- SIXTY-EIGHT -

1.6K 95 6
                                    

GIF: Ich kann mich nicht entscheiden, ob Harry Sex auf zwei Beinen ist oder Zucker pur. Das tut weh. Ganz tief sitzt der Schmerz. Wie bei Haily, als sie sich nicht eingestehen wollte, daSS SIE TOTAL AUF HARRY ABFÄHRT

In den letzten Tagen ging es mir immer besser. Krücken brauchte ich jetzt schon nicht mehr und ab nächster Woche könnte ich wieder zur Schule gehen. Außerdem besuchte mich Harry gelegentlich. Kaum zu glauben, ich weiß, aber er tat es trotzdem. Nur um nach meinem Zustand zu sehen, sagte er immer. Natürlich freute mich das tierisch, auch wenn ich versuchte nicht allzu enthusiastisch zu wirken. 

Und mein Dad und ich verstanden uns wieder ganz gut. Über Mum hatten wir nicht gesprochen, genauso wenig über Harry. Vielleicht mochte er ihn nicht, aber er hielt mich bei Laune und ich glaube, dass wusste mein Vater zu schätzen.

,,Darf's noch was sein?"

,,Nein, das wärs, dankeschön." Ich warf der alten Dame hinter der Theke ein freundliches Lächeln zu und nahm meine Brötchen entgegen.

Mein Vater hatte mich dazu zwangsrekrutiert, Frühstück zu holen und jetzt befand ich mich in der Bäckerei ein paar Straßen weiter. Zu Fuß, ohne Hilfe, zum ersten Mal. Das fühlte sich toll an.

,,Haily?"

Ich drehte mich um als ich meinen Namen hörte. ,,Logan! Hi!"

,,Man, haben wir uns ewig nicht mehr gesehen, wie geht es dir?" Er saß an einem der kleinen Tische, vor ihm Croissant und Marmelade.

Ich setzte mich gegenüber von ihm. ,,Ja, ganz okay eigentlich, es ist komisch wieder laufen zu können.", lächelte ich.

,,Tut mir leid, dass ich dich nicht besuchen konnte, aber ich hatte so viel um die Ohren."

Mein Lächeln versteifte sich ein bisschen, als ich bemerkte, dass ich damit gar kein so großes Problem gehabt hatte. 

,,Und, wie läuft das Verfahren mit Harry?", fuhr er fort.

,,Wie bitte?", verwirrt zog ich die Stirn kraus.

,,Du hast doch Anzeige gegen ihn erstattet."

,,Nein. Es tut ihm leid und er hat es ja nicht mit Absicht gemacht."

,,Du hast keine Anzeige erstattet?", wiederholte Logan, als wäre er schwer von Begriff.

,,Nein, ich habe keine Anzeige erstattet." Irgendwie musste ich schmunzeln.

,,Und du hast mit ihm gesprochen?"

,,Natürlich hab ich mit ihm gesprochen."

Mein Gegenüber sah plötzlich sehr zornig aus. ,,Er hätte dich umbringen können."

,,Danke, aber dass weiß ich mittlerweile auch."

,,Warum verteidigst du ihn so?"

Langsam kam mir das komisch vor. Warum war er so aggressiv? ,,Ich verteidige ihn doch gar nicht."

,,Haily, der Kerl hat dir das Leben schwer gemacht."

,,Das weiß ich. Was ist denn los mit dir?"

,,Ich frage mich nur, wie du alle meine Warnungen einfach so in den Wind schlagen konntest. Ich wollte dir doch nur helfen!", hysterisch raufte er sich durch die Haare.

,,Wovon redest du überhaupt, Logan?!"

,,Du musst dich von ihm trennen."

Was? ,,Von wem trennen?"

,,Über wen reden wir denn die ganze Zeit? Harry! Du must dich von Harry trennen!"

Ich lachte. ,,Da musst du was falsch verstanden haben, wir sind doch gar nicht-"

,,Ich weiß das ihr zusammen seid, ich sehe ihn doch immer, wie er zu dir ins Haus kommt."

Und da verging mir das Lachen wieder. ,,Du beobachtest unser Haus?" Was war das für eine abgefuckte Scheiße? 

,,Nein! Nein, ich bin nur ein paar mal dran vorbei gegangen." Er sank in dich zusammen. Machte sich klein, als wäre er plötzlich nervös. Als würde er sich plötzlich unwohl fühlen.

,,Was ist los, Logan?", versuchte ich es ein wenig sanfter. 

,,Nichts. Lass mich in Frieden."

,,Aber du hast do-"

,,Lass mich!" Er stieß seinen Kaffe um. Dann stand er auf und verschwand im Gang, der zu den Toiletten führte.

Die heiße Flüssigkeit verteilte sich über dem Tisch, sickerte in die Tischdecke ein und ehe ich mich versah, tropfte sie auf meine Hose. Scheiße, tat das weh.

Ich sprang auf und nahm meine Brötchen. Ich würde ganz sicher nicht warten, bis Logan wiederkäme. 

,,'Tschuldige.", murmelte ich der Verkäuferin zu und trat aus dem Laden auf die Straße.

Was war gerade passiert? Und wie oft in letzter Zeit hatte ich mir eigentlich diese Frage gestellt? Mein Leben ging drunter und drüber. Ein einziges Chaos.

Logan war total am durchdrehen. Ich erkannte ihn gar nicht mehr wieder. Er musste verrückt geworden sein. 

Ich schüttelte verstört den Kopf. 

Zu Hause achtete ich nicht auf die Autos die in der Einfahrt standen. Ich spazierte einfach durch die Tür, den Kopf eigentlich noch in der Bäckerei und bei Logan.

,,Hey, Darling."

Mitten in der Küche blieb ich wie angewurzelt stehen. ,,Mum?"

Da saß sie. An der Theke. Als wäre sie nie weg gewesen. Wut kochte in mir auf.

Hinter uns kam mein Vater in die Küche. ,,Haily, da bist du ja. Deine Mutter ist zurück." Fröhlich lächelte mein Dad. Als hätte auch er vergessen, dass meine Mutter einfach so gegangen ist.

,,Das sehe ich, danke." Ich wandte mich an meine Mum. ,,Hast du dich gut ausgeruht? Während wir hier ohne dich durch die Hölle gegangen sind?"

,,Haily, sprich nicht so mit deiner Mutter." Harsch wies mein Vater mich zurecht.

,,Was? Dad, dir ging es doch auch nicht blendend! Und jetzt soll alles wieder gut sein?"

Meine Mutter sagte nichts. War wahrscheinlich auch besser so.

,,Setz dich erstmal und dann können wir in Ruhe darüber reden."

Das war doch nicht sein Ernst. Ich konnte ganz bestimmt nicht da weitermachen, wo wir aufgehört hatten. Mum hatte mich im Stich gelassen. Jedenfalls fühlte sich das so an. ,,Bullshit."

Scharf zog meine Mutter die Luft ein. ,,Seit wann benutzt du denn solche Ausdrücke?"

Ich biss mir auf die Lippe und mich zu beherrschen ihr nicht alles, was ich dachte an den Kopf zu werden. Sie war immerhin noch die Frau, die mich zur Welt gebracht hatte. ,,Seit dem hier nicht mehr alles Friede-Freude-Eierkuchen ist."

Dann verzog ich mich durch die Tür wieder nach Draußen.

Und stieß prompt mit Harry zusammen.

----

Da hätte ich doch glatt Locke geschrieben. Ich konnte mich gerade noch so beherrschen.


Lost In Forest || H.S.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt