22. Kapitel - Silas

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Der Wind fährt mir kalt durchs Fell und ich erschaudere.

Unter der Wolkenschicht ist die Sonner nur noch zu erahnen und die kühle Herbstluft lässt auch Valerie frösteln.

Willst du dir noch eine Jacke holen?, frage ich zögerlich. Vielleicht ein bisschen verängstigt, dass sie vor der Kälte zurückschreckt und ich doch allein spazieren gehe.

Ich habe nichts gegen einsame Läufe durch den Wald, aber eine Begleiterin, die mich von meinen Gedanken ablenkt, wäre sehr schön.

Val schüttelt den Kopf: „Passt. Ich brauche dringend frische Luft und Bewegung!"

Mit diesen Worten schreitet sie voran und ich folge ihr in den Wald.

Willst du darüber reden?, frage ich schließlich nach einer Weile, in der Valerie immer wieder wütend vor sich hin grummelt.

Sie hebt überrascht den Kopf: „Eigentlich nicht, aber danke." Sie lächelt mich vorsichtig an: „Willst du reden?"

Ich schüttele kurz meinen Pelz aus, Was gibt es zu reden? Ich stecke fest, niemand hat einen Plan, was man machen kann und ... Naja, und Lyall halt!

Val grinst: „Lyall halt! Das ist ziemlich wage."

Ich stupse sie sanft in die Kniekehle, Lyall halt fasst es ausgezeichnet zusammen! Ich bin verwirrt, weißt du? Ich dacht er hasst mich und dann kümmert er sich um mich und irgendwie ist es jetzt komisch!

„Warum komisch?", sie legt den Kopf schief und streicht sich eine feuerrote Strähne hinters Ohr.

Ich senke verlegen den Kopf, Sein Verhalten ist komisch! Er will den Bund doch gar nicht, warum macht er es dann schwerer für mich? Das ist einfach nicht fair! Ich schnaufe frustriert.

Valerie nickt verstehend: „Vielleicht ist es für ihn ja auch verwirrend. Ich glaube, er hat keinen Plan, wie er sich dir gegenüber verhalten soll, weil er sich selbst nicht sicher ist, was er will."

Ich seufze leise, Was er will, hat er mehr als deutlich gemacht!

„Tja", Val zuckt mit den Schultern: „Mein Bruder hat sich da ganz schön in etwas verrannt! Warte ab, vielleicht ist er irgendwann ehrlich mit sich selbst und schiebt seine Gefühle nicht immer nur weg!" Ich schaue sie verwirrt an und Valerie grinst breit: „Es wird bestimmt noch einfacher mit ihm, glaub's mir!"

Ich senke den Kopf, Ich versteh ihn nicht. Ich weiß nicht, ob sich das ändern wird!

„Solange er dir alles erklärt, wird schon alles...", beginnt Valerie, wird aber von einem lauten Knacken unterbrochen.

Meine Ohren stellen sich alarmiert auf und ich blicke in die Richtung des Geräuschs.

Hinter einem Gebüsch starrt einer der Jäger zurück.

Bevor er zu einer weiteren Bewegung fähig ist, bin ich an seine Kehle gesprungen.

Lauf weg, Valerie!, linke ich ihr zu und zupfe vorsichtig mit meinen Zähnen an seiner zarten Haut.

Ich will ihn nicht töten, wenn nicht absolut notwendig. Menschen zu töten bringt immer Probleme und im schlimmsten Fall geht das Rudel daran zugrunde. Davon abgesehen, dass es momentan sowieso der denkbar schlechteste Zeitpunkt für Chaos im Rudel wäre.

Schritte neben mir lenken meine Aufmerksamkeit von meinem Opfer ab. Ich ziehe scharf die Luft ein, wittere statt Schießpulver und kaltem Metall aber nur Valerie. Ihr Geruch kitzelt in der Nase und erinnert mich an trockenes Holz, das bald anfängt zu brennen. Ungewöhnlich, aber warm.

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