- FIFTY -

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Langsam löste er sich von mir. Ich wusste nicht was ich tun sollte also lächelte ich bloß und schaute hoch in seine Augen. Auch er lächelte. Dann rutschte seine Hand von meiner Wange und ebenfalls die an meiner Taille verschwand.

Während ich weiterhin wie versteinert stehen blieb und immer noch nicht glauben konnte was gerade passiert war und das ich mir tatsächlich wünschte, es würde nochmal geschehen, schob er sich einfach an mir vorbei. Dabei strich sein Arm den meinen und jagte eine Gänsehaut über meinen Rücken. Ich erzitterte. 

Als er das merkte, blieb er kurz stehen, grinste und ging dann weiter, um das Häusschen rum, bis er verschwunden war. 

Ich rührte mich immer noch nicht vom Fleck. War das gerade wirklich passiert? Hatten wir uns gerade wirklich geküsst? Ich und mein Erzfeind? 

Die Antwort lautete ja. Und ich konnte es trotzdem nicht realisieren. Es ging nicht in meinen Kopf rein. Obwohl ich es grade miterlebt hatte, ging meine Vorstellungskraft nicht so weit.

Lächelnd schüttelte ich den Kopf und befreite mich so von meiner Starre. 

***

,,Und dann?", fragte Lewis lachend. ,,Bist du einfach wieder aus dem Wasser gegangen und hast so getan als wäre nichts passiert?"

Die anderen lachten mit.

,,Nein." Ich musste grinsen. ,,Ich musste die Kanister ja noch holen. Also bin ich weiter geschwommen."

Ich war dabei meine Geschichte zu erzählen. Mittlerweile, musste ich selber drüber lachen, ich hatte auch kein Glück. Immer wenn ich einen Moment dachte, alles würde besser werden und ich war für einen Augenblick mal unbeschwert, stellte sich mir wieder das nächste Problem in den Weg.

Ich schaute zu Locke rüber, der mich seit dem Kuss nicht eines Blickes gewürdigt hatte. Und ich wollte nicht, das es mir so zu schaffen machte. Ich wusste, der Kuss war ein riesen Fehler gewesen. Was er jetzt wohl von mir dachte. Und was war mit dem Jungen, der zu Hause auf mich wartete? Hatte ich eine Sekunde daran gedacht, wie sehr ich ihn verletzten würde? 

,,Komm schon, machs nicht so spannend, was hast du dann gemacht?", holte mich Henry aus meinen Gedanken.

Er saß neben mir und stupste mich mit seinem Ellenbogen an. Sein Gesicht wirkte so, als stünde es in Flammen. Die Hitze vom Feuer tat seinem Gesicht nicht gut und dazu kam noch zusätzlich rote Farbe, die die Flammen verursachten.

,,Komm einfach zum Schluss.", murmelte Locke schroff.

Überrascht, dass er sich nun auch äußerte und weil ich ihn einfach nicht verstanden hatte, starrte ich ihn an. ,,Was?"

Genervt verdrehte der gelockte Junge die Augen, dann ließ sein Blick von mir ab und er schaute Henry an. ,,Sie ist auf der Wiese am See zusammengebrochen, und hat ausgesehen wie ein Monster, gekreuzt mit einem kleinem Baby. Das sah echt armselig aus."

Jetzt hatte ich ihn sehr wohl gehört. ,,Wie bitte?!"

,,Haily, frag nicht, du hast mich genau gehört."

,,Aber warum sagst du sowas?"

,,Vielleicht weil es die Wahrheit ist?!" Er lachte humorlos. 

,,Und warum hast du mir nicht voher gezeigt, dass du so denkst?"

,,Weil du Hilfe brauchtest."

,,Aha. Du hilfst mir also, wenn ich notbedürftig bin und bist wieder das totale Arschloch, wenn du meinst mir geht es wieder gut genung um niedergemacht zu werden?"

,,Fragen über fragen...", murmelte Jay dazwischen, aber niemanden schien das zu interessieren.

,,Du hast es erfasst, Baby." Locke grinste mich schief an.

,,Nenn mich nicht so!", wütete ich. 

