Kapitel 10 - Dinosaur Cave Park

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Der Dinosaur Cave Park wurde tagsüber meist von Familien mit kleineren Kindern genutzt, weil er mit seiner mannshohen eisernen Dinosaurierstatue, den steinernen, blaugesprenkelten Dinosauriereiern und den vielen Feuerstellen ein einziger großer Abenteuerspielplatz war.

In den frühen Abendstunden, wenn die Familien nach Hause zum Abendessen aufbrachen, wechselte das Publikum. Junge Leute kamen her, gruppierten sich um die Feuerstellen oder gingen am Strand spazieren, den man über spektakulär zwischen den Felsen der Steilküste angelegte Treppen erreichte.

Ich stellte mein Auto direkt am Eingang ab und stieg ein wenig zögerlich aus. Es gefiel mir nicht, wenn ich alleine auf eine Party ging, schon gar nicht, wenn diese in einer Umgebung stattfand, in der ich mich nicht so gut auskannte. Die Vorstellung, alleine auf eine Gruppe feiernder Menschen zuzugehen, die mir größtenteils fremd waren, löste Unbehagen aus. Schon der Gedanke, ich würde keinen Gesprächspartner finden und einsam in der Menge stehen, verursachte ein flaues Gefühl in meinem Magen.

Ich überlegte kurz, wieder nach Hause zu fahren. Aber was erwartete mich in der leeren Wohnung? Außerdem hatte ich Mia zugesagt. Sie rechnete schließlich mit mir.

Noch immer ein wenig unschlüssig betrachtete ich die wuchtigen Klippen, die vor der beeindruckenden Szenerie der untergehenden Sonne eine geradezu dramatische Kulisse boten. Eine warme Brise streichelte meine nackten Arme. Eigentlich wollte ich nicht nach Hause. Ich wollte genau hier sein. Jetzt musste ich nur noch den Mut finden, mich unter die Leute zu mischen.

Schließlich schob ich den Autoschlüssel in das schmale vordere Fach meiner weißen Dickies-Handtasche und setzte mich in Bewegung.

Während ich über den breiten, asphaltierten Platz lief, vorbei an dem verblüffend echt aussehenden Veloceraptor und der dekorativ gestalteten Urzeitlandschaft, hörte ich schon von Weitem die sonoren Bässe, die die volltönende Melodie des Luniz Songs
I got five on it
untermalten.

Automatisch passte ich meine Schritte dem Rhythmus des Songs an.

I got five on it
Grab your fourty let's get keyed

Ich hatte mich schon des Öfteren gefragt, ob das eigentlich nur mir so ging, oder ob Musik auch bei anderen Menschen das Bedürfnis auslöste, sich beim Laufen im Takt der Melodie zu bewegen.

Der familienfreundliche Park hatte einiges zu bieten. Seitlich des Weges, der mich zu den Klippen führte, gab es einen großen Spielplatz mit Schaukeln und Klettergerüsten. Bänke und Grillvorrichtungen waren auf dem gesamten Areal verteilt, das durch bunt bepflanzte Beete optisch in mehrere kleine Bereiche unterteilt war.

Besuchermagnet war jedoch ganz eindeutig das durch steinerne Sitzgelegenheiten begrenzte Rondell, das sich direkt am Offshore-Steilhang befand und einen atemberaubenden Blick auf den Pazifik ermöglichte.

Unnötig zu erwähnen, dass die Party genau dort stattfand.

Ich fand Mia zum Glück am Rande des Geschehens sitzend, rechts neben ihr Jeremiah - diesmal offenbar in trauter Zweisamkeit - links von ihr Erika, von der ich ja wusste, dass sie in wenigen Tagen nach New York gehen würde. Ihr Freund Jamie stand ganz in der Nähe und unterhielt sich mit - na wunderbar, mit Chase, ausgerechnet.

Unwillkürlich versteifte ich mich ein wenig.

„Hey", rief Mia erfreut. Sie machte Anstalten zur Seite zu rücken und fügte erklärend hinzu:
„Komm, Du passt hier noch hin."

„Ist schon gut, ich kann doch auch stehen", lehnte ich ab.

„...Jedenfalls habe ich eine CD von Melissa Etheridge gekauft und einen Korb voller Babysachen", setzte Erika die Unterhaltung fort, die sie kurzzeitig unterbrochen hatten.

VirusWhere stories live. Discover now