Eric's Wohnung

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Während Eric sich seine Jacke auszieht schaue ich mich um.

Wir sind in einen eleganten Flur. Die Wände sind mit einer weißen Glaswand verriegelt, man kann sich darin spiegeln. So sauber ist die Wand. Der Boden besteht aus gemütlichen, warmen, dunklen Parkettboden. "Komm mit" sagt Eric, legt seine Hand auf meinem Rücken und schiebt mich vorsichtig mit.

Wir gehen durch einer weißen, sauberen Tür in ein Wohnzimmer. Das Wohnzimmer hat einen Boden der so ist, wie die weiße Wand im Flur. Auch hier kann man sich spiegeln. Dann hat er hier schwarze Möbel, in denen man sich ebenfalls drin spiegeln kann und manche Möbel sind mit blauen LED's befestigt. Auf einen steht z.B. ein riesiger  Flachbild Fernseher.

"Setz dich" er nickt in Richtung Sofa. Das Sofa ist ebenfalls schwarz und sieht sehr gemütlich aus. Ich setze mich auf das kalte, echte Leder, was aber sofort warm wird.

Ich bemerke das Eric nicht mehr hier ist, er ist in der Küche, in der ich letztes mal schon gewesen bin. Die Küche ist allerdings auch der hammer.

Er kommt mit einem Tuch und Alkohol wieder. Alkohol? Will Eric sich jetzt volllaufen lassen? "Es sieht nicht danach aus wie du denkst" beantwortet er meine Frage, aufgrund meines verwirrenden Blickes. Ich schmunzel.

Er setzt sich neben mir auf das Sofa und kippt etwas Alkohol auf das Tuch. "Nein. Nein... Eric nein! " rufe ich. Er will doch nicht etwa, mein gott!

"Hey, nicht schreien. Meine Ohren fallen sonst gleich ab. Wir müssen es reinigen" sagt er und nickt auf meine Hände. Erst jetzt sehe ich, dass meine Hände Wunden haben. Doch dann spricht er wieder "Es wird zwar brennen, aber dafür sind deine Wunden gereinigt"
Ja ach ne, denke ich nur, aber dann nicke ich.
Trotzdem bin ich davon nicht so überzeugt.

Eric rutscht näher an mich heran und nimmt vorsichtig meine Hand in seine. Zum ersten Mal nehme ich seine Hände etwas genauer unter die Lupe. Sie sind rau, aber sehen dafür ziemlich männlich aus.
Er tupft mit das Tuch auf meine Wunde.

"Ahhhh... au-a! Ahhhhhh, hör auuuf!" Kreische ich und es fließt schon wieder eine Träne aus meinen Augen. Ich will garnicht wissen wie ich aussehe, heute morgen haben schon ein paar Tränen meine Augen verlassen. Dann werde ich schon wieder entführt, heule auch kurz. Ich will garnicht wissen wie ich aussehe, meine Haare müssten schon mega verklebt sein, meine Augen angeschwollen und meine Schminke ist bestimmt auch richtig verschmiert.
Trotzdem hört er nicht auf und ignoriert mich sogar. Ich will meine Hand wegziehen, was mir aber nicht gelingt, da er sie jetzt noch stärker festhält, so, dass ich schmerzhaft aufstöhne.

Auch wenn ich vor meinem Ausbilder/Anführer keine schwäche zeigen will, tu ich das jetzt trotzdem, denn ich fange an zu weinen. Ich lasse alles raus, alles was ich bis jetzt versucht habe zu unterdrücken. Meine letzte Entführung, heute der heftige Streit mit Eric, wie er mich vor meiner größten Angst stellt und mich einer Brücke runterhängen lässt, die heutige Entführung und jetzt noch die starken Schmerzen des Alkohols auf meinen Wunden.

Es ist mir schon etwas peinlich, weil wir sind hier ja bei den Ferox. Aber ich kann da nichts für, es kommt einfach.

"Ist das dein ernst?" fragt Eric mich nachdem er fertig ist zu säubern. Ich schüttel den Kopf und wische mir einige Tränen weg.

Kann er mich denn nicht verstehen? Zumindest ein bisschen? Mir geht es einfach so beschissen.
Langsam habe ich aufgehört zu weinen.

"Anscheinend ja wohl schon. Denn andere haben viel schlimmere Schmerzen, sowieso nach den Zweitkämpfen wenn jemand K.O. geprügelt ist und er zum Krankenflügel muss" sagt er und lacht. Na toll, jetzt lacht er mich auch noch aus. Ich habe mit allem gerechnet, dass er ausrastet und mich zusammenscheißt, weil wir hier ja bei den Ferox sind und ich hier am heulen saß. Doch stattdessen lacht er mich einfach aus.

