CHAPTER TWENTYNINE: Bekenntnisse

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Es vergehen drei Wochen.


Drei Wochen, in denen mir immer wieder, in einer pausenlosen Wiederholung die Worte von Dustin durch den Kopf gehen. Es sah absolut nicht gut aus. Was er damit gemeint hat, stellt mich nicht zufrieden. Ich war verletzt gewesen, offensichtlich schwer verletzt, aber ich hätte tot sein müssen. Es quält mich, dass niemand eine Antwort darauf hatte, weshalb ich nicht tot war. Am Anfang, die Tage nach dem Kampfzwischen mir und Vecna, diskutieren wir immer wieder darüber; nun -zwei Wochen später - wird nur genervt mit den Augen gerollt oder das Thema gewechselt, wenn ich darauf zu sprechen komme. Beinahe so, als wären sie meinem Erlebnis und den daraus resultierenden Fragen überdrüssig geworden.


Seufzend lehne ich mich zurück. Die Treppenstufe unter mir ächzt, als ich mein Gewicht verlagere. Hinter mir, durch die Tür der Hütte, höre ich die gedämpften Stimmen der anderen. Ich versuche gar nicht erst zu verstehen, worum es geht; starre stattdessen nur in den dichten Wald vor mir. Weiße Flocken von Asche fallen auf den Boden herab und bedecken die dunkel gefärbten Blätter. Die Welt von Vecna verschmilzt weiter mit der unseren, wenn auch nur langsam. Keine Ahnung wie lange wir hier noch sicher sein würden; so sicher zumindest, wie man in diesen Tagen sein konnte. Wahrscheinlich geht es in den Gesprächen in der Hütte genau darum.


Ein Windzug streift durch meine Haare und eine meiner Locken fällt mir ins Gesicht. Als ich sie zurück hinter die Ohren stecke, berühre ich beiläufig meinen Hals. Die blauen Striemen sind verblasst und eine leicht grüne Spur ist das einzige was man davon noch sehen kann. Es tut nicht wirklich weh und doch kann ich es noch spüren; den Druck auf meine Luftröhre, die unbändige Kraft, die mir die Luft abschnürt. Selbst mein atemloses Keuchen und Japsen kann ich noch hören, als würde ich es mir durch Kopfhörer erneut anhören. Übelkeit und Schwindel überkommt mich und es kostet mich meine gesamte Energie, um mich zurück ins Hier und Jetzt zu kämpfen.


Er ist nicht hier. Dir tut niemand weh.


Ich weiß das. Und doch bleibt ein kleines bisschen vom dunklen Gefühl in meiner Brust zurück. Eine meiner Hände lege ich genau dort hin, wo mein Herz in meiner Brust schlägt. Ich konzentriere mich so sehr auf den Rhythmus, dass ich nicht bemerke, wie die Tür hinter mir geöffnet wird.


Als mir vorsichtige Hände eine Decke über die Schultern legt, zucke ich zusammen. Ein kurzer Schreck fährt mit in die Glieder, doch er ist nicht von Dauer. Es ist, als würde ich seine Anwesenheit spüren können. Steve steht vor mir. Er blickt mir entschuldigend entgegen.


»Danke«, murmle ich und zupfe an der Decke; seine stumme Entschuldigung ignoriere ich.


»Du solltest reinkommen«, sagt er und sein Blick wandert nach oben. Durch die kahlen Äste der Bäume kann man den dunkelgrauen Himmel erkennen. »Es ist ziemlich kalt.«


»Die frische Luft hilft mir beim Nachdenken.«

Er nickt nur.


Ich kann nicht verhindern, dass ich wütend werde. Mir ist klar, dass er genau weiß, worüber ich hier draußen nachdenken muss und erneut scheint er das Thema einfach ignorieren zu wollen. »Wird irgendwann einer von euch mit mir sprechen?«, frage ich bissig.

Das letzte KapitelWhere stories live. Discover now