Baby don't hurt me

39. Ich kämpfe um dich

"Was?", wispere ich beinahe lautlos und fahre mir dabei überfordert durch die Haare.

Ohne auch nur eine Antwort zu erwarten, springe ich blitzschnell auf, um dann kerzengerade vor Scarlett zum Stehen zu kommen. Auch sie fährt sich schnaufend durch die Haare, lässt meine Augen aber nicht für eine Sekunde aus ihrer Besorgnis.

"Ich weiß nicht...Er sagt, es wäre von immenser Wichtigkeit dich zu sehen und, dass es nicht lange dauert." Immer noch starre ich sie fassungslos an und denke gar nicht daran, damit aufzuhören. Urplötzlich beginnt mein Herz nervös zu rasen. "Er lässt sich nicht abwimmeln."

Ich nicke, schließe die Augen kurz und laufe dann vorsichtig in den Flur hinaus. Bevor ich die hölzerne Eingangstür öffne, nehme ich einen tiefen Atemzug durch meine erschöpfte Lunge. Du kannst das, Lara!

Eine Sekunde später starren mich Logans karamellbraune Augen mit einer Intensität an, die mir bis ins Rückenmark geht. Seine Iris ist so schön, dass ich fürchte, mich mal wieder in ihr zu verlieren. Allerdings zwinge ich mich dazu, meinen Blick weiter wandern zu lassen. Ich komme an seinen Lippen an. Sie sind spröde und dunkel, aber dennoch verzieht er sie zu einem leichten Hauch von Lächeln. Sein schwarzes T-Shirt, das an seinem Brustkorb spannt, sieht dreckig aus und auch seine Jeans ist an den Knien zerrissen, wobei ich da nicht sagen kann, ob es einem modischen Zweck dient oder ob sie wirklich kaputt ist. Erst jetzt bemerke ich auch, dass seine Haare stark verwuschelt und nass sind. Aber, verdammt, er sieht gut aus! Ich könnte ihn dafür hassen, dass er selbst in dieser schrecklichen Situation wunderschön aussieht.

"Hey."

"H-Hey."

Es ist komisch. Kein Zweifel. Mit jeder Faser meines Körpers möchte ich gerade einfach wegrennen und mich für immer in meinem Bett verkriechen. Doch ich bleibe angespannt, fast schon auffällig verwurzelt, an Ort und Stelle sehen. Vermutlich, weil ich es doch genieße, wie seine Züge immer weicher werden und seine Augen Funken der Erleichterung direkt in mein leichenblasses Gesicht sprühen.

"I-ich habe versucht, dich zu erreichen, Lara." Er wirkt verletzt, aber dennoch spüre ich seine unübersehbare Freude, mich wiederzusehen.

Nervös streiche ich meine verschwitzten Hände an meiner enganliegenden Jeans ab. "Ich weiß."

"Wieso hast du mich dann nicht zurückgerufen?" Diesmal scheint sein mickriges aber dennoch höfliches Lächeln für eine Sekunde zusammenzufallen. Mein Herz setzt aus -genau in derselben Sekunde, in der seine Freude verfällt. Viel zu synchron...

Seine Augen beginnen, mich zu durchbohren. Es fühlt sich an, als würde er mir ein Messer direkt ins Herz rammen. "Na ja, du hättest mir wenigstens sagen können, dass es dir gut geht", sammelt er sich schließlich nach einiger Zeit der aufgeladenen Stille.

"Ich wollte nicht lügen." Ich bin selbst überrascht von meiner schnellen Antwort, vor allem wenn man bedenkt, dass ich erst vorhin von seinen gescheiterten Kontaktversuchen erfahren habe.

"Oh." Sein Lächeln fällt wieder zusammen, doch dieses Mal bleibt es so. Und aus dem Messer werden plötzlich 1000, die mein Herz alle gleichzeitig zerfleischen.

"Aber...", er sieht wütend auf den Fliesenboden. "Verdammt, d-du...Du hättest mir trotzdem ein Lebenszeichen von dir geben können. Ich habe mir Sorgen gemacht. Mehr als das. Ich bin fast durchgedreht. Und du hältst es nicht mal für nötig mir zu sagen, dass du hier in Sicherheit bist?!" Logan spannt sein Kiefer gefährlich an. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass das kein gutes Zeichen ist. Fuck!

"Weißt du, wie lange ich gebraucht habe, bis ich dich gefunden habe? Bis mir die Idee kam, dass du vielleicht hier sein könntest?" Vergebens versuche ich meinen Kloß im Hals endlich zu schlucken. „Ich kann einfach nicht fassen, dass du mich unzählige Stunden von dem Schlimmsten hast ausgehen lassen. Ich verstehe nicht wieso, du mich nicht von den Qualen befreien wolltest!" Seine Worte fühlen sich wie Feuer in meinem Kopf an. Ein Feuer, das sich dank meiner Schuldgefühle rasch in meinem ganzen Körper ausbreitet.