51. Kapitel

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Der Weg zurück zur Straßenlaterne erscheint mir ewig.

Alleine die Strecke durch den Wald zieht sich. Größtenteils wegen mir. Meine Beine zittern immer noch und durch die ganzen Gedanken in meinem Kopf, kann ich mich einfach nicht aufs Atmen konzentrieren.

Jedes Mal, wenn wir stoppen müssen, weil ich schon wieder ins Straucheln gerate, verfluche ich mich selbst und meinen schwächlichen Zustand.

Wir halten an der Stelle, an der der Waldweg zur Straße wird und Alex beäugt die Häuser am Straßenrand misstrauisch.

Valeries Spur führte wieder zurück in den Wald, oder?, wendet sich Alex an mich. Ich nicke und er legt die Schnauze an den Boden. Ich werde ihre Fährte suchen, ihr wartet hier!

Ich komme mit. Du hattest ihren Geruch noch nie in der Nase, oder?, Ralf wirft Alex einen abschätzigen Blick zu.

Genug, um ihn zu erkennen!, Alex klingt etwas beleidigt, dass Ralf seine Fähigkeiten anzweifelt. Er wechselt einen Blick mit meiner Mutter und erst als diese bestimmt nickt, bedeutet er Ralf ihm zu folgen.

Er ist angespannt. Es ist seine Tochter!, flüstert sie Alex noch zu, dann sind die beiden im Wald verschwunden.

Tut mir leid, dass ich euch aufhalte. Ihr wärt sicherlich schneller ohne mich. Du kennst den Weg hierher und ab hier müssen wir sowieso Valeries Spur folgen, ich lasse geknickt den Kopf hängen.

Meine Mutter schmiegt sich an mich und drückt mich auf den Boden. Ruh dich aus.

Ihr Blick wandert abwesend über die Bäume und Häuser. Dann richtet sie ihre orangenen Augen wieder auf mich. Dein Vater und ich... Wir hatten einen sehr starken Bund.

Ich zucke mit den Ohren in ihre Richtung. Die Stimme meiner Mutter klingt schwer vor Erinnerung und der Trauer, die noch viel zu frisch ist.

Du musst mir das nicht erzählen, weißt du? Es tut dir doch noch weh..., ich lecke ihr die Wange.

Sie blinzelt langsam. Ich möchte aber. Unser Bund war stark, aber ich kam aus einem anderen Land, wie du weißt. Meine Familie, mein Rudel, war in Japan und ich war hin und hergerissen zwischen meinem Rudel und dem Mate-Bund zu deinem Vater. Ich trug für beides Verantwortung und ich liebte beides. Als ich mich schließlich dafür entschied, wieder nach Japan zu gehen, brachte mich die Verbindung zu Adrian fast um.

Ich blicke meine Mutter erstaunt an. Du wolltest gehen? Aber... Papa, er war dein Mate?

Es war... eine schwierige Zeit... Sie legt den Kopf schief und stupst mich an. Aber darum geht es nicht. Als ich gehen wollte, hat mich der Bund zurückgehalten. Auch physisch. Mir ging es furchtbar, ich war schwach und ich konnte kaum gehen.

Oh, ich starre auf den schneebedeckten Boden vor mir. Ist das bei mir auch so? Geht es mir darum so schlecht?

Das denke ich zumindest. Und dazu kommt dann noch dein aufgebrachter Verstand, sie seufzt.

Warum ist es für dich nicht so schlimm?, es klingt wie eine Anschuldigung und ich hasse mich dafür. Der Jäger ist immer noch in unserem Wald! Er hat... Er hat ihn umgebracht! Wie kannst du so ruhig bleiben?

Ich... Ich bin der Wut müde geworden. Früher war ich oft wütend und irgendwann habe ich einfach gelernt, sie zu akzeptieren und sie nicht mein Handeln beeinflussen zu lassen. Ich bin wütend. Aber ich habe einen klaren Kopf. Nur mit der Trauer komme ich noch nicht so gut zurecht... Meine Mutter lächelt mich sanft an und legt ihren Kopf auf meinen. Du wirst es besser verstehen, wenn du älter bist!

Ich schnaube, aber lächle.

Alex kommt wild mit dem Schwanz schlagend auf uns zu gerannt. Wir haben die Spur gefunden. Silas hat es uns einfacher gemacht und absichtlich deutlichere Duftmarken gesetzt!

Seine Stimme platzt quasi vor Stolz und mein Lächeln wird breiter.

Silas ist wirklich mein bester Freund und irgendwann wird er der fantastischste Beta der Welt werden!

Alex läuft voraus und wir treffen vor einem kleinen Waldpfad auf Ralf. Er ist auch aufgeregt. Lyall ist schon hier vorbeigekommen!

Dann sollten wir uns beeilen! Meine Mutter bedeutet Alex vorauszugehen und wir rennen weiter.

Nach dem Gespräch mit ihr hat sich zumindest mein Kopf wieder beruhigt und mein Atem fließt flüssig in meine Lunge. Meine Beine zittern noch etwas und mein Magen fühlt sich seltsam schwer an, aber ich kann mit den anderen mithalten.

Es gibt einen kurzen Schlenker vom Pfad ab, der uns zu einem blutbeschmierten Baumstamm führt.

Aber es ist nur wenig Blut und auch wenn Valeries Geruch sich hinterher stärker mit dem von den Jägern vermischt, schaffen Ralf und ich es einigermaßen ruhig zu bleiben.

Wir folgen dem Pfad weiter, bis Silas Geruch in die Büsche führt. Ich laufe schneller und überhole die anderen. Ich muss von Silas hören, wie es Valerie geht!

Dann fängt meine Nase neben Silas, Lyalls und Myriams Geruch auch einen unbekannten auf. Es riecht nach Eisen und Schießpulver. Da ist ein Jäger bei ihnen!

Ich stürze durch die Büsche und springe den einzigen Punkt an, der eine menschliche Gestalt hat, während ich wütend aufheule. Niemand tut meinen Freunden weh!


Hihi,

heute ein etwas kürzeres Kapitel, weil es mir mal wieder nicht so gut geht...

Sorry >.<

Hoffe, das Kapitel gefällt euch trotzdem 😊

Bis dann!

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