Kapitel 29 - Ich und Sharon Stone

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Meine Beine fühlten sich noch immer wie Pudding an, als ich mich in meinen Wagen setzte. Ich starrte minutenlang aus dem Fenster, beobachtete, wie die anrollenden Wellen des Pazifiks sich in schäumende kleine Strudel verwandelten, als sie auf den Sand trafen.

Dann endlich drehte ich den Zündschlüssel und gab zögerlich Gas. Durch das heruntergelassene Fenster streifte mich die warme Luft des zur Neige gehenden Sommertages. Ich schaltete das Radio ein und versuchte, mich wenigstens halbwegs auf den Verkehr zu konzentrieren. Chase war keine zehn Minuten weg und ich vermisste ihn, als hätte er mich verlassen.

Weil es so ist, flüsterte eine unbarmherzige Stimme in meinem Kopf.

🎼🎶
I pretend I can always leave
Free to go whenever I please
But then the sound of my desperate calls
Eco off these dungeons walls
I've crossed the line from mad to sane
A thousand times and back again
I love you Baby
I'm in chains 🎶🎼

drang die klagende Stimme von Tina Arena in mein Ohr. Ich spürte, wie sich mein Brustkorb schmerzhaft zusammenzog. Liebeskummer findet nicht nur im Kopf statt. Er macht sich körperlich bemerkbar. Das musste ich jetzt feststellen.

Die kurze Fahrt nach Hause absolvierte ich wie in Trance. Gut möglich, dass ich ein paar Stoppschilder übersehen hatte, ohne es zu merken! Wer weiß! Jedenfalls wunderte ich mich fast, als ich schließlich vor unserem Apartment zum Stehen kam.

Ernüchtert öffnete ich wenig später die Wohnungstür, warf lustlos meinen Schlüssel auf das kleine Bistrotischchen und kickte die Chucks in die nächste Ecke.

„Ah, ist die Dame zurück von ihrem Date?"

Ich zuckte zusammen und realisierte, dass Levy mitten im Wohnzimmer stand. Um neunzehn Uhr am frühen Abend. Wie lange hatte es das denn nicht mehr gegeben?

„Und, hast du ihn denn gefickt?"

Bestürzt starrte ich Levy an.

Es war der Fick des Jahrhunderts, sagte Michael Douglas in Basic Instinct zu Sharon Stone!

Scheiße!

„Was meinst du Levy? Was soll das Ganze hier?"

Er lächelte mich an, mit einem Gesichtsausdruck, bei dem es mir eiskalt den Rücken herunter lief.

Er weiß es. Keine Ahnung woher, aber er weiß es.

„Was das Ganze soll? Fragst du mich das im Ernst? Vic hat mich im Büro angerufen und mir gesagt, dass ich mich mal ganz dringend um dich kümmern soll, weil du fremdgehen würdest. Stimmt das, Ava? Wo kommst du gerade her? Warst du mit ihm zusammen?"

Mein Magen krampfte und ich kämpfte darum, dass meine Magensäure da blieb, wo sie hingehörte.

„Ich war ein bisschen am Strand spazieren und dann haben wir uns noch ein Haus angesehen", stammelte ich.

Wenn ich es ihm jetzt gestehe, dann ist es vorbei. Aber damit ist die Entscheidung gefallen. Denn dann wird er sich von mir trennen, dachte ich.

„Du hast dir mit ihm ein Haus angesehen? Wozu? Willst du mit ihm zusammen ziehen?", fragte Levy zynisch.

„Was? Nein, natürlich nicht", antwortete ich und überhörte die triefende Ironie in seiner Frage. „Es ist nur, er ist Immobilienmakler, ich glaube, er wollte mir einfach nur mal ein Luxusanwesen zeigen."

„Vermutlich war das nicht das einzige, das er dir zeigen wollte. Du hast mir die Frage nicht beantwortet."

„Welche Frage?"

„Habt ihr die Betten in dem Anwesen ausprobiert?"

Bei dem Wort Anwesen zeichnete Levy mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft.

VirusTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon