XXXV - The wonderful Theater of Pompeius

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Felix Pov

Wir traten durch das Eingangsportal, nur um in einen hohen Saal zu kommen, von dem zwei große Wendeltreppen in den ersten Stock führten. Eine dieser stiegen wir nach oben, wobei ich die Statuen an den Wänden sehr genau im Visier behielt. Sie waren schön, aber gleichzeitig auch beängstigend. Ihre in den weißen Stein gemeißelten Gesichter sahen gebieterisch auf einen herab, sodass man sich winzig fühlte.

Es dauerte ein ganzes Stück, bis wir oben ankamen, denn die Treppe führte sehr weit hinauf. Dies war natürlich klar, wenn wir in die obere Etage des Theaters wollten. Die Gänge waren keinesfalls verlassen, immer wieder kam uns jemand entgegen, doch hier konnte man sich freier bewegen als draußen, wo die vielen Stände und auch gelegentlich Kutschen waren. Die breiten Flure, die am Ende der Treppe in verschiedene Richtungen abzweigten, gaben genug Platz, um sich aus dem Weg zu gehen. Wir nahmen den Gang, der uns geradeaus weiterführte. Wir schritten bald wieder hinaus an die frische Luft und wurden schon vom freudigen Plätschern des Wassers empfangen und angelockt, so wie viele der Menschen, die sich hier auf dem Dach des Hauses aufhielten.

Das, was uns hier erwartete war nicht nur ein Park, nein. Auf diesem Gebäude war eine kleine, eigene Tempelanlage erbaut worden. Ein sandiger, breiter Weg führte zwischen schmalen, hohen Bäumen hindurch, die Ränder der Wege gesäumt von kleinen Büschen und Blumen. Alle Pfade führten zu einer zentral angelegten Erhöhung, auf der ein kleinerer, aber massiver Schrein platziert war. Zwei Säulen stützten einen Überhang, der dann in ein rötliches, schimmerndes Dach mündete. Einige Buchstaben waren auf den Steinbalken eingraviert, doch lesen konnte ich sie nicht. Vielleicht war ich auch einfach viel zu überwältigt von den Eindrücken, die mich umgaben.

Denn nun bogen wir auf einen Pfad ab, der uns zu Wasserbecken und hübschen, erfrischenden Anlagen führte. Einige Springbrunnen standen herum, bildeten eine gute Mitte für um sie angelegte, gut gepflegte Wiesen. In den Schatten der Bäume, die ein wenig größer waren, unterhielten sich die Personen, oder genossen einfach die entspannte Atmosphäre.

Es war überwältigend, wie weit der Tempel verlief. Noch immer hatte Chan meine Hand in seiner, doch nun umklammerte er sie nicht mehr, sondern ließ seine Fingerkuppen über meinen Handrücken gleiten, während er mich über den Platz, der vor uns lag, dirigierte. Es war ein halbrunder, der an der hohen Wand des noch weiter emporragenden Gebäudes endete. Doch das Spannendste war, wir hatten noch nicht einmal ansatzweiße all das Gesehen, was der Park zu bieten hatte.

Denn als wir nach einigen Minuten wieder auf den Hauptweg schritten und den Schrein umrundeten, auf den Treppenstufen davor stehenblieben, riss ich die Augen auf. Von dem Podest, auf dem das schreinartige Tor stand, ging der Marmor in gleichmäßigen, breiten Treppenstufen weiter, doch er endete nicht sofort in dem Sandweg, sondern der Gehweg war ebenfalls mit Marmorplatten belegt, auf welchen sich symmetrische Muster befanden. Gesäumt wurden sie an beiden Seiten mit Säulen, hinter welchen sich Geländer befanden. Als ich genauer hinsah, bemerkte ich das Wasser, das in angelegten Becken etwas unterhalb des Durchgangs war. Es machte das Bild der vielen verschiedenen Gärten, die auf kleinen Terrassen angelegt waren, perfekt.

Langsam gingen wir weiter, sodass ich mich in Ruhe umsehen konnte. Denn auch die etlichen Pavillons, errichtet aus dunklem Holz, die an den Wegesrändern standen, zogen meine Aufmerksamkeit auf sich. Hier spielten keine Kinder mehr, denn die mit Statuen bestückten, überdachten Häuschen waren mit Geländern in ihren Vorgärten versehen, sodass keiner hineinkonnte. Es wäre möglich gewesen, doch offensichtlich hatten die Personen hier so viel Anstand, sich die Prachtbauten aus einiger Entfernung und nicht von innen anzusehen.

Aber als mein Master dann abbog und ein Tor in den erstbesten Vorgarten nahm, bemerkte ich, dass ich mich geirrt hatte. Man konnte diese Pavillons sogar von Nahem ansehen. Kleine, praktisch angelegte Pfade führten einen entlang an Hecken oder Brunnen am eigentlichen Haus vorbei, welches man jedoch immer betrachten konnte. Ein wenig weiter hinten, im angenehmen Schatten der hübschen Bauten setzten wir uns auf eine Holzbank. Von hier aus konnte man den nächsten kleinen Tempel und dessen Pflanzenvielfalt bestens betrachten. Neben unserer Bank brannte ein kleiner, marmorner Feuerkelch. Wie würde es hier nachts aussehen, wenn all diese Lichter leuchteten?

YoursWhere stories live. Discover now