. Selbst nach einer 30-minütigen Autofahrt kann ich keinen Hinweis aus ihm heraus kitzeln. Letztlich schließe ich erst, dass wir angekommen sind, als irgendwann das angenehme Vibrieren der Räder unter uns verschwindet und der Wagen zum Stehen kommt. Nicht ganz so elegant wie erhofft, steige ich aus dem Auto. Das Einzige, das ich in dieser finsteren Nacht erkenne, ist die völlige Pampa.

"Was tun wir hier, Logan?", bringe ich verwirrt über die Lippen und sehe mich noch einmal um. Ausgenommen zwei weiteren rostigen Autos vor uns kann ich mithilfe meiner Dedektivfähigkeiten nichts mehr beobachten. Die Nacht ist gespenstisch düster, aber von der obligatorischen Kälte zur späten Stunde ist heute nichts zu spüren.

"Drehe dich um", erwidert meine Begleitperson vergnügt. Wie befohlen drehe ich mich um 180 Grad. Vor uns erstreckt sich erneut die reinste Pampa in Form einer kilometerlangen Wiese. Doch in großer Entfernung erkenne ich eine riesige graue Leinwand. Beim Anblick eines gigantischen roten Werbeschilds, welches ich in der Dunkelheit nur vage lesen kann, wird mir dann endgültig klar, was für ein originelles Date vor mir liegt.

Logan, ein höchst kreativer junger Mann, scheint wohl nicht auf 0815-Dates, wie Restaurantbesuche, zu stehen. Nein, der Liebe hat mich doch tatsächlich zu einem Autokino geschleift! 

"Ein Autokino? Wie bist du denn darauf gekommen?", quieke ich begeistert. Dann drehe ich mich zu Logan, der nun glücklich grinst und seinen Mund zu einem "Betriebsgeheimnis" verformt, wodurch ich nur schmunzelnd wieder ins Auto klettere.

Auch Logan setzt sich wieder auf den ledernen Fahrersitz und hält einen großen Pott voller Popcorn in die Höhe. "Und keine Panik, ich habe vorgesorgt. Hier verhungert niemand!" Ein Lächeln entflieht mir und ich meine zu spüren, dass ich dieses Date wirklich nicht bereuen werde...

Baby don't hurt meWhere stories live. Discover now