Ich hasste es so sehr. Ich hatte ihm nie was von mir erzählt, nie was von mir preis gegeben, und trotzdem wusste er genau, wie er mich zu provozieren hatte. Er kannte mich und meine Reaktionen besser als meine besten Freundinnen.

,,Ich kann tun und lassen was ich will."

Ich starrte ihn wütend mit vorgeschobenem Kiefer an. ,,Wenn du meinst. Warum sagst du mir nicht einfach, dass du mich nicht ausstehen kannst, anstatt es mich immer wieder spüren zu lassen?"

Ich war so in Rage gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte, wie ich aufgestanden war. Peinlich berührt setzte ich mich wieder.

,,Gut, ich hasse dich." So locker und abwesend, wie er es über die Lippen brachte, machte mich traurig.

Okay, er hatte es zwar schon mal gesagt, aber jetzt war es was anderes...irgendwie. Es fühlte sich anders an. Schlimmer. Vorallem, nachdem was passiert war. Zwischen uns.

Hinter dem Vorhang aus Zorn, versuchte ich meine niedergeschmettertes Selbst zu verstecken. Ich schüttelte den Kopf und versuchte ihn dann mit meinem Blick Schmerz zuzufügen. Ich wollte ihm alles heimzahlen, was er mir angetan hatte. Wollte dass er spürte, wie ich mich fühlte. Ich wollte das es ihm leid tat. Dass er sich entschuldigen würde, nett zu mir sein würde. Mich mögen würde.

,,Und warum zum Teufel hast du mich dann geküsst.", schrie ich.

Mit einem mal, schien ich alle Aufmerksamkeit erlangt zu haben. Gut, alle, außer die von Jay. Aus den Augenwinkeln bekam ich mit, wie Logan sich die Hand vor den Mund schlug und entsetzt die AUgen aufriss. Auch Lewis und Henry starrten fassunglos zwischen Locke und mir her. 

Locke achtete nur auf mich und lächelte. Es war komisch, ich konnte es nicht zuordnen. Fast schon, als wäre er zufrieden, dass ich es angesprochen hätte.

,,Beschwer dich nicht, es hat dir definitiv total gefallen."

Ich spürte nichtmal, wie meine Wangen sich rot färbten, der Ärger nahm mir jegliches Gefühl.

,,Was laberst du da?! Es hat mi-"

,,Wiedersprich mir nicht! Du mochtest es. Zweifellos."

,,Sagt dir das dein Ego?!" Ich wusste selbst, das er die Wahrheit aussprach, aber ich konnte das nicht zugeben. Nicht vor mir selbst und jedem anderen hier. 

,,Nein, das sagt mir deine Reaktionen auf mich. Wenn du mir nicht glaubst, kann ich es dir gerne nochmal demonstrieren, dann haben wir auch Zeugen."

Ein Schauer lief mir den Rücken runter, bei dem Gedanken, an einen zweiten Kuss. Ob es sich gut oder schlecht anfühlte, konnte ich nicht beurteilen.

,,Ach, lass mich bloß in Ruhe." Ich drehte mich um. Eigentlich wollte ich ihn zum nachdenken bringen, indem ich das eben ansprach. Ich hatte gehofft es würde ihn vielleicht sogar sprachlos machen, dabei wusste ich selbst jetzt nicht mehr, was noch zu sagen.

,,Ich nehme das mal als stumme Zustimmung, dass du mich magst." Ich hörte sogar sein Lächeln.

,,Ich kann dich nicht austehen!", warf ich zurück.

Lügner!

Ich weiß.

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Namasté! Was geht so? Ich hab eben eine Impfung bekommen, mein Arm fällt gleich ab und es ist ein Wunder, dass ich überhaupt schreiben kann.

Meine Freundin (die, die sich irgendwie immer wehtut und mit mir Fahrrad fährt) hat sich dummerweise den Fuß gebrochen (BOOM ICH HABS SCHON WIEDER GESAGT). Dummes, dummes Mädchen echt. Nein, lieb dich du kannst ja nichts dafür. Jedenfalls ist das Kapitel für sie, damit sie wenigstens kurz nicht nichtstuend auf der Couch rumhängt. Gute Besserung, echt, du hast es am wenigsten verdient, vorallem wegen dem Sport <3  

Lea

Lost In Forest || H.S.Where stories live. Discover now