Kapitel 30 - Übertragungswege

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Ich widme dieses Kapitel Trude441, Liebe Trude, was meinst Du? Klingt das für Dich halbwegs realistisch ☺️?

Das leise Gezwitscher der Sperlinge drang in mein vom Schlaf besänftigtes Gehirn. Noch hüllte mich ein Gefühl der Geborgenheit ein, doch je wacher ich wurde, desto deutlicher überkam mich die Erkenntnis, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Und dann fiel mir mit einem Schlag alles wieder ein.

Levy, der mich ertappt und zur Rede gestellt hatte. Chase, dessen verletzter Blick aussagekräftiger gewesen war als jedes nicht gesprochene Wort. Und dann meine Rückkehr in die Wohnung, zurück zu meinem Freund, der die Nacht auf dem Sofa verbracht hatte.

Ich richtete mich im Bett auf, schob die Decke beiseite und vergrub für einen Moment die Füße in den langen, weichen Teppichfasern. Dann stemmte ich mich hoch und ging ins Wohnzimmer.

Levy hatte sein Bettzeug beiseite geräumt und saß an unserem gläsernen Esstisch, eine Tasse Kaffee vor sich.

Mein Magen revoltierte, als ich seine versteinerte Miene betrachtete.

„Levy, ...hey, guten Morgen. Ich wollte nur sagen, dass..., also, ich hab das gestern geklärt, ich meine...was ist denn jetzt, wie geht es mit...?"

Sein Blick ließ mich verstummen .

„Glaubst du, jetzt ist alles wieder gut?"

„Nein, natürlich nicht, aber...", hilflos hob ich die Hände, „ich meine, willst du es denn gar nicht mehr versuchen? Du hast mich doch zu ihm geschickt, damit ich alles beende. Ich dachte, du würdest uns noch eine Chance geben."

„Schon, aber..., mal ernsthaft Ava, du bist losgezogen und hast mit irgend so 'nem Typen gevögelt. Hat es denn eigentlich Spaß gemacht?"

Ich starrte ihn an und brauchte eine Weile, das Gesagte zu realisieren. Meine Finger fühlten sich eiskalt an.

Spaß gemacht? Das auch, ja.

Meine Beine fingen an zu zittern und ich merkte, dass ich mich dringend setzen musste. Während ich den freien Wohnzimmerstuhl zu mir heranzog, versuchte ich, das Gespräch in versöhnlichere Bahnen zu lenken.

„Was erwartest du denn jetzt von mir? Ich habe ihm gestern gesagt, dass es vorbei ist. Und ich hoffe sehr, dass wir das wieder hinkriegen."

Hoffte ich das wirklich? Ich redete mich um Kopf und Kragen und wollte die Beziehung mit Levy doch eigentlich selbst nicht mehr. Es war nur meine Feigheit, die mir gerade im Weg stand. Ich fürchtete die Konsequenzen, die mit dem Ende einer so festen Beziehung verbunden waren: Auszug, Aufteilen der Möbel, Endlosdebatten. Und nicht zuletzt fürchtete ich auch das Alleinsein an sich.

Mit Erleichterung bemerkte ich, dass sein Gesichtsausdruck ein klein wenig entspannter wirkte.

„Was war denn der Grund, Herrgott nochmal? Dass ich so viel arbeite? Bekommst Du zu wenig Aufmerksamkeit?"

„Ja, natürlich bekomme ich zu wenig Aufmerksamkeit. Unsere Beziehung bekommt zu wenig Aufmerksamkeit. Wann machen wir denn noch was zusammen? Und wenn wir es doch tun, dann reden wir nicht mal wirklich miteinander. Wir lachen nicht mehr. Und wann hast Du mich denn zuletzt mal nach meiner Meinung gefragt?"

Während meiner Rede war die Falte zwischen Levys Augenbrauen wieder steiler geworden.

„So siehst du das? Und hättest du das nicht vielleicht etwas früher sagen können? Bevor du losziehst und mit einem Vollidioten ins Bett springst?"

VirusWhere stories live. Discover now