Chapter 15

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Ich wurde mitten in der Nacht wach. Zwar habe ich geschlafen, aber auch dieses Mal nicht sonderlich lange.

Ich schaute hoch zu Aidan, der noch tief und fest schlief. Ihm hingen ein paar Strähnen ins Gesicht, was total süß aussah.

Ich schüttelte schnell meinen Kopf und schaute dann auf mein Handy. 4:38 Uhr. Außerdem hatte ich einige verpasste Anrufe und hunderte Nachrichten von Mom. Diese wischte ich aber schnell weg.

Vorsichtig windete ich mich aus Aidans Armen raus und legte dabei sanft die Decke über ihn. Ich lief zum Fenster und schaute rüber zu unserem Haus.

Es brannte immer noch Licht und ich fragte mich, wieso meine Eltern immer noch nicht schliefen. Und dann dachte ich wieder an diese bestimmten Monate.

Diese Erinnerung ließen mich einfach nicht mehr los, sie verfolgten mich überall hin. Sie hielten mich vom schlafen ab, was schon gar nicht mehr gesund war.

Ich schlich mich leise aus dem Zimmer, um das Badezimmer zu suchen. Da ich mich allerdings noch nicht so wirklich in diesem Haus auskannte, musste ich aufpassen.

Aidan hatte mir nämlich erzählt, dass seine Eltern zu Hause waren. Wie peinlich wäre es bitte, aus Versehen in deren Schlafzimmer zu gehen oder so.

Schlussendlich landete ich in der Küche. Ich überlegte kurz, wo ich noch suchen könnte, bis mir auf einmal was im Augenwinkel auffiel.

Es war ein Messer. Ein sehr scharfes sogar.

Wie als ob ich die Kontrolle über meinen eigenen Körper verloren hätte, nahm ich es in meine Hand und starrte es an.

Langsam schliff ich meinen Ärmel nach oben und sah mein linkes Handgelenk für einige Sekunden an.

Es waren bereits einige Narben zu sehen. Sie waren alle noch frisch, da ich erst vor ein paar Tagen damit angefangen hatte.

Man sollte Messer vielleicht lieber von mir fern halten, denn diese hatte ich auch mit einem Messer gemacht.

Dieser Schmerz dabei... Ich hatte das Gefühl ihn spüren zu müssen. Das ich es verdient hätte...

Nach weiteren zwei Minuten setzte ich das Messer an und hinterließ neue Wunden. Ich tat es langsam, damit ich den Schmerz richtig fühlte... Damit ich meine Strafe spüren konnte.

Das Messer schnitt sich langsam durch meine Haut, ich spürte jeden einzelnen Millimeter. Insgesamt setzte ich fünf Schnitte, die ordentlich bluteten.

Ich wischte noch schnell das Messer ab und suchte dann weiter das Badezimmer. Es war eine unangenehme Stille in dem Haus, doch ich fühlte mich erleichtert – wie jedes Mal, wenn ich es tat.

Dieser Schmerz nahm für kurze Zeit meinen eigenen Schmerz.

Ich fand schließlich das Badezimmer. Dort sah ich mich erst im Spiegel an und hielt dann meinen Arm unter das kalte Wasser.

Ich war immer noch extrem blass, hatte Augenringe des Todes und meine Augen waren leicht glasig.

Mein Herz schlug viel zu schnell und mir war schwindlig. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und versuchte, meine Atmung etwas in den Griff zu bekommen.

Das Wasser war kalt. Ich wollte es ausstellen, wusste aber, dass ich verbluten würde, wenn ich es tun würde.

Aber wollte ich das nicht? Eigentlich war ich nur noch wegen Aidan hier. Eigentlich wollte ich nicht mehr leben, ich wollte diesen Schmerz nicht mehr spüren.

„Haillie? Ist alles in Ordnung?"

Ich erstarrte und blickte langsam zu der Tür...

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My savior | Aidan GallagherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt