30. Weil der Abend ja noch jung ist

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"Ach, komm Baby. Noch einen Schluck und die Flasche wäre leer", japst Logan lachend, als wäre es das Lustigste, das er jemals gesagt hat.

Wie ein kleines naives Kind, das ich in diesem Moment ohne Zweifel bin, strecke ich ihm mein Glas vor die Nase. Ich kichere mädchenhaft, bis ich mir die Hand vor den Mund halte und das erheiterte Kichern langsam verhallt. Ein weiteres Glas meinerseits wird mit der roten alkoholischen Flüssigkeit gefüllt und somit wird auch das nächste Level des Alkoholkonsums erreicht.

"Eigentlich...", ich rücke näher an Logan heran und komme mit meinem Gesicht seinen wunderschönen Augen gefährlich nahe, "ähm..." Kurz gelingt es mir wieder an meinem Glas zu nippen und den Alkohol meinen Körper zerstören zu lassen. "...trinke ich gar keinen Alkohol."

"Ach, komm. Die eine Flasche...", winkt Logan lächelnd ab.

"Abeeeeeeeerrrrrrrrrrrrr....", druckse ich betrunkener als je zuvor und rücke noch näher an Logan, bis ich mich nach hinten aufs Bett fallen lassen. "Ich mache sowas nieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!" Die Worte, die so aus meinem Mund kommen, kann ich kaum kontrollieren, weswegen ich auch plötzlich anfange herzhaft loszulachen. Begleitet von diesem lauten Gelächter, ziehe ich die weiche Bettdecke von meinen halb nackten Beinen und stelle das nun leere Glas auf unseren Nachttisch.

Mir ist zwar vernebelt bewusst, dass ich mich in einem betrunkenen Zustand befinde, da ich einfach nicht viel Alkohol vertrage, allerdings empfinde ich dies in diesem Moment nicht besorgniserregend. Nein, ganz im Gegenteil. Ich schätze, ich empfinde eher Belustigung. Aber, warum es so weit gekommen ist und warum ich nicht, wie üblich, nein zu Alkohol sagte, ist mir momentan einfach entfallen.

Jedenfalls befinde ich mich jetzt hier.
Liegend auf dem Bett.
Mit meinem Freund.
Kichernd und betrunken.

Klar habe ich zwar noch die nötigen Gehirnzellen, um meine Welt um mich herum wahrzunehmen und um gewissermaßen mein Limit zu kennen, jedoch fühle ich mich im Moment gefährlich sorglos und risikobereit.

"Soll ich uns noch ein bisschen was besorgen? Ich könnte noch was vertragen", sagt Logan schultern zuckend, während er mit der Flasche hin und her schaukelt. Dass Logan, im Gegensatz zu mir, um einiges nüchterner ist, ist nicht schwer zu glauben. Immerhin ist er an diese Flüssigkeit sicherlich schon gewöhnt. Wobei...Eigentlich bin ich mir sicher, dass beinahe jedes Lebewesen auf zwei Beinen mehr verträgt als ich!

Also schnaufe ich mit langgezogenen Silben: "Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee, ich vertrage nicht noch meeeeeeeeeeeerhhhhrrr." Dabei beginne ich instinktiv zu lachen und rutsche etwas in die gemütlichen Kissen des Bettes.

„Okay." Logan stellt die Flasche beiseite.

"Weißt du, es ist ganz schön heiß hier. Stört es dich, wenn ich...?", doch die Frage kann ich gar nicht beantworten. Logan stülpt sich plötzlich sein Shirt über den Kopf und wirft es achtlos in irgendeine Ecke des kleinen Raumes. Ruckartig setze ich mich auf, kann aber nicht aufhören zu lachen. Ich fühle mich zunehmend wie ein unerfahrenes Kind, zu dem mich das bisschen Alkohol verwandelt hat. Meine Augen brennen gerade dazu, Logan oberkörperfrei betrachten zu können.

