26. Zigaretten

50 2 0
                                    

"Es ist spät, lass uns da jetzt einfach übernachten!", gängele ich ausgelaugt und zeige auf das heruntergekommene Motel rechts von uns. Es ist ein einfaches Gebäude, das vermutlich noch nie einer dieser Kritiker, die Sterne verteilen, zu Besuch hatte. Der abgebröckelte Putz an der Wand und auch das kaputte Willkommensschild machen nicht gerade einen idealen Eindruck. Jedoch ist mir das momentan völlig schnuppe. Hauptsache, ich bekomme heute noch ein richtiges Bett zu Gesicht!

"Okay", erwidert Logan und fährt auf den anliegenden Parkplatz, um keine Sekunde später zum Stehen zu kommen. Erschöpft marschieren wir auf die Eingangstür des Motels zu und müssen sofort Bekanntschaft mit einem der Mitarbeiter machen. Ein kleiner Mann, braun gebrannt wie ein Hühnchen und mit vermutlich südländischen Wurzeln (ich tippe auf Argentinien) sitzt direkt neben der Tür und gönnt sich eine Zeitschrift. Dass das eine Zeitschrift für 50+ Frauen ist, lasse ich an der Stelle, um sein Selbstwertgefühl nicht zu kränken, lieber aus.

"Guten Abend. Hätten Sie für uns noch ein Zimmer frei? Wir würden hier gerne für eine Nacht bleiben", erläutert Logan sofort und reißt damit den guten Mann aus seiner Traumwelt.

"Ohhh, natürliche! Ja, ja.", ruft der Argentinier begeistert und erhebt sich, um uns seltsamerweise zur Begrüßung ein Küsschen rechts und links zu verpassen. Jap, definitiv südländisch...

Aufgeregt sprintet der kleine Mann zur Rezeption und reicht uns einen rostigen Schlüssel. "Ich bine übrigens Antonio! Sie könne jederzeit auf miche zukommen!" Er lächelt freundlich und auf Anhieb entwickelt sich eine Art Sympathie zu dem guten Mann.

Nachdem alles abgeklärt ist und Antonio den einen oder anderen Witz reißt, können wir endlich ins Zimmer. Es ist, wie erwartet, ein einfaches Zimmer, das im Grund nur aus einem Schreibtisch und einem großen alten Doppelbett besteht. Ein Bad sucht man hier leider vergeblich. Allerdings findet man überraschenderweise einen kleinen Balkon.

"Ich gehe mal aufs Klo. Da ist, glaube ich, eins im Flur."

"Alles klar!", erwidere ich und lasse mich aufs Bett plumpsen. Die alte Matratze ist, wie schon geahnt, ziemlich hart und auch der Lattenrost macht bei jeder Bewegung knarrende Geräusche, aber das ist mir egal. Hauptsache nicht mehr im Auto sitzen...

Aus Langeweile zücke ich mein Handy und schreibe Theresa, dass sie sich keine Sorgen machen müsse und es bitte unterlassen solle, mich jede 2 Stunden telefonisch zu kontaktieren. Die Tatsache, dass ich mich gerade auf einem spannenden Roadtrip mit meinem Freund befinde, lasse ich hier, um Schlimmes zu verhindern, dezent aus.
Seufzend schaue ich mich in dem heruntergekommenen Zimmer erneut um und bleibe schließlich an der schäbigen Balkontür hängen. Es braucht keine 2 Sekunden, da habe ich mich schon aufgesetzt, um einen Blick nach draußen zu werfen. Die kühle Nachtluft hüllt sich angenehm um meinen erhitzen Körper. Die Fliesen auf dem kleinen Balkon sind beinahe völlig gesplittert, aber dennoch wage ich einen Schritt darauf und was ich dort erblicke ist unglaublich...

Die Aussicht ist atemberaubend!

Da wir uns auf einem kleinen Hügel mitten in der Pampa befinden, ermöglicht dies einen unglaublichen Blick auf die nächste gelegene Stadt. Ach, was sage ich da?! Man kann gefühlt ganz Kalifornien erblicken! Die künstlichen Lichter, die in der Nacht eine nach der Anderen zu leuchten beginnen, strahlen einem entgehen und vermitteln ein typisches Skyline-Bild. Ich bin mir sicher, dass genau so ein Foto auch auf der Broschüre eines Luxushotels zu finden sein könnte. Niemals hätte ich das erwartet. Ich schätze, da passt das Sprichwort 'Beurteile ein Buch nicht nach seinem Einband' wohl, wie die Faust auf Auge.

Auf einmal schlingen sich zwei starke Arme um meinen Oberkörper und sanft wird mir ein "Hey" in die unordentlichen Haare gemurmelt. Genießerisch schließe ich meine Augen und versuche diesen wunderschönen Moment länger anhalten zu lassen. Sein erwärmter Atem prallt auf mein Schlüsselbein, sein Herz schlägt schnell und gleichmäßig gegen seine trainierte Brust und sein männliches Parfum schmiegt sich an meinen Körper, um mit jeder Pore gierig aufgenommen zu werden.

Baby don't hurt meWhere stories live. Discover now