25. Kapitel - Lyall

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Aufgebracht folge ich Silas Geruchsspur durch die Stadt.

Wieso hat er einfach aufgelegt? Und mich danach einfach so ignoriert?

Ich meine, er hat recht! Ich bin ein verfluchter Idiot, der das Glück nicht erkennt, wenn es ihn in den Hintern beißt!

Fuck, ich hätte Silas einfach sagen sollen, dass ich es will. Dass ich alles will. Alles mit ihm.

Ich will sein Mate sein! Ich werde mich nicht mehr nur nach meinem Vater richten. Er hat nie erzählt, wie wunderbar sich dieser Bund anfühlen kann. Und wie schlimm dieses Verlangen und diese Sehnsucht sind. Ich will bei Silas sein, jetzt sofort, für immer.

Aber er hat die Anrufe ignoriert und ich laufe ihm nach wie ein Hund ohne Herrchen!

Er hätte mir wenigstens sagen können, wo er ist, verdammt.

Als Mensch ist meine Nase zwar immer noch gut, aber Silas Geruch geht trotzdem immer wieder zwischen den Abgasen unter. Ich schnüffle wie verrückt in der Luft herum und bete zur Göttin, dass mich niemand so sieht. Immerhin ist die Sonne schon untergegangen.

Silas Geruch bleibt verschwunden. Ist er etwa irgendwo rein gegangen?

Ich mustere die Gebäude am Straßenrand. Die Neonschrift eines Clubs leuchtet mir entgegen. Silas wäre doch nicht ernsthaft so dumm, da reinzugehen, oder?

Ich seufze. Wenn er aufgebracht ist, wahrscheinlich schon.

Ich betrete den stickigen Raum, nachdem ich vom Aufseher durchgewunken wurde. Besonders sorgfältig kontrollieren die ja nicht... So ist dann wohl auch Silas reingekommen.

Eine tanzende Menge und trotzdem fange ich sofort Silas vertrauten Geruch auf.

Okay, er ist hier!

Ich schließe die Augen und versuche ihn irgendwie zu erspüren. Klappt natürlich nicht. Dann halt altmodisch.

Mein Blick fährt über die Menschen, die an der Bar sitzen und wandern dann zu denen, die an die Wände gelehnt stehen. Hier ist nichts. Also die Tanzfläche.

Von außen ist es unmöglich zu sagen, ob Silas in der Menge steckt oder nicht, deswegen bahne ich mir gleich einen Weg ins Getümmel.

Ich schaue mich immer wieder um und schiebe aufdringliche Leiber beiseite.

Dann zuckt auf einmal gestresstes Unwohlsein durch mein Bewusstsein. Nicht von mir, also muss es von Silas kommen. Ich werde hektischer und stürme zwischen Tanzenden durch, bis ich zwei eng aneinandergedrückte Körper vor mir entdecke.

Die blonden Haare des einen sind mir völlig unbekannt, aber den braunen Haarschopf des anderen würde ich überall wiedererkennen.

Silas Haare kitzeln seine Schultern und blinde Wut kocht in mir hoch, als ich die fremden Finger sehe, die sich in ihnen vergraben. Was erlaubt sich der Typ da mit meinem Mate?

Ich mustere ihn und beiße mir fast die Zunge ab, als ich sehe, wo der Dreckskerl seine andere Hand hat. Wenn ich mit dem fertig bin, kann er sich glücklich schätzen, wenn er dann überhaupt noch Hände hat!

Mein Wolf dreht vor Beschützerinstinkt und Besitzanspruch fast durch, aber ich versuche mühsam mich zu zügeln. Silas gehört mir nicht. Ich will ihn, mit jeder Faser meines Körpers, aber es ist seine Entscheidung, mit wem er zusammen sein möchte.

Und ich habe ihm genug Gründe serviert, um sich jemand anderen zu suchen. Ich habe kein Recht, einzuschreiten.

Mit angespanntem Kiefer betrachte ich die beiden und als Silas grün-glasige Augen aufblitzen, schlucke ich schwer. Scheiße, ich habe kein Recht.

Ich wende mich ab, als die Lippen des Fremden Silas Hals hinaufwandern.

Es ist ein Wunder, dass meine Ohren seine leisen Proteste auffangen und im ersten Moment denke ich, ich habe mich verhört.

Wunschdenken und so ein Zeug.

Aber dann nochmal und ich drehe mich wieder um. Silas versucht sich gegen den Größeren zu behaupten, aber er zittert und der andere lässt nicht locker.

Meine Hoffnungslosigkeit wird von kochender Wut abgelöst und ich stürme auf die beiden zu.

„Finger weg, du Arsch!", ich packe den blonden Scheißkerl am Kragen seines Shirts und ziehe ihn gewaltsam zurück.

Silas keucht überrascht auf und starrt mich an. Ich will ihn gerade beruhigend in die Arme nehmen, aber der Blonde ist scheinbar auch besitzergreifend und stellt sich zwischen uns.

„Hey, der gehört zu mir! Such dir 'nen anderen", er mustert mich abschätzig. Ich balle die Hände zur Faust und versuche ihm nicht direkt die Zähne aus dem Gesicht zu schlagen.

„Er gehört ganz sicher nicht zu dir!", ich ziehe Silas zu mir und lege beschützend einen Arm um seine Schulter: „Er ist mein Partner, du Arschloch!"

Der Typ grinst selbstgefällig: „Dann bist du also der Ex, von dem er nichts wissen wollte? Sorry, Kumpel, aber deine Chance hast du verpasst!"

Ich spüre förmlich wie die Sehnen an meinem Arm hervortreten und ich atme mühsam ein und aus. Bloß keine Szene machen, das kann niemand gebrauchen!

„Und du denkst als Arschloch ohne Manieren hast du bessere Chancen? Wie krank im Kopf muss man denn sein, um sich an jemanden ranzumachen, der das so offensichtlich nicht will?", ich schnaube genervt und drehe mich mit Silas weg: „Komm, wir bringen dich erstmal an die frische Luft!"

Die Antwort des Dreckskerls ist ein schlecht gezielter Hacken.

Ich weiche aus und drücke Silas kurzerhand dem Mädchen neben mir in die Arme. Die ist zu betrunken, um darauf zu reagieren, aber ich brauche kurz beide Hände.

Mit dem linken Arm wehre ich den nächsten Schlag ab (genauso schlecht gezielt) und mit der Rechten verpasse ich ihm einen gesalzenen Hieb in die Magengrube.

Er sackt zusammen und ich mustere ihn abwartend. Als klar ist, dass er erstmal nicht mehr aufsteht, pflücke ich Silas aus den Armen des Mädchens, die mich verwirrt angrinst und bahne mir einen Weg zur Tür.

Silas kichert und ich blinzele verwirrt zu ihm herunter. Was ist denn so lustig?

Dann atme ich ein und muss von dem Alkoholgestank husten. Göttin, wie viel hat der getrunken?

„Okay, bitte kotz nicht!", ich schleife Silas auf die Straße: „Du könntest übrigens mithelfen!"

Silas grummelt als Antwort unzufrieden.

Toll! Kurzerhand nehme ich ihn hoch. Besonders schwer ist er nicht, bis zum Lager sollte ich ihn tragen können.

Und dann sehen wir weiter.

Irgendwie wird schon noch alles werden!


Und damit beweist Lyall tatsächlich mal Boyfriend-Qualitäten, liebe Leute!

Ansonsten, was soll ich sagen? Trinken ist scheiße (wenn man es übertreibt!) und Consent ist wichtig!

Na dann, bis zum nächsten Mal!


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