- SIXTY-SIX -

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Abermals saß ich in Harry's Auto. Und wieder sagte niemand ein Wort. 

Ich konnte den Blick nicht von seinem entstellten Gesicht abwenden und je länger ich ihn beobachtete, desto mehr Fragen entstanden, auf die ich die Antwort gar nicht so gerne wissen wollte.

Und ganz oben auf der Liste: ,,Wer-"

,,Sei still.", unterbrach er mich. 

Keine Antworten also. 

Wir hielten vor meinem Haus. Keine Ahnung auf was ich wartete, aber ich machte keine Anstalten auszusteigen. Und Harry forderte mich auch nicht dazu auf. 

Ich fürchtete, dass sobald ich auch nur eine klitzekleine Bewegung machen würde, wäre der Moment vorbei, also starrte ich bloß aus dem Fenster und beobachtete, wie der Wind durch die Bäume strich. Es wurde wieder kühler draußen, der Sommer war zu Ende. 

Nach einiger Zeit hielt ich es nicht mehr aus und sah den gefallenen Engel neben mir an. Gefallener Engel, das klang gut.

Was ich jetzt tun würde war eine blöde Idee, dass wusste ich schon im Voraus, aber ich konnte nicht anders. ,,Willst du rein kommen und vielleicht- du weißt schon, wegen dem ganzen Blut?" (Jaja, ich weiß schon, der Genitiv ist dem Dativ sein Tod, aber 'des Blutes' klingt irgendwie ganz schön scheiße oder?)

Überrascht sah Harry mich an, dann fing er an zu lachen. ,,Meinst du das ernst?"

Schüchtern nickte ich. Blut schoss in meine Wangen. Blöde Idee, wie schon gesagt.

,,Haily, wir sind keine Freunde oder sonst irgendetwas. Weißt du wie sich das anhört? 'Willst du noch mit rein kommen?'"

Er ließ die Frage offen stehen, aber ich wusste was er meinte. Natürlich klang das so, als wäre ich total in ihn verliebt. Was ich ja auch irgendwie war.

Lange sah Harry mich an. Unter seinem bohrenden Blick fühlte ich mich unwohl. Als würde er mir direkt in die Seele starren. Als würde er genau wissen, was ich denke.

Aber dann nickte er. ,,Also gut, los." Er stieg aus.

Wie versteinert blieb ich sitzen. Ich konnte es kaum fassen. Ich hatte Harry gerade wirklich zu mir eingeladen und er hatte wirklich zugestimmt. Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet gewesen. Mein Zimmer war total unordentlich. Und was wenn mein Vater zurück kommen würde? Im Augenblick war sein Auto fort. Aber natürlich konnte er jederzeit ins Haus platzen. Und Harry sehen. Mit Wunden im Gesicht. Mist.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als Harry die Tür neben mir öffnete. ,,Willst du dich noch mal um entscheiden?"

Schnell schüttelte ich den Kopf und stieg aus. Mit Harry direkt hinter mir, humpelte ich zur Tür. Mein Herz pochte wie ein Vorschlaghammer in meiner Brust und ich wusste nicht ob das gut oder eher schlecht war.

,,Meine Schlüssel- halt mal." Ich hielt ihm meine Krücken hin und lehnte mich gegen die Tür, um meine Schlüssel rauszukramen. 

,,Ist dein Vater da?" Harry sah sich um. Er wirkte fast schon eingeschüchtert.

,,Nein." Ich schloss die Tür auf, nahm meine Krücken wieder an mich und trat ein.

,,Wann kommt er wieder?"

,,Weiß ich nicht.", murmelte ich. 

Nachdem Harry die Tür hinter sich geschlossen hatte, gingen wir beide zur Treppe. Dass Harry mir nun dabei zusehen konnte, wie ich Stück für Stück die Stufen erklomm, ließ mich ganz schön hilflos fühlen.

,,Du weißt schon, dass dein Vater-", fuhr er fort, während er mich amüsiert beobachtete.

,,Ja, aber wir kriegen das schon hin." Ächzend legte ich eine kurze Pause ein.

Lost In Forest || H.S.Where stories live. Discover now