Neugierig beuge ich mich also vor, um zunächst enttäuscht festzustellen, dass dieser mir noch den Rücken präsentiert. Er öffnet das Fenster einen Spalt breit. Sofort strömt erfrischend kalte Luft auf meine erhitze Haut. Nach diesem wohltuenden Akt, dreht er sich doch um und es trifft mich wie der Schlag. Nein, Stopp: Es blendet mich! So grell, dass ich meine Augen geschafft zukneife. Obwohl ich sie aus Sicherheitsgründen wohl lieber geschlossen halten sollte, sind meine Augen da anderer Meinung. Sie jucken und brennen, bis sie das bekommen, dass sie insgeheim schon immer wollten: Sie bekommen Logans glänzendes Sixpack zu sehen.

Genau jetzt, frage ich mich, warum ich es noch nie zu Gesicht bekam. Ich meine, ich bin seine Freundin und habe so einen leckeren Anblick noch nie gesehen. Ein Anblick, der nur für mich bestimmt ist! Der nur mir gehört!

Innerlich errechne ich, dass mir vielleicht 30 Sekunden bleiben, um diesen Anblick zu genießen, bis dieses Angestarrte zu peinlich wird. Also, beeile ich mich einen genaueren Blick auf seinen nackten Oberkörper zu erhaschen. Seine Brust wirkt, wie alles an ihm, einfach nur muskulös. Ich frage mich sogleich, ob er viel Zeit mit anstrengenden Sportübungen verbringt? Ob er dazu ins Fitnessstudio geht, oder sowas vielleicht daheim besitzt? 

Langsam fahren meine Pupillen weiter hinab. Ich zähle nochmals nach:

Eins.
Zwei.
Drei.
Vier.
Fünf.
Sechs.

Jap, ein Bilderbuch-Sixpack, auf das selbst ich neidisch werden könnte. Seine sexy Ausstrahlung und sein nackter Oberkörper, der so viel Selbstbewusstsein versprüht, dass ich ganz nervös werde, lässt mein Herz gefährlich schnell pochen.

"Dir gefällt wohl, was du siehst, Baby", jetzt grinst er arrogant. Vielleicht sogar auch etwas schmutzig, aber aufgrund des Alkohols wird nicht mehr jedes kleinstes Detail von mir wahrgenommen. Ich schätze, meine ausgeprägte Beobachtungsgabe ist mir für den Moment entfallen. Schade drum. 

Laut kichernd und völlig dem Alkohol ausgeliefert, quietsche ich etwas Unverständliches, das wohl so etwas wie "Ohhh ja" heißen soll. Da lacht er überlegen und entblößt seine strahlenden Zähne.

"Das hoffe ich doch." Er setzt sich langsam in Bewegung und kommt dem Bett und somit mir näher. "Denn..." Blitzartig zucke ich zusammen, als Logan sich auf einmal rechts und links von mir abstützt, womit er mir gefährlich nahe ist und so seine hoffentlich gespielte Arroganz und sein sexy Aussehen intensiver denn je auf mich wirken lässt. "...das...", raunt er mit heißer Stimme und einem männlichen Kratzen in mein Ohr. "...gehört heute Nacht..." Ich kann sein selbstbewusstes Grinsen förmlich an meiner Halsbeuge spüren.

Auf einmal drückt er mich unerwartet nach unten, sodass ich mich liegend unter ihm befinde und er über mir schwebt. "...alles nur dir!"

Und während ich nicht weiß, ob ängstlich oder amüsiert meine aktuelle Lage beschreiben könnte, wählt Logan ganz klar Zweiteres. Denn er fängt an zu lachen. Herzhaft fängt er an zu lachen, während er nur wenige Zentimeter von mir entfernt ist und sein nachalkoholriechender Atem gemischt mit einer ordentlichen Hitze direkt in mein Gesicht prallt.

Auch wenn mein Herz fürchterlich ängstlich hämmert, vergleichbar mit einem Presslufthammer, ist mir der Ernst der Lage in diesem Moment nicht bewusst. Denn ich lache - lache mit ihm.

Scheiß Alkohol...


Baby don't hurt meWhere stories live. Discover now