XXXVI - Cheating Chan

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Chan Pov

Gespannt beobachtete ich die Wagen, die nun losfuhren. Die enorme Geschwindigkeit der Pferde war beachtlich und auch ihre Kutscher, die die Rennwagen so kühl und kontrolliert steuerten, als wäre es ein leichtes. Doch einer stach heraus, gut, auch der der führte zog Aufmerksamkeit auf sich, doch gerade knickte eines der Pferde ein. Der Besitzer drosch unaufhörlich auf das Tier ein, doch es stand nicht auf.

Als ich ein Wimmern vernahm, wusste ich, was Sache war. Wieder hatte ich einen zitternden Körper neben mir, der seinen Kopf in meinem Gewand vergrub. Doch diesmal wurde mir meine Schuld nicht bewusst. Jetzt ging ich zwar auch, doch eher mit gemischten Gefühlen. Wieso war er so empfindlich, dass man nicht einmal ein Pferderennen ansehen konnte. Vorm Campus Agrippa setzte ich meinen Sklaven ab und wollte gerade schon zur Kutsche gehen, als mir jemand entgegenkam, den ich kannte.

„Hallo Chan." Lächelte eine junge Dame.

„Hallo." Begrüßte ich sie.

„Kommst du heute Nacht wieder mit?" Ich sah kurz zu dem Jungen neben mir, dann nickte ich. „Klar, gerne."

„Dann bis gleich." Sie zwinkerte mir zu, bevor sie in die nächste Gasse verschwand. Es wurde schon langsam dunkel, als ich mit meinem Sklaven durch die Straßen gegangen war. Ich hatte mich entschieden, den Weg zu dem Treffpunkt zu Fuß zurückzulegen, denn so sahen wir noch etwas von Rom und ich konnte die frische Luft genießen.

„Wo gehen wir hin?" Fragte der, den ich führte, plötzlich.

„Wir sind bald da, lass dich überraschen."

„Na gut." Beleidigt sah er weg, doch er folgte mir weiter, bis wir vor einem erleuchteten Haus stehenblieben.

„Da wären wir." Ich trat ein und nahm seine Hand, bis wir im Haus waren. Dort ließ ich ihn los und ging zu einem Mann, der uns empfangen würde.

„Hallo, ich habe heute jemanden mitgebracht." Der Wächter nickte einfach.

Dann traten wir in die gute Stube.

Felix Pov

Wo wollten wir hin? Und noch wichtiger, wer war diese Frau vorhin? All diese Fragen schwirrten durch meinen Kopf.

Dann betraten wir dieses komische Gebäude, irgendwo weiter hinten in einer engen Gasse. Irgendwie machte mir all das Angst, doch ich konnte nicht anders als Chan zu folgen.

Im Inneren angekommen hörte ich viele Stimmen und als wir dann endlich den Wohnraum betraten, erstarrte ich. Was war das hier?

Es waren viele Personen dort, die sich auf kleineren Sitzgelegen niedergelassen hatten, die meisten lagen auf diesen um einen Tisch herum, von dem sie immer wieder Obst oder anders Essen nahmen. Es waren ältere Männer, doch auch junge, diese jedoch nur vereinzelt. Alle hatten einen Kelch in der Hand, der gelegentlich von einer Frau nachgefüllt wurde. Alle unterhielten sich und immer wieder flutete ein lautes, durchdringliches Gelächter den Raum. Sie schienen sich prächtig zu amüsieren. Mein Master begrüßte sie, bevor er sich zu ihnen gesellte und mir bedeutete zu ihm zu kommen. Einige Meter vor der Versammlung blieb ich stehen und wartete einfach, bis mir einer der Herren mit einem freundlichen Lächeln einige Datteln reichte.

„Dankeschön." Ich deutete eine Verbeugung an. Bemerkte er denn nicht, dass ich nur ein unbedeutender Sklave war? Wieso war er so nett? Nicht dass ich es nicht wollte, ich war einfach nur verblüfft.

„Nicht so förmlich, setz dich doch." Er schob mir einen gepolsterten Hocker hin, den ich dankend annahm. Ich musterte den Mann näher. Er musste wirklich schon alt sein, doch war sein langer, weißer Bart gut gepflegt und dieser ließ ihn nur noch weiser wirken.

„Wie gefällt dir denn unsere Vereinigung?" Ich sah mich um, bevor ich ihm antwortete. Der Raum, in dem wir uns befanden, war groß, doch er ging noch weiter, jedoch war dieser Bereich mit Vorhängen geschmückt, durch welche man hindurchblicken konnte. Alles funkelte und sah edel aus, was den Aufenthalt irgendwie magisch machte, doch fühlte ich mich fehl am Platz.

„E-es ist sehr schön hier." Versuchte ich so glaubwürdig wie möglich zu sagen und obwohl es stimmte, klang es irgendwie komisch, dies zu sagen.

„Und, was bringt dich hier her, junger Mann?" Fragte er dann, als er mir noch mehr Essen in die Hand drückte.

„I-ich bin mit meinem Herrn hier." Irgendwie traute ich mich nicht, Chan vor diesem Älteren als Master zu betiteln, deshalb musste es so gehen.

„Oh, soso. Aber hier sind einige Herren." Er kicherte, es klang keinesfalls beängstigend, sondern es steckte einen viel eher dazu an, mit ihm zu lachen.

„C-chan." Ich sah zu ihm herüber, jedenfalls dort, wo er bis vor ein paar Sekunden noch gesessen hatte.

„Oh, du meinst Herrn Bang, soso. Ich glaube der ist gerade nach da drüben gegangen." Hatte er mich etwa verlassen? Wollte er mich jetzt hierlassen?

„Ja, bitte entschuldigen Sie." Ich erhob mich und lief in die Richtung, die der ältere Mann mir gezeigt hatte. Langsam bog ich in den Gang ein, wo ich meinen Master auch schon erblickte. Vielleicht hätte ich ihm auch einfach nicht folgen sollen. Nun war es jedoch zu spät und ich musste mit ansehen, wie sich diese komische Dame von vorhin an ihn schmiegte. Das Schlimmste war, dass er sich nicht einmal wehrte. Sie erlaubte sich, ihn an die Wand zu drücken und- ich schloss meine Augen und rannte ein Stückchen zurück, in irgendeine Ecke, in der ich meinen Tränen freien Lauf ließ.

Chan war so nett zu mir und dann musste er mein Herz dennoch brechen. Vielleicht hatte er sich schon immer nachts mit ihr getroffen, vielleicht ging es ihm deshalb in den letzten Tagen so gut. Tränenblind erhob ich mich und stapfte zum Ausgang und öffnete die Tür eilig. Nachdem ich einige Schritte die Straße entlanggerannt war, blieb ich stehen und ließ mich an einer weiteren Wand hinabsinken. Hier würde er mich hoffentlich nicht finden, aber vorerst würde er das ja sowieso nicht tun, denn er war ja beschäftigt.

Ich schlang meine Arme um meine Beine, die ich an meine Brust gezogen hatte. Zuerst hatte ich meinen Kopf auf meine Knie gebettet und gewartet, ob er nicht doch kommen würde und mich mit sich nehmen würde. Immer wieder kam mir dieses Bild vor Augen. Er und diese schreckliche Frau, die sich nun endlich gezeigt hatte. Jetzt wusste ich, wieso er so glücklich war. Er hatte jemanden gefunden, dem er seine Liebe zeigen konnte. Der Steinboden, auf dem ich saß, war kalt, vielleicht würde ich ja auch erfrieren, aber dazu war es wohl trotzdem noch zu warm. Nun wusste ich, dass er nicht mehr zu mir kommen würde, ich verlor langsam meine Hoffnung.

Und tatsächlich saß ich dort lange, allein und verlassen auf der Straße und sah dem Mond zu, wie er am Nachthimmel emporstieg. Und niemand verließ das Haus, niemand ging hinein.

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Hey, da ich es gestern leider nicht geschafft habe, alle Kapitel hochzuladen, gibt es heute mehr :D

YoursHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin