5. Die Mathe & Englisch Klausur

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Nach der Auseinandersetzung mit Max fühle ich mich lange wie benebelt. Kraftlos lasse ich meine Arme hängen und schweife mit meinem Blick durchs Zimmer. Wie hypnotisiert, bleibe ich an meinem Fenster haften. Die Aussicht aufs Meer ist sagenhaft schön. Und prompt, ich kann nur noch an Eines denken: Logan...

Allein bei dem Gedanken an ihn, schlägt mein Herz besorgniserregend schnell. Wartet er darauf, mich wiederzusehen? Bebt sein ganzer Körper etwa auch, wenn er an mich denkt? Dieser Wunschgedanke lässt ein Lächeln auf meinem Gesicht wachsen. Plötzlich ist es so, als wären meine Sorgen wie weggeblasen. Eins ist klar: Ich bin süchtig nach diesem berauschenden Gefühl in meiner Brust. Und das bedeutet, dass ich so schnell wie möglich zu ihm muss. Scheiß auf Max!

Also schleiche ich mich aus dem Haus, sobald ich mich vergewissert habe, dass Max nicht mehr im Wohnzimmer ist. Stark fokussiert darauf, keine lauten Geräusche zu produzieren, schlüpfe ich durch die schwere Tür hinaus. Der von der Sonne erwärmte Sand unter mir knirscht etwas, als ich einige Schritte wage. Das Adrenalin in meinem Blut bebt immer noch in mir und lässt mich gut fühlen. Zugegebenermaßen bin ich ein wenig stolz auf meine geglückte Fluchtaktion. Mein Blick huscht Meter für Meter durch die Landschaft, doch ich sehe ihn nicht. Ein, dann zwei weitere Schritte, aber er ist immer noch nicht in Sicht. Augenblicklich verschwindet mein leichtes Lächeln und ich fühle mich irgendwie....dumm!? Wieso hatte ich gedacht, dass er je wiederkommen würde?

Am liebsten würde ich mich wieder zurück in mein Bett verkriechen, doch dann wäre ja meine Fluchtaktion umsonst gewesen! Also laufe ich weiter, vorbei an meiner üblichen Lesestelle, hinüber bis ganz nach hinten zu einem riesigen Felsen. Er liegt nicht weit entfernt von mir, doch ich habe mich noch nie so weit weg vom Haus getraut. Und dort sehe ich Logan tatsächlich. Mit einem Buch in der Hand sitzt er in einer versteckten Nische des Steinfelsens.

Nervös verschnellert sich meine Atmung. Dabei fühle ich mich so überrascht, ihn tatsächlich gefunden zu haben, dass es mir doch zu schnell geht. Ich merke, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, was ich nun machen soll. Was suche ich hier? Ich kenne diesen Mann nicht einmal. Wieso sollte er mit mir reden wollen? Und was, wenn er ein Soziopath ist?
Unwillkürlich kommt die Angst, die ich für eine erstaunlich lange Zeit blocken konnte, in mir hoch.

Fiese Fluchtgedanken schleichen sich wieder in meine Gedanken, da ist es schon zu spät. Logan hat mich entdeckt.

"Lara?"
Es braucht keine 2 Sekunden, da hüllt mich seine wunderschöne Stimme schon in einen Bann. Jegliche Angst wird im Keim erstickt.

Logan lächelt freundlich, legt das Buch beiseite und kommt langsam auf mich zu. Ein unüberwindbares Lächeln schleicht sich auf meine Lippen und ich hege das Gefühl, dass selbst mein Herz bei seinem Anblick lächeln muss.
Jede seiner Bewegungen fange ich auf und speichere diese genaustens ab. Seine rechte Hand greift in seine Haare und streicht wie ein Kamm durch sie.

"Hi, Logan." Es ist das erste Mal, dass ich seinen Namen laut ausspreche. Klar, habe ich ihn, seit ich von seiner Existenz weiß, 10000 Mal im Kopf erwähnt, doch jetzt, wo ich mich das tatsächlich sagen höre, fühlt es sich so real an.

"Es ist schön, dich wiederzusehen. Ich hoffe nur, dass du nicht gleich wieder verschwindest." Er lächelt herzlich, was seine schönen Grübchen fantastisch zur Geltung bringt.

Auch ich lächele, schüttele meinen Kopf und senke meinen Blick dann leicht. Es fällt mir dauerhaft unglaublich schwer, ihm in diese Augen zu starren, ohne den Verstand zu verlieren. "Ja...entschuldige, das war sehr...unfreundlich von mir", sage ich nervös.

Er winkt ab. "Schon in Ordnung. Ich schätze, es war auch ein bisschen aufdringlich, dich aus zum Nichts zu fragen, was du hier suchst." Sogleich schießt die Erinnerung an unsere erste Begegnung vor mein inneres Auge. Mir wird warm ums Herz.
"Ich war nur erstaunt, weil ich wirklich noch keine Menschenseele hier entdeckt habe", fügt er hinzu. "Dabei komme ich jeden Tag hier her."

Baby don't hurt meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt