Der Eignungstest

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"Aufstehen!", ruft meine Mutter. Heute ist der Eignungstest der mir und meine Geschwister zeigen soll, wo wir hingehören.

Langsam und müde schwinge ich mich aus dem Bett und schlurfe die Treppe runter in die Küche. Den Tisch hat heute unser Vater gedeckt, denn wir wechseln uns immer damit ab. Ich setze mich zu meiner Familie an den Tisch.

"Guten morgen Yasmin" sagt mein Vater. "Ja Guten morgen Leute", nuschel ich. Ich nehme mir ein Brot ohne alles und esse es, da wir ja keine scharfen Gewürze nehmen dürfen.
Bis unsere Mutter uns fragt "Seit ihr aufgeregt?"

"Ja" antworten wir 3 gleichzeitig. "Kann ich verstehen, das war ich auch damals. Aber jetzt müsst ihr euch fertig machen, Beatrice (Tris) soll ich dir die Haare als erstes schneiden oder soll ich erst deine schneiden Yasmin?" "Meine" bringe ich fort heraus.

Ich spüre Beatrices Blick auf mir, aber sie meint es sei nicht schlimm wenn ich als erstes meine Haarspitzen schneiden lasse. Dann stehen meine Mutter und ich auf, und laufen Richtung Spiegel im Flur. Dafür ziehen Caleb und Beatrice sich schon mal um.

"Setz dich, dann wollen wir mal beginnen." Ich setze mich und meine Mutter holt eine Schere und öffnet den Spiegel. Ich schaue kurz auf mein Spiegelbild, doch dann wende ich meinen Blick wieder den Boden, da wir ja nicht lange rein schauen sollen.

Stilles schweigen herrscht während meine Mutter mir die spitzen schneidet. Dann bindet sie mir die Haare zu einem Dutt.
"Sooo, du bist fertig. Geh schon mal in dein Zimmer und zieh dich um.
Beatrice? Du bist dran!"ruft meine Mutter.

Mit einem letzten Blick im Spiegel stehe ich auf und laufe in mein Schlafzimmer.

Ich ziehe meinen Schlafanzug aus und einen langen unauffälligen grauen Mantel an, mit graue Stiefelletten. Ich bemerke das wir nur noch 15min haben, um bei dem Test zu sein. Schnell renne ich die Treppe runter, wo meine Geschwister und Eltern schon auf mich warten.

Dann gehen Beatrice, Caleb und ich mit einer Verabschiedung unserer Eltern raus und laufen Richtung Gebäude, wo der Test stattfindet.

"Ich hoffe mein Test ergibt etwas positives", meint mein Bruder. Ich antworte "Ja, hoffe ich auch." Beatrice schweigt, ich glaube sie hat mehr Angst als Caleb und ich.

Endlich angekommen, betreten wir das Gebäude und jeder erhält eine Tür durch die man gehen soll.
Ich, genauso wie meine Geschwister, gehen rein.

Im Raum sehe ich eine Art Zahnarztstuhl, Tisch, Laptop, Spiegel wo ich nicht reinschaue und einen Mann stehen.

Er trägt schwarze Kleidung, vermutlich ein Ferox. Meine Augen gleiten zu seinen braunen Augen und braunen Haaren.
"Starr mich nicht so an, setz dich einfach und frag keine Fragen. Mein Name ist übrigens Four. Und deiner?", fragt er etwas genervt. Aber ich antworte sofort "Yasmin Prior" und setze mich. Ich bin ziemlich nervös, da man nicht weiß was mit einem Geschieht.

Er nickt und hält mir ein Glas mit blauer Flüssigkeit hin. Erst zögere ich doch dann nehme ich es ihn ab.

"Trink", meint er nur, doch ich frage was es ist. "Trink einfach." "Nein, ich trinke nie etwas was ich nicht kenne!"
"DAS IST DIE FLÜSSIGKEIT DIE DICH IN DIE SIMULATION BRINGT! Und jetzt Trink.", brüllt er, doch zum Schluss wird er ruhiger. Dieser Four scheint schnell reizbar zu sein.

Da ich jetzt weiß was es ist, trinke ich auch. Langsam verschwindet alles vor meinen Augen und ich sehe nur noch schwarz.

Ich schlage meine Augen schnell wieder auf, doch alles war weg. Sogar dieser komische Typ namens Four, ich frag mich wie man auf so einen Namen gekommen ist. Aber egal. Nur ich war noch im Raum. Und 1000 oder mehrere Spiegel, in denen ich mich auch spiegele, was mich ziemlich verwirrt.

"Wähle" erklingt eine mysteriöse Stimme.
Aber woher kommt sie? Nur ich war doch hier. Für einen kurzen Augenblick packt mich die Angst.

"Wähle" erklingt sie wieder.
"Was soll ich wählen?", schreie ich.
"Wähle bevor es zu spät ist" erklingt sie wieder.

Ich schaue mich um und sehe Fleisch in einer Schüssel liegen. In der anderen Schüssel liegt ein Messer. Aber wo für ist das?

Sekunden später sind die Schüsseln verschwunden und ein knurrender Hund kommt auf mich zu gerannt. Jetzt weiß ich auch wofür die Sachen da lagen.
Schnell überlege ich was man tun könnte. Ich lege mich schnell auf dem Boden und unterwerfe mich dem Hund, das habe ich mal in  der Schule gelernt. Plötzlich werde ich aus den Gedanken gerissen, da der Hund mich abschlabbert. Ich fange an zu kichern und zu lachen.

"Hundiiiii" erklingt eine sanfte süße Stimme. Ich schaue auf und sehe ein kleines Mädchen, die nicht allzu weit von uns entfernt steht. Mit einem satz springt der Hund auf und rennt auf sie zu. Ich handele schnell und renne dem Hund hinterher.

Ich kann das nicht zu lassen, das er das kleine Mädchen angreift.

Im letzten Moment bekomme ich noch den Hund zu packen, denn ich springe den letzten Meter und lasse mich auf den Hund fallen. Ich drücke ihn weiterhin runter.
Etwas was ich nicht gerne mag, muss ich jetzt tun. Es kostet mir ein wenig Überwindung, jedoch bleibt mir keine Zeit um zu zögern.

Ich schlage mit meinen Fäusten auf den Hund ein, dieser jauelt schrecklich, was mir im Inneren echt weh tut.

Nach ca. 3min  bewegt und jauelt er nicht mehr. Mir ist klar geworden, das ich ihn totgeprügelt habe. Natürlich überkommt mich die Trauer, aber er ist auch selbst schuld, denke ich nur.

Für kurze Zeit schließe ich die Augen, um tief durchzuatmen, bis ich sie wieder öffne und ich auf einmal in einem Bus stehe.

Jemand tippt mir auf die Schulter und erschrocken drehe ich mich um. Ein sehr alter Mann mit viele Narben und dreckiger, dunkler Kleidung steht mit einer Zeitung vor mir und fragt mich "Kennen Sie diese Frau? Wenn ja, dann sagen sie mir bitte wie sie heißt, Sie könnten mir dadurch mein Leben retten"

Ohne zu zögern antworte ich ihn, denn trotz des gruseligen Aussehens, kommt er mir sympathisch rüber und scheint in Lebensgefahr zu sein. "Ja, ich kenne sie. Sie heißt Janine Mettheus."

Mit einem kurzen Dank, verabschiedet er sich wieder.

Ich wache Schweiß gebadet auf.
"Ganz ruhig, es war nur die Simulation" sagt Four.

Und wie er gesagt hat, werde ich auch wieder etwas ruhiger und warte auf mein Testergebnis. Ich bin jedoch trotzdem noch ein wenig geschockt, es hat sich alles so real angefühlt, wobei es einfach nur dieser 'Test' war.

Four beginnt zu reden "Wow, das ist selten..." stockt er mitten im Satz. "Gleich 4 auf einmal... es tut mir leid Yasmin, aber du bist eine Unbestimmte. Du eignest dich für Ferox, Ken, Candor und Amite."

Ich glaube ich höre nicht richtig. Ich und Unbestimmt? Das kann doch nicht sein...

Völlig geschockt und mit einem überforderten Ausatmen schaue ich ihn an. "Sind Sie sich da sicher?" frage ich ihn.
"Ja das bin ich. Du eignest dich für Ferox, weil du den Hund tot geprügelt hast. Für die Ken, weil du sehr Neugierig bist, was mir schon am Anfang aufgefallen ist. Für Candor, da du den Mann im Bus ehrlich geantwortet hast und für Amite, weil das Nett war das du das kleine Mädchen vor dem Hund, und den Mann im Bus geholfen hast. Das war sehr freundlich von dir. Achja... und keine Angst, ich weiß das Unbestimmte gejagt und getötet werden, aber ich werde dich nicht verraten und töten, sowas tue ich nicht. Ich werde manuel Altruan als dein Ergebnis eintragen." Gibt er mir als Antwort zurück.

Immer noch geschockt schlucke ich einen großen Klos runter. Aber ok, ändern kann man es eh nicht, das ich eine Unbestimmte bin. Das muss ich wohl akzeptieren.

Ich bedanke mich und verabschiede mich von ihm.

Am Abend zu hause, liege ich in meinem Bett und mache mir Gedanken, da morgen die Zeremonie der Bestimmung ist und ich mich für eine der 5 Fraktionen entscheiden muss.

So leid es mir meiner Familie auch tut, aber ich werde auf jedenfall die Altruan verlassen. Ich gehörte hier nie wirklich hin, und sowieso...
der Test hat eh kein Altruan angezeigt. Ich bin und kann einfach nicht selbstlos sein. Aber es darf auch keiner erfahren, das ich eine Unbestimmte bin. Es ist jetzt mein größtes Geheimnis.

Langsam schlafe ich ein.

Die Bestimmung Yasmin (Divergent)Where stories live. Discover now