Ich schaue peinlich berührt zu Boden. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Eric den Rest Alkohol auftrinkt. Typisch.

Er steht auf und läuft durch einer Tür, durch der ich noch nicht gegangen bin. Er kommt mit einem Männershirt, was er in der Hand hält wieder zu mir.
Aha, dann war das bestimmt die Tür zu seinem Schlafzimmer.

"Nimm das T-shirt, geh ins Bad, zieh dich komplett bis auf Unterwäsche aus. Das Shirt reicht maximal bis zu deinen Oberschenkeln" Will er mich verarschen? Wieso sollte ich? Außerdem will ich normalerweise zurück zum Schlafsaal. "Ab..." "Kein aber! Ich glaube nicht das du nach diesen Vorfall zurück ins Schlafsaal willst oder?" schneidet er mir einfach das Wort ab. Aber er hat recht. "Nein" gebe ich zu.

"Ja also... und ich habe dir gesagt, dass wenn ich dich heute noch einmal sehe, du eine Strafe bekommst" Scheiße... da hat er schon wieder recht. Ich nicke. "Und deine Strafe ist es nur das Shirt an zu haben! Du brauchst keine Angst zu haben, ich sehe schon nichts... es geht bis zu deinen Oberschenkeln. Ich meins doch nur gut, du willst doch bestimmt nach solchen Vorfällen etwas gemütliches anhaben. Das Bad ist da" er zeigt auf einer anderen weißen Tür.

Damit ich nicht noch mehr Stress bekomme, denn ich habe daraus gelernt, nehme ich ihn das Shirt aus der Hand und gehe Richtung Bad. Sein lachen kann ich hier noch hören, was hat der eigentlich? Mal ist er nett, mal ist er gemein.

Hab ich gerade 'Nett' gesagt? Oh man... ich seufze und schaue mich im Bad um. Das Bad ist eigentlich weiß, aber er wird komplett durch die vielen blauen LED's blau erleuchtet. Außerdem ist der Boden schwarz und auch in diesen kann ich mich spiegeln. Genug gestarrt. Ich ziehe mich bis auf der Unterwäsche aus und ziehe das Shirt an. Er hat recht, es geht bei mir bis zu den Oberschenkeln. Sogar weil ich so klein bin, fast bis zu den Knien.

Ich gehe raus und betrete wieder das Wohnzimmer. Er sitzt vorm Fernseher, noch nichmal 2sek später dreht er sich um und schaut mich mit einem dreckigen Grinsen an.

"Ist doch garnicht so schlimm oder?" Ich sage nichts dazu, sondern ignoriere ihn einfach. "Bist eingeschnappt nicht wahr? Komm setzt dich" er klatsch neben sich aufs Sofa.

Ich gehe in seiner Richtung und setze mich neben ihn, er schaut Nahkampf im Fernsehen. Wir sitzen schweigend nebeneinander und ich lasse meinen Gedanken freien lauf.

Warum ist seine Wohnung immer so sauber? Warum lebt er im Luxus? Warum hilft er mir? Wieso ist er so nett zu mir? Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung und fange an ihn Fragen zu stellen.

"Warum hast du so eine saubere Wohnung?" Er dreht sein Kopf in meine Richtung. "Was fällt dir ein mich einfach anzusprechen?" Ohaaa, was hat der denn jetzt für ein Problem wieder? Ich schaue traurig weg und wende mein Interesse den Fernseher.

"Ach egal... frag mich einfach", meint er dann. Ich schaue ihn wieder an und frage "Ja. Also warum? Warum ist deine Wohnung immer so sauber?" Er beginnt zu lachen "Weil ich nun mal nicht in einer drecksbude leben will"

"Putzt du?" "Ja klar... womit hättest du denn gedacht? Mit einer Putzfrau? Die hätte ich wohl gern, nur leider gibt es hier bei den Ferox keine" ich nicke nur auf seiner Antwort.

"Warum lebst du so im Luxus? Tun das die anderen auch?" Wieder lacht er. "Ist das dein ernst? Ich bin ein Anführer, ich verdiene gut. Und nein die anderen leben nicht so wie ich. Nur die Anführer" sagt er lachend. Angeber, doch ich beginne auch langsam zu lächeln.

"Wie bist du Anführer geworden und mit wie vielen Jahren?" "Wie ich Anführer geworden bin, geht dich nichts an. Ich bin mit 18 Jahren Anführer geworden. Jetzt bin ich 21" "Wieso schon mit 18?" "Ich sagte das geht dich nichts an!" sagt er nun lauter. Ich zucke zusammen.

Anscheinend hat Eric ein Geheimnis, aber das ist egal. Ich habe ja auch welche. Wir beide widmen uns wieder den Fernseher.

Die Bestimmung Yasmin (Divergent)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt