33. Kapitel

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Ich versuche zu schlafen, schaffe es aber nicht meine aufgewühlten Gedanken zu beruhigen.

Myriam neben mir grummelt und dreht sich auf die andere Seite. Lyall hat seinen Kopf zwar auf die Pfoten gelegt, aber seine Augen blitzen immer wieder hell auf, wenn er Silas mit seinem Blick folgt, der sich immer wieder aufrichtet und dann doch wieder hinlegt.

Meine Gedanken kreisen um Eric, der an seinen Vater geschmiegt auf dem großen Platz liegt und seine Augen fest zusammengekniffen hat.

Scheinbar kann von unserer kleinen Truppe nur Myriam schlafen.

Ich stupse Lyall mit der Schnauze gegen die Schulter, Woran denkst du?

Er wälzt sich kurz unruhig hin und her, Du solltest schlafen, Val.

Du auch, antworte ich nur und sende ein drängendes, fragendes Gefühl hinterher.

Lyall schnaubt amüsiert, Schon gut, du Nervensäge! Ich kann nicht schlafen, weil Silas sich solche Sorgen macht. Und er bekommt es nicht besonders gut hin, das zu verbergen. Ich habe quasi einen Non-stop Direktkanal zu seinem Stress, der Angst und...

Er verstummt und wendet verlegen den Kopf ab.

Ich richte meinen Blick auf Silas, der schon wieder im Kreis tapst, bevor er sich auf den Boden fallen lässt. Er lässt Eric dabei keine Sekunde aus den Augen und ich rieche schwach seine führsorgliche Angst, als der Wind den Geruch zu mir trägt.

Silas ist... war in Eric verliebt, oder?, ich brauche die Antwort eigentlich nicht. Ich bin mir nur unsicher, ob Lyall davon weiß.

Ja, flüstert er schwach.

Ich studiere im Mondlicht das Gesicht meines Bruders. Sorge und Scham. Hat er Angst, dass Silas ihn verlässt, jetzt wo Eric ihn wieder mehr braucht? Und ist es ihm unangenehm, dass er seinem Mate in dieser Sache nicht genug vertraut?

Ich runzele unzufrieden die Stirn, Warte erst mal ab, bevor du voreilig Schlüsse ziehst!

Er lächelt schwach, Ich versuch's.

Ich kichere leicht, Du siehst bescheuert aus, wenn du lachst!

Das ist ja wohl auch eindeutig nicht der richtige Mund dafür!, verteidigt er sich entrüstet. Möchtest du mir eigentlich verraten, warum du nicht zur Ruhe kommst?

Ich schlage nervös mit dem Schwanz, Ist nichts Wichtiges.

Mein Bruder starrt mich ungläubig an, Wenn du deswegen nicht schlafen kannst, ist es was Wichtiges. Vor allem nach so einem Tag!

Schon gut!, ich hechle verlegen. Ich hab Eric gesehen, als er zu seinem Vater gegangen ist, um sich zu verabschieden. Und, naja, es ist nichts Weltbewegendes, wie gesagt.

Lyalls ungeduldiger Blick unterbricht mich und ich seufze auf, Seine Augen. Die waren auf einmal so kalt und ich... ich hatte Angst. Ich mache mir Sorgen, was er vorhat. Was passieren wird.

Meinst du er will Rache nehmen?, Lyall mustert Erics zusammengekauerte Gestalt kritisch.

Ich habe Angst, dass er es tun wird. Der Jäger... Er hat mir und besonders Eric wehgetan. Und Hanako und allen anderen, aber ich will nicht das jemand umgebracht wird.

Aber Adrian wurde umgebracht. Kannst du es Eric verübeln, dass er deswegen wütend ist? Dass er sich wünscht, dem Jäger würde es genau so ergehen?, Lyalls Ohren zucken fragend.

Ich will nicht, dass noch jemand umgebracht wird!, antworte ich stur. Wir wissen nichts über den Jäger. Was wenn er Familie hat? Kinder, eine Frau?

So wie Adrian?, wirft mein Bruder ein.

Ich werfe ihm einen wütenden Blick zu, Gibt uns sein Handeln das Recht, dasselbe zu tun? Auch wenn davon Unschuldige betroffen sind? So wird es doch nur noch mehr Jäger geben, die Jagd auf uns machen. Mehr Tote und mehr zerstörte Familien.

Ich verstehe es ja, Lyall räuspert sich, Aber es ist... Ich könnte nicht... Ich würde auch Rache wollen. Solche Dinge hinzunehmen, sie zu verzeihen, das ist eine seltene Gabe, die ich nicht besitze. Umso stolzer bin ich, dass du sie hast!

Vielleicht solltest du es lernen?, ich senke traurig den Kopf, Sonst endet es bei dir noch so wie bei Vater und Mutter. Vater konnte auch nie verzeihen und die Dinge hinnehmen und Mutter war zu stur, um sich mit seiner Meinung zu beschäftigen.

Lyall drückt seinen Körper dichter an meinen und leckt mir beruhigend über die Ohren, ich werde aufpassen. Aber, wenn Eric dem Jäger nicht verzeihen kann, was wirst du dann tun? Es hinnehmen, dass er jemanden getötet hat oder töten will?

Ich weiß es nicht, hauche ich, Und deswegen habe ich furchtbare Angst. Was wenn ich Eric nicht verzeihen kann? Die Zeit war gerade so schön. Mit ihm. Mit euch allen. Ich war so glücklich und ich will das nicht verlieren. Aber ich will auch nicht meine eigene Meinung einfach vergessen, meine Ideale über den Haufen werfen, nur um an etwas festzuhalten, dass sich so oder so ändern wird. Und was, wenn so etwas wieder passiert? Wenn wir auch enden, wie Vater und Mutter, nur weil wir beide auf unseren Meinungen beharren?

Ich glaube, wenn eure Beziehung stark genug ist, schafft ihr es durch jede schwere Zeit!, Lyall schmiegt sich an ich und leckt mir vereinzelte Tränen aus den Augenwinkeln. Mir war nicht einmal bewusst, dass ich angefangen habe zu weinen.

Rede mit Eric darüber. Aber erst morgen. Wenn die erste Trauer vorbei ist, okay?, er stupst mich aufmunternd an.

Ich nicke, Danke, Lyall!

Kein Problem! Ich muss mich schließlich auch mal wie ein großer Bruder verhalten, oder?, er grinst mich schief an.

Ich lächle, Das sieht immer noch total bescheuert aus!

Lyall kneift mich in die Seite, Klappe! Und schlaf endlich!

Du auch, ich kuschele mich in sein Fell und schließe die Augen.

Morgen werde ich mit Eric reden und meine Sichtweise klären. Hoffentlich läuft das gut.

Ich will ihn wirklich nicht verlieren!


So, nach einer ziemlich vollen Woche mit viel Bettruhe, beginnen jetzt endlich die Ferien und damit wieder eine Zeit des Hochladens zu solchen ungöttlichen Uhrzeiten.

Es tut mir leid, mein Zeitmanagement ist net so toll 0.o

Tja, wir sehen uns dann Dienstag wieder...

Bis dann :